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Forst Vorsicht, tote Baumkrone

Waldspaziergänge sind mit dem Beginn der kalten Jahreszeit gefährlicher geworden. Warum ist das so?

Von Simone Pötschke 11.12.2020, 00:01

Genthin l „Achtsame Waldbesuche“ mahnt das Landeszentrum Wald in einer Pressemitteilung an. Sie richtet sich nicht nur an Spaziergänger oder Freizeitsportler, die auf Waldwegen joggen oder den Wald einfach nur als coronafreien Bereich in den Adventstagen entdecken wollen. Auch Waldbesitzer und Jäger sollen sich angesprochen fühlen.

Anlass für diese ausdrückliche Warnung geben die vielen toten Waldbäume zwischen Burg, Genthin und Jerichow. Insbesondere die Altkiefern, aber auch alle Fichten- und Lärchenbestände konnten die anhaltende Trockenheit, die Zunahme von Pilzkrankheiten und den damit verbundenen Schädlingsbefall der Jahre 2018, 2019 und auch 2020 nicht verkraften und sind zu einem hohen Prozentsatz abgestorben.

Von den derart in Mitleidenschaft gezogenen Bäumen gehen zum Teil immense Gefahren aus für jeden, der den Wald betritt, betont auch Peter Sültmann, Leiter des Betreuungsforstamtes Elb-Havel-Winkel in Genthin.

Noch habe es keine derartigen Unfälle in den Wäldern des Zuständigkeitsbereiches des Betreuungsforstamtes Elb-Havel-Winkel gegeben. Anders im Harz. Hier kam es im Herbst sogar zu einem tödlichen Unfall durch einen abgebrochenen Buchen-Ast.

Die unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen der vergangenen Jahre und die heißen Sommer haben den Wäldern des Betreuungsforstamtes, und dabei insbesondere den Altbeständen, zugesetzt. Betroffen sind auf den 32 000 Hektar Waldflächen des Betreuungsforstamtes besonders die Reviere Havemark und Jerichow.

Selbst Laien können dies deutlich an den braunen Kronen der Kiefern erkennen, die Diplodia pinea, ein wärmeliebender Pilz, hervorruft. Er bringt in kurzer Zeit die gesamte Krone von außen nach innen zum Absterben. Wer den Wald betritt, sollte deshalb unbedingt auf solche kranken Bäume achten und auf plötzlich herabfallende Äste oder ganze Kronenteile gefasst sein.

Forstamtsleiter Peter Sültmann rät, möglichst das Durchstreifen solcher Bestände zu vermeiden und die Mitte breiter Waldwege zu Spaziergängen oder Fahrradtouren zu nutzen. Denn die aktuellen feuchten und kalten Temperaturen würden die Holz-Zersetzung bereits abgestorbener Baumteile, selbst ganzer Bäume, noch beschleunigen.

Jeder, der den Wald betritt, sollte tatsächlich damit rechnen, dass Bäume, die abgestorben oder geschwächt sind, auch ohne heftigen Wind plötzlich umstürzen können, sagt Sültmann.

Generell erfolgt laut Landeswaldgesetz das Betreten und Nutzen der freien Landschaft auf eigene Gefahr.

Mit dem Absterben der Bäume, macht der Forstamtsleiter auch klar, gehe auch eine schnelle Holzentwertung einher. Auch aus diesem Grund sollte das Schadholz möglichst schnell eingeschlagen und vermarktet werden, noch bevor es zur Gefahr für Waldbesucher werden kann.

Das Betreuungsforstamt Elb-Havel-Winkel hat seit 2018 viele Waldbesitzer, die Komunen und Forstbetriebsgemeinschaften, bei der Aufarbeitung des Schadholzes mit Rat und Tat unterstützt. Allein in diesem Jahr wurden durch die Revierleiter bei mehr als 300 Waldbesitzern Schäden im Wald festgestellt, über die die Eigentümer meist schriftlich informiert wurden.

In diesem Jahr unterstützte das Forstamt betreuend und beratend die Aufarbeitung sowie Vermarktung von mehr als 66 000 Festmeter Schadholz. Gleichzeitig wurden die Waldbesitzer bei der Beantragung und Inanspruchnahme von forstlichen Fördermitteln zum Waldschutz unterstützt. So konnten für mehr als 40 Förderanträge zirka 300 000 Euro zur Auszahlung beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Altmark beantragt werden.