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Fundtiere Wie der Tierschutzverein Kati rettete

Der Genthiner Tierschutzverein hat wenig Geld. Er scheut sich trotzdem nicht vor kostenintensiven Rettungsaktionen.

Von Simone Pötschke 30.06.2020, 08:00

Genthin l Ob mit oder ohne Corona: Für Genthins Tierschutzverein sind mit diesem Jahr schwere Zeiten angebrochen. Er bekommt zu spüren, dass die Stadt Stück für Stück die freiwilligen Aufgaben runtergefahren hat. Jetzt erleben die Tierschützer das Ende der Fahnenstange. 2000 Euro, die die Kommune einst an den Verein überwiesen hat, wurden schrittweise jährlich um 500 Euro abgesenkt. Seit diesem Jahr wurde die kommunale Zuwendung für den Verein gänzlich eingestellt. Trotzdem halten die 30 Vereinsmitglieder an dem ehrenamtlichen Tierschutz fest. Sie zeichnen verantwortlich für zwei öffentlichen Futterstellen für Katzen, die täglich von 15 bis 20 Tieren frequentiert werden.

In der Auffangstation an der Karower Straße werden durchgehend 10 bis 15 Katzen aufgenommen und anschließend in den meister Fällen an einen neuen Besitzer vermittelt. Der Verein trägt die Kosten dafür, dass die Tiere kastriert, untersucht und geimpft werden. Meist geht das völlig unspektakulär über die Runden, obwohl der Verein klamm ist. „Wir können darüberhinaus nicht einfach wegschauen, wenn Tiere in Not sind“, sagt André Knopek allerdings. „Dafür liegt uns das Wohl der Tiere einfach zu sehr am Herzen.“ Auch wenn, wie vor wenigen Wochen geschehen, eine Rettungsaktion aus finanzieller Sicht zunächst riskant erscheint. André Knopek hebt damit auf eine nicht alltägliche Rettungsaktion für eine herrenlose Katze ab, die ohne das gemeinsame Engagement von Tierschützern und Tierärzten jämmerlich verendet wäre.

Die Katze war schwer verletzt und abgemagert in einem Garten in Schönhausen gefunden und dann beim Genthiner Tierschutzverein abgeben worden. Dass die Katze ein Sorgenkind werden würde, stellte sich bereits beim ersten Tierarztbesuch heraus.

Der Genthiner Tierarzt Dr. Christian Kühnel diagnostizierte einen komplizierten Bruch am Hinterbein der Katze. Mehrere Knochenteile hatten sich in die Muskeln gebohrt und komplizierten die Behandlung. Vor Ort konnte eine Operation allerdings nicht durchgeführt werden. Wobei, räumt André Knopek an, von Anfang an die Befürchtung stand, ob das Bein überhaupt noch zu retten sein wird. Das entschied sich schließlich bei einer Operation, die in einer Berliner Spezialklinik vorgenommen wurde.

Dafür hatte sich der Genthiner Tierschutzverein mit dem Verein „Ein Zuhause für Tiere e.V.“ aus Berlin in Verbindung gesetzt, der unter anderem auch ein Großteil des Transportes der Patientin übernahm. „Wir haben Fahrerketten zu je fünf Personen gebildet, so dass wir gemeinsam an einem Tag den Hin- und Rücktransport organisieren konnten“, berichtet André Knopek.

Der Operateur konnte das Bein der Katze, die die Vereinsmitglieder auf den Namen Kati getauft haben, retten. Eine befürchetete Amputation blieb ihr erspart „Das war eine Nachricht, die unsere Mühen belohnt hat“, sagt André Knopek.

Dass jetzt auf den Verein neben den Kosten für die Operation, die sich auf 1400 Euro belaufen, weitere Zahlungen, unter anderem für die Nachsorge, zukommen, kann diese Freude nicht schmälern. Auch wenn die Tierschützer jetzt an die Spendenbereitschaft der Genthiner appellieren müssen, um aus dem Minus in der Vereinskasse herauszukommen, kommt bei Andre´ Knopek kein Zweifel an der aufwändigen Rettungsaktion auf. „Das alles ist ein Katzenbein wert“, redet er nicht lange herum. Wenn Kati genesen ist, wird der Verein für sie ein neues Zuhause suchen.

Als Schatzmeister und Tierfreund muss Knopek auch ein guter Jongleur sein, um die Finanzen und damit das Verhältnis zwischen Ausgaben und Einnahmen im Gleichgewicht des Vereins zu halten. Allein mit Mitgliedsbeiträgen wäre dies nicht möglich.

Jährlich kommt der Genthiner Tierschutzverein mit etwa 10.000 Euro für die medizinische Behandlung von Fundtieren auf, ungefähr die Hälfte davon entfällt auf Kastrationen. Damit soll massenhafter, unerwünschten Nachwuchs verhindert werden. Dazu kommen Betriebskosten für die Unterkunft, Miete und Futterkosten.

Spendenkonto des Tierschutzvereins Genthin bei der Sparkasse Jerichower Land, IBAN: DE 378105400000712000437.