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Aus Respekt vor dem Virus In kurzfristiger Aktion werden in drei Stunden 90 Genthiner Feuerwehrleute geimpft

Aktualisiert: 19.4.2021, 09:19

Tuchheim/Genthin. In einer wohl beispiellosen Aktion sind kürzlich Feuerwehrleute der neun Genthiner Wehren mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer gegen das Coronavirus geimpft worden. Als Dr. Karsten Beyer, Leitender Notarzt des Landkreises, signalisierte, dass eine solche Impfaktion möglich wäre, fackelte Stadtwehrleiter Achim Schmechtig nicht lange und organisierte von einem Tag auf den anderen, dass alle impfwilligen Feuerwehrleute der neun zu Genthin gehörenden Ortswehren zum anberaumten Termin in der Genthiner Feuerwehrstation in der Geschwister-Scholl-Straße die dort aufgebaute Impfstraße entlang schreiten konnten. Ohne den Dienstbetrieb zu gefährden natürlich, erzählt Schmechtig. „Nach einer halben Stunde“, sagt der Tucheimer Udo Krause in einem Gespräch mit der Volksstimme, „war alles erledigt“. Innerhalb von insgesamt lediglich drei Stunden bekamen 90 aktive Einsatz-Kameraden ihren Anti-Corona-Pieks in den Oberarm.

Dies sei möglich gewesen, so der Wehrleiter, weil die Stadtwehrleitung schon im Januar vorsorglich abgefragt hatte, wer sich möglicherweise impfen lassen wolle. So hatte man einen ganz guten Überblick. Wenn jetzt jemand nein gesagt hat, dann, so Schmechtig, in der Regel deshalb, weil er oder sie ohnehin in einem medizinischen Beruf arbeitet und dort seine Impfung bereits bekommen hat. Die rekordverdächtige Zeit, in der die Feuerwehr-Impfaktion über die Bühne gehen konnte, sei auch deshalb möglich gewesen, weil sich die Stadtverwaltung soweit es ging, bereits im Vorfeld um den bürokratischen Papierkram gekümmert habe, sagt Schmechtig. So konnten der Leitende Notarzt und Impfschwester Jana Scholz sich ganz dem eigentlichen Impfvorgang widmen.

„Krise“, sagt Achim Schmechtig, „können wir gut.“ Die Tucheimer Feuerwehrleute Marcus Stingl, Tobias Kuhne und Udo Krause nicken unisono. „Wir Feuerwehrleute“, führt Schmechtig weiter aus, „sind im Umgang mit Risikosituationen geschult, wissen, wie wir damit umzugehen haben.“ Und trotzdem: Eine Reihe von Einsätzen, wie Tragehilfen für den Rettungsdienst oder die Erstversorgung von Verletzten bei Verkehrsunfällen, würden eben immer auch ein nicht kalkulierbares Restrisiko einer möglichen Ansteckung in sich bergen, sagt der Wehrleiter.

„Deshalb halten auch wir nun Abstand, wo es nur irgend geht“, konkretisiert Marcus Stingl. „Auch beim Einsatz: Nur derjenige Kamerad, der unbedingt muss, geht in den Gefahrenort, um jemanden herauszuholen“. Jeder Trupp bleibt am Fahrzeug unter sich, versucht, den anderen Teams während des Einsatzes nicht zu nahe zu kommen. Auch beim An- und Ablegen der Ausrüstung wird Abstand gehalten und die Feuerwehrleute achten auch darauf, dass sie beim Einsatz den Sanitätern und Ärzten vom Rettungsdienst nicht zu nahe kommen.

Maske tragen - nicht nur die Atemschutzmaske während unmittelbarer Löscharbeiten - ist für alle Kameradinnen und Kameraden zur notwendigen Gewohnheit geworden. Seit dem 16. März ruht wegen Corona auch der Ausbildungs- und Dienstbetrieb in den Ortsfeuerwehren, die sogenannten Standortausbildungen. Eigentlich die „Mutter aller Ausbildung“, die sonst gerade die elementare Grundlage ist für einen soliden Wissens- und Könnensstand der Feuerwehrangehörigen.

Für die meisten Kameraden, so Tobias Kuhne, ist die Feuerwehrtruppe eine zweite Familie. Innerhalb derer man sich auch privat treffe. Auch dem hat die Corona-Pandemie einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. „Wir sehen uns praktisch nur noch während der Einsätze“, so Schmechtig. Private Gespräche hätten da natürlich keinen Platz. Stingl, Kuhne, Krause und Schmechtig fühlen sich geimpft nun aber ein Stük weit sicherer, auch wenn sie als in Katastrophen Geschulte wissen, dass es für kaum etwas auf der Welt eine 100-prozentige Garantie beziehungsweise Sicherheit gibt. Auch muss ja erst noch die zweite Impfung im Arm sein, um sich richtig geschützt fühlen zu können. Ansonsten: „Uns ist der Umgang mit Krankheit, Unfällen und anderen Unwägbarkeiten nicht fremd“, so Tobias Kuhne. Die Genthiner Feuerwehrleute gehen also weiter ohne Angst, aber doch mit Respekt vor dem Virus in ihre Einsätze.