Insolvenz Für Thurn Genthin wird ein Investor gesucht
Die Corona-Pandemie hat den Thurn-Standort in Genthin in die Knie gezwungen. Das Unternehmen hat nach dramatischen Umsatzeinbrüchen Insolvenz angemeldet. Für Genthin ist dies eine besonders bittere Pille.

Genthin - Mit dem aktuellen Insolvenzantrag erlebt der Standort der Flüssigproduktion, einst ein begehrtes Henkel- Filetstück, nunmehr seine vierte Insolvenz. „Die Insolvenzhistorie ist in erster Linie für die Belegschaft einfach nur traurig“, sagt auch Insolvenzverwalter Dr. Jens Schmidt auf Anfrage der Volksstimme.
Vor diesem Hintergrund nehme er derzeit eine verlässliche und wertvolle Belegschaft wahr, die eine Lösung verdient habe. Wie die aussehen kann, ist derzeit allerdings noch völlig unklar. Der Insolvenzverwalter legte sich nicht fest, in welche Richtung der Sanierungskurs aufgenommen wird. Dies hänge davon ab, wie der Produktfokus von potentiellen Investoren ausfällt. Flüssig, Pulver, Tabs ... Darauf könnte die Sanierung angepasst werden, ließ Schmidt offen.
„Das klare Ziel ist der Erhalt der wirtschaftlichen Einheit und mit dieser die drei Standorte.“ In vier Wochen sei man weiter.
Jede Insolvenz, zeigte sich Dr. Schmidt zuversichtlich, berge auch eine Chance.
Darauf hob auch Landrat Dr. Steffen Burchhardt (SPD) , der aus der Volksstimme von der Insolvenz erfuhr, in einer ersten Stellungnahme ab.
In Anbetracht eines relativ engen Marktes in der Waschmittelbranche und eines schweren Jahres, sei es sicherlich kein Zufall, dass es nun bereits zum vierten Mal an diesem Standort zu einer Insolvenz gekommen sei, sagte er. Er gab zunächst zu bedenken, dass sich das Unternehmen in einer schwierigen Situation befinde, deren Ursachen erst genau untersucht werden müssten.
Landrat setzt weiter auf den Chemiepark
Burchhardt verwies in diesem Zusammenhang auf einen Besuch, den er der Firma vor einigen Monaten abgestattet hatte. Er habe dabei einen guten Eindruck von der Dynamik und den Plänen des Unternehmens gewinnen können. Das alles habe für einen guten Ansatz gesprochen. Deshalb sei er optimistisch, dass sich an dem Standort kein dauerhafter Stillstand einstellen und Angebote von Investoren folgen würden. Vorhandenes Potential, Fachkräfte und starke Nachbar-Unternehmen würden aus Sicht des Landrates dafür sorgen, dass sich der Thurn-Standort zukünftig zu keiner deutlichen Schwachstelle im Chemiepark entwickeln werde.
Genthiner Mitarbeiter der Thurn Contract Services GmbH äußerten sich bisher nicht öffentlich zur angemeldeten Insolvenz. Im Unternehmen gibt es keinen Betriebsrat.
Peter Schoof, Geschäftsführender Gesellschafter bei Thurn, hatte am Montag gegenüber der Volksstimme die Insolvenz mit massiven Umsatzrückgängen bei Waschmitteln und waschnahen Artikeln durch den Corona-Lockdown der letzten sieben Monaten begründet. Coronabedingt seien dem Unternehmen 30 Prozent weniger Waschmittel abgenommen worden, erklärte Schoof gegenüber der Kölnischen Rundschau. Das Geschäft sei in den Bereichen Freizeitsport, körpernahe Dienstleistungen und Gastronomie eingebrochen. Die Situation sei gleichzeitig verschärft worden durch drastische Preissteigerungen bei Verpackungen und Rohstoffe.
Thurn zählt 200 Mitarbeiter an drei Standorten im niederländischen Kerkrade, in Neunkirchen und davon 56 in Genthin.
In Genthin wird derzeit der Betrieb aufrechterhalten und Verträge bis hin zur Belieferung weiterhin erfüllt.