Tradition Hier kommt auch Sellerie ins Eis
Ende der Winterpause für Genthiner Eiscafé / Optimismus trotz Corona
Genthin
Ab sofort beginnt in Genthin wieder die Eiszeit. Das Eiscafé Pechmann an der Bahnhofstraße, dessen Inhaberin Jaqueline Herregott aus Neuderben ist, öffnet nach mehrmonatiger, saisonbedingter Pause. Alles ist in den vergangenen Tagen geputzt und gewienert worden, so dass endlich die Eisproduktion auf Hochtouren anlaufen kann. „Eismann“ Tom Herregott setzt trotz Corona auf einen guten Start.
„Unsere Eis war im vergangenen Jahr bei den Genthinern sehr gefragt, wir haben in der Saisonpause unsere Hausaufgaben gemacht, um daran anknüpfen zu können“, zeigt er sich zuversichtlich. Das Eiscafé habe sowieso über die Wintermonate geschlossen, insofern streue Corona zumindest in diesem Geschäft nicht allzu viel Sand ins Getriebe, auch wenn es sehr wohl Einbußen gegeben habe. Die seien aber nicht mit denen in der Gastronomie zu vergleichen. Nach den geltenden Hygiene-Vorschriften ist ab Dienstag erneut ausschließlich der Straßenverkauf - unter Einhaltung der AHA-Regeln - zulässig. Es bleibt also vorerst beim „Eis to go“, das strenge „No go“ („Nichts geht“) bei den Sitzplätzen hat weiterhin Bestand.
Ein Stück Stadtgeschichte
„Als wir vor gut eineinhalb Jahren, also noch vor Corona, das Eiscafé übernahmen, haben wir erst gezweifelt, ob das gut gehen kann“, sagt Tom Herregott, der das Eis-Handwerk bei einem gestandenen Konditormeister erlernt hat und gern von dem Eiscafé als einer Eismanufaktur spricht. Schließlich gebe es in jedem Supermarkt zig Eissorten, darunter auch sehr gute, zu kaufen.
Doch der Ausflug zur Eisdiele ist für viele Genthiner nach wie vor ein kleines Ereignis, vergleichbar mit dem Besuch des Kinos oder des Bowlingcenters, und wird nach wie vor über die Generationen hinweg nahezu zelebriert. Das weiß auch der Inhaber. Deshalb reiche es nicht, sich nur auf die Tradition der Eisdiele und ihren guten Namen zu verlassen. Andererseits sei der Name „Pechmann“ in Genthin auch eine gewisse Herausforderung, kein beliebiges Eis anzubieten.
Kooperation mir regionalen Erzeugern
Eis ist nicht gleich Eis - diese alte Weisheit macht sich Herregott praktisch zunutze, um mit seinen selbst hergestellten Produkten in der breit aufgestellten Branche mithalten zu können. Wie viele Lebensmittelproduzenten ganz unterschiedlicher Sparten setzt er auch beim Eis voll auf Regionalität. Damit ist er bisher gut, zumindest ohne größere Blessuren durch die Corona-Zeit gekommen.
Herregott produziert selbst ausschließlich mit natürlichen Rohstoffen und verzichtet dabei auf die Zugabe von Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Emulgatoren. Das bedeutet einen erheblichen Mehraufwand. Frischmilch bezieht er so von der Klietznicker Hofmolkerei, frisches Obst und Erdbeeren kommen von einem Landwirtschaftsbetrieb in Bensdorf (Potsdam-Mittelmark). „Wo Erdbeere draufsteht, ist auch Erdbeere drin“, versichert Herregott. Als Bio-Eis will er sein Sortiment dennoch nicht anpreisen. Das wäre, sagt er, ein Etikettenschwindel, denn dazu müsste es eigens zertifiziert sein.
Einen Erzeuger von Orangen und Zitronen, die für Eis ein Muss sind, gibt es freilich vor Ort nicht. Die bezieht der Genthiner Eishersteller über ein sogenanntes „Adoptionsprojekt“ mit der Santa Barbara Organic Farm in Valencia in Spanien, mit dem die Produktion und Ernte nach umweltfreundlichen Aspekten zertifiziert wird.
Tomateneis gefällig?
Die Herkunft bleibe somit auch für diese Früchte nachvollziehbar, erklärt Herrgott. Im Gegensatz zu Bestellungen über den Großmarkt sei das für ihn „ein himmelweiter Unterschied“, was die Qualität der Früchte betrifft.
Eis soll bei Herrgott auch in diesem Jahr „ein Produkt ohne Limit“ sein. Er sei im vergangenen Jahr gut damit gefahren, Eis auch aus ungewöhnlichen Zutaten, etwa aus Sellerie, Gurken, Möhren, Basilikum oder Arganöl herzustellen. Auch solche Eissorten kämen an, meint Herregott. Bei der Kundschaft hatte so im vergangenen Jahr ein Apfel-Sellerie-Eis besonders gepunktet. Neben Standard-Sorten wie Schoko, Vanille und Stracciatella werde er sich bei solchen „Exoten“ weiter ausprobieren. Eines dieser ungewöhnlichen Eis-Sorten soll demnächst immer im Angebot sein. In dieser Saison hat sich Herregott vorgenommen, werde er sich mal an einem Tomateneis ausprobieren.
Eine zunehmende Nachfrage hat Herregott auch beim veganen, milchfreien Eis ausgemacht. Das ermuntere ihn, in diese Richtung weiter zu experimentieren. „Ich werde mich in weiteren Sorten ausprobieren“, ist sich Herregott sicher. Vielleicht auch an einem Pflaumeneis.