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Gesundheit In Havelberg übernimmt Salus

Landeseigener Krankenhausträger will Konzept für die Medizinversorgung vorlegen

12.04.2021, 15:59

Genthin

Andrea Schröder und Mike Fleske

Genthin l Am Donnerstag einigten sich die Städte Genthin und Havelberg am Rande einer Diskussionsrunde in Genthin auf ein gemeinsames Werben um die Einrichtung einer medizinischen Notfallversorgung. Diese solle 24 Stunden an sieben Tagen die Woche in den beiden Städten vorgehalten werden. Grund ist, das es in beiden Städten keine Krankenhäuser mehr gibt.

Am Freitag kam während eines Besuches von Sozialministerin Petra Grimm-Benne und Staatssekretärin Beate Bröcker (beide SPD) in Havelberg eine neue Idee auf den Tisch. Demnach wolle dort die landeseigene Krankenhausgesellschaft Salus bis zum 1. August ein Konzept erstellen, wie die medizinische Versorgung in Havelberg aussehen könnte. Salus-Geschäftsführer Hans-Joachim Fietz-Mahlow hatte vorgeschlagen, mit einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), ein Modell für ein Gesundheits- und Sozialzentrum zu entwickeln, das schrittweise zum Ziel führen soll. In Genthin ist man angesichts der Nachrichten aus Havelberg eher zurückhaltend. „Die Zielanforderung für Genthin ist eine stationäre 24-Stunden-Notfallversorgung an sieben Tagen die Woche“, schickt der Genthiner Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) seinen Ausführungen die Grundforderung voraus, die auch weiterhin von seinem Havelberger Amtskollegen Bernd Poloski (parteilos) mitgetragen wird.

Günther führt aus, was seiner Meinung nach zu dieser Art der Versorgung gehört: „Fachpersonal zur Durchführung einer Erstdiagnostik inklusive Röntgen und CT. So können Bürger medizinisch unaufschiebbare Notfälle vorstellen, ohne gleich einen Rettungswagen in Anspruch zu nehmen.“ Wie dies durch ein MVZ-Modell realisiert werden solle, bleibe seiner Meinung nach noch unklar.

Wenig angetan ist der Genthiner Grünen-Stadtrat Lutz Nitz. Er hatte die Diskussionsrunde in Genthin organisiert. „Wir kämpfen seit drei Jahren für die medizinische Versorgung in Genthin, haben mit den Johannitern einen Träger, der sich engagieren möchte, wir haben mit diesem bereits Konzepte erstellt und auf Hinweis der Ministerin überarbeitet.“ Ein Signal, dass auch die Krankenhausgesellschaft tätig werden könne, habe es nicht gegeben.

Zusammenarbeit findet Erwähnung

In Havelberg wurde die Zusammenarbeit mit den Johannitern ebenfalls erwähnt. Staatssekretärin Bröcker, die Aufsichtsratsvorsitzende der Salus gGmbH ist, erklärte, dass in einem Konzept der landeseigenen Krankenhausgesellschaft für eine sektorenübergreifende Versorgung eine Möglichkeit gesehen werde, eine Blaupause, sprich ein Modellprojekt für den ländlichen Raum zu erhalten. Dazu hätten auch Krankenkassen als Kostenträger und die Kassenärztliche Vereinigung Zustimmung signalisiert.

Eine Projektskizze, wie die in Havelberg, sei auch den Johannitern in mehreren Gesprächen angeboten worden, erklärte Ministerin Grimm-Benne. Doch hätte der Krankenhausträger aus Stendal auf sein Konzept „Portalklinik mit Nebenbetriebsstätte Geriatrie“ beharrt. Dahinter verbirgt sich das als Johanniterquartier (Senioreneinrichtung mit ambulanter und stationärer Medizinversorgung) bezeichnete Projekt, das auch in Genthin im Gespräch war. Dieses sei aus fachlichen und rechtlichen Gründen nicht genehmigungsfähig und die Kostenträger würden sie auch nicht finanzieren, so die Ministerin weiter.

„Tatsächlich sind Nebenbetriebsstätten in der Krankenhausplanung nicht vorgesehen. Was ein Krankenhaus ist, ist im fünften Buch Sozialgesetzbuch und im Krankenhausfinanzierungsgesetz des Bundes eindeutig geregelt. Dieser Definition können die beantragten Nebenbetriebsstätten nicht gerecht werden. Sie können auch keine unselbstständigen Betriebsteile des Krankenhauses Stendal sein. Damit sind sie nicht genehmigungsfähig“, hatte die Pressestelle des Sozialministeriums vor einigen Wochen gegenüber der Havelberger Volksstimme erklärt. Dieser Sachverhalt sei den Johannitern in mehreren Beratungen mitgeteilt worden.

Der Geschäftsführer der Akutkrankenhäuser der Johanniter GmbH Dr. Thomas Krössin sei bereits Ende des dritten Quartals 2020 gebeten worden, als Alternative die Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums MVZ mit kurzfristiger Unterbringungsmöglichkeit für einige wenige Patienten zu prüfen. Allerdings sei laut Ministerium nichts vorgelegt worden. Thomas Krössin hatte gegenüber der Havelberger Volksstimme kürzlich erklärt, dass zu keinem Zeitpunkt eine „Nachbesserung“ mit einem Konzept für ein MVZ an die Johanniter herangetragen worden sei. Ein zusätzliches MVZ in Havelberg würde das Problem der stationären Grundversorgung in der Region nicht lösen. Vielmehr gehe es darum, „mit einer Portalklinik die stationäre und damit auch nächtliche Versorgung von Patienten zu sichern. Mit der Anbindung an das Johanniter-Krankenhaus in Stendal kann eine hoch spezialisierte Medizin für sehr schwer und lebensbedrohlich Erkrankte angeboten werden“.

Hier wären sich Havelberg und Genthin ähnlich, wenngleich mit dem Unterschied, dass die Johanniter in Genthin Eigentümer des Geländes sind, auf dem sie bis 2017 ihr Krankenhaus betrieben haben. Bei ihrem Besuch in Havelberg hatte die Ministerin gesagt: „Wir haben nichts gegen einen Träger.“ Staatssekretärin Beate Bröcker ergänzte: „Die Nähe zu Havelberg hat für die Johanniter gesprochen. Das ist für die Salus schwierig.“ Ein Engagement sei deshalb nicht von wirtschaftlichem Interesse, sondern als Problemlöser zu verstehen.