„Kaufpreis nicht entscheidend“ Genthins Bürgermeister Matthias Günther legt ersten Entwurf zum Erwerb des Stadtkulturhauses durch die Stadt vor
Bis zu 20 Veranstaltungen pro Jahr fanden bisher im Stadtkulturhaus statt. Wenn die Stadt als Eigentümerin übernehme, wolle sie die auf 77 pro Jahr steigern. Der Kaufpreis sei nicht entscheidend.

Genthin - Die Stadt macht jetzt offensichtlich Dampf als möglicher künftiger Eigentümer des Stadtkulturhauses. Am Freitagabend hat Bürgermeister Matthias Günther, wie die Volksstimme erfuhr, einen ersten vorläufigen Entwurf eines Konzeptes zum Kauf des Hauses an die Fraktionsvorsitzenden und an den Stadtratsvorsitzenden Gerd Mangelsdorf verschickt. Am Montag dann hat Günther für heute ins Rathaus geladen, um mit den Fraktionsvorsitzenden oder deren Vertretern und Gerd Mangelsdorf darüber zu reden.
Das Exposé liegt der Volksstimme vor. Demnach hätten „in Summe etwa 15 - 20 Veranstaltungen im Jahr“ dort stattgefunden. Das seien Auftritte der beiden Genthiner Faschingsvereine, des Genthiner Amateurtheaters, des Genthiner Blasorchesters sowie Jugendweihefeiern, Abibälle, Stadtratssitzungen und Disco-Veranstaltungen gewesen. Diese könnten auch in Zukunft hier stattfinden. Aber insgesamt seien es zu wenig. „Mit einem Veranstaltungsmanagement sollte die Auslastung schrittweise erhöht werden“, heißt es in dem Papier. Als Orientierungswert gelten jene 77 Veranstaltungen pro Jahr, die in der Stadthalle Burg stattfänden.
Entgeltordnung wie für Burger Stadthalle
Auch die weiteren Räumlichkeiten im Haus sollen „wirtschaftlich verwertet“ werden. Dafür solle eine Entgeltordnung, wie es sie für die Stadthalle Burg gäbe, aufgelegt werden. Auch wenn die Inprotec AG, momentaner Eigentümer des Stadtkulturhauses, schon von einem Kaufpreis zwischen 40.000 und 60.000 Euro gesprochen habe, heißt es im Entwurf: „Für eine Kaufentscheidung ist der Kaufpreis nicht abschließend entscheidend, andere Faktoren sind gewichtiger“.
Damit dürften vor allem die Kosten für die Herstellung eines genehmigungsfähigen Brandschutzes gemeint sein. Weil es „aktuell keine gesicherten Zahlen“ dazu gäbe, wäre „ein Gutachten zu Anforderungen und Kosten zu beauftragen“. Alles in allem würden für Brandschutzmaßnahmen Kosten in Höhe von 500.000 Euro angenommen. Neben geschätzten Betriebs- und Nebenkosten (60.000 Euro im Jahr und 600.000 Euro verteilt auf zehn Jahre), würden auf die Stadt als Eigentümer noch Instandhaltungskosten (geschätzte 30.000 Euro pro Jahr und 300.000 Euro in zehn Jahren) sowie Personalkosten für Veranstaltungsmanagement und technische Mitarbeiter (geschätzte 50.000 Euro im Jahr, 500.000 Euro in zehn Jahren) zukommen.
Gesamtkosten von 2,6 Millionen Euro für über zehn Jahre
Auch den Aufwand zur Behebung des Sanierungsstaus kalkuliert die Stadt in dem Papier. Wenn sie dafür 75.000 Euro pro Jahr veranschlage, wäre die Sanierung in zehn Jahren mit einer Summe von 750.000 Euro erledigt. Wäre die Stadt Eigentümerin des Hauses, so geht auch noch aus dem Papier hervor, könnte sie sich als Betreiber sich selbst, ein Unternehmen oder einen Verein vorstellen. Insgesamt kämen - zum Teil auf zehn Jahre verteilt - geschätzte Kosten in Höhe von 2,6 Millionen Euro auf die Stadt als neue Eigentümerin zu.
Beim Carnevals Club Waschmittelwerk Genthin (CCW) dürfte dies auf Zustimmung stoßen. Denn der Vereinsvorstand hat in einem Papier, das der Volksstimme ebenfalls vorliegt, Gründe zusammengetragen, „warum das Stadtkulturhaus eine Immobilie der Stadt sein/werden“ müsse. Es gebe genügend Beispiele in der Umgebung: Die Städte Burg und Möckern betrieben vergleichbare Häuser. Die Kommunen Jerichow, Hohenwarthe, Biederitz und Möser betrieben - alle als Eigentümer - kleinere Häuser.
CCW: Immobilie braucht langfristige Maßnahmen zum Erhalt
Werde eine langfristige Sicherung angestrebt, ginge das nur, wenn sich die Immobilie in Eigentum der Stadt befände, weil eine Immobilie langfristige Maßnahmen zum Erhalt bräuchte, die nur mit öffentlichen Mitteln zu realisieren seien. Eine private Firma müsse gewinnorientierend arbeiten, sie würde keine gemeinnützigen Aufgaben realisieren. Keine private Firma sei vor einer Insolvenz gefeit. Wenn dies einträte, würden vorhandene Immobilien Bestandteil der Insolvenzmasse. Einer Stadt drohe in solch' einem Fall höchstens die Zwangsverwaltung.
Als möglichen Betreiber könne sich der CCW die Touristinformation der Stadt, einen Stadtmarketingverein oder auch einen Verein zur Rettung des Stadtkulturhauses vorstellen. Der würde ein langfristiges Konzept zur Betreibung und Entwicklung des Objektes als Kulturzentrum für die nördliche Region des Jerichower Landes gemeinsam mit der Stadt erarbeiten. Der CCW-Vorstand schlägt die Bildung einer Arbeitsgruppe mit Stadträten, Vereinsvertretern und Wirtschaftsleuten vor. Diese AG solle Konzepte und Vorschläge für notwendig werdende Stadtratsbeschlüsse erarbeiten.
