Erneute Einweihungsfeier im AWO Fachkrankenhaus/4 Millionen Euro investiert Jerichow: Akutpsychiatrie zieht in Haus 19
Großes Interesse fand gestern die Einweihung des sanierten und umgebauten Hauses 19 des AWO Fachkrankenhauses Jerichow als Akutpsychiatrische Station. Konnten gestern noch Besucher die großen, freundlich-hellen Räume besichtigen, erfolgt heute der Umzug der Patienten.
Jerichow l Den symbolischen Schlüssel erhielt Oberärztin Dr. Beate Riedl aus den Händen von Architekt Ulrich Kirchner. Sie freut sich sehr über die neuen Räume für die Akutpsychiatrie. "2005 mussten wir aus Haus 15 zunächst in Haus 13 ziehen und wurden mit verringerter Bettenzahl und räumlicher Enge konfrontiert", blickte sie zurück. "Aber wir haben gesehen, dass der Bedarf nicht abnahm. Deshalb hatten wir in den letzten zwei Jahren Wartelisten und konnten nicht immer jeden, der eine Behandlung benötigte, gleich aufnehmen."
Diese Situation wird sich nun deutlich entspannen. Auf zwei Etagen stehen nun 28 Betten in Ein- und Zweibettzimmern mit Nasszellen zur Verfügung. Auch ein Mutter-Kind-Zimmer und ein Spielzimmer sind integriert, weiterhin verschiedene Therapieräume, ein Fernsehraum und weitere, wobei auch Dachgeschoss und Kellergeschoss genutzt werden.
Die Betreuung der Patienten werde in vier Therapiegruppen erfolgen, erläuterte Dr. Beate Riedl. Dabei kommen auch ganz moderne Therapieverfahren mit zum Einsatz.
Bevor jedoch der Schlüssel übergeben und die obligatorischen Reden gehalten wurden, gab es einen musikalischen Auftakt: Die Krankenhaus-Band "Saitenspinner" eröffnete mit ihrer gelungenen Darbietung des DDR-Rock-Klassikers "Als ich fortging..." und sicherte sich damit jede Menge Applaus.
Begrüßt hat die Anwesenden zunächst der kommissarische Verwaltungsleiter Hermann Fox. Wolfgang Schuth, Geschäftsführer der AWO Krankenhausbetriebsgesellschaft, verglich die Situation seit der Übernahme des Fachkrankenhauses durch die AWO im Jahr 1996 mit jener während der Erbauung der Klinik, die im Jahr 1900 begann und im Wesentlichen bis in die 1920-er Jahre dauerte: "Damals wie heute wurde etwa jedes Jahr ein Haus fertig!" Haus 19 sei das neunte Gebäude des AWO Fachkrankenhauses, das in den vergangenen zwei Jahrzehnten umfassend saniert, ergänzt oder neu errichtet wurde."31 Millionen Euro an öffentlichen Mitteln sind bereits ins Fachkrankenhaus geflossen, dazu kommen fünf Millionen Eigenmittel" Insgesamt seien schon über 50 Millionen Euro hier investiert worden, was auch der Schaffung von Arbeitsplätzen diene. "Und wir sind noch nicht am Ende!"
In den kommenden Jahren erhoffe er sich noch einige weitere Investitionsmittel vom Land, wenn auch weniger als bisher, sagte Schuth. Insbesondere um die Sanierung der Häuser 8 und 13 gehe es noch, vielleicht auch irgendwann noch Haus 12. "Dann muss aus eigener Kraft die Substanzerhaltung erfolgen."
In die Baumaßnahmen von Haus 19 sind vier Millionen Euro aus Fördermitteln des Landes Sachsen-Anhalt für den Krankenhausbau geflossen, wobei gut 3,8 Millionen Euro - über 90 Prozent des Auftragsvolumens - an Firmen des Landes ging, also der Heimischen Wirtschaft zugute kam.
"Wir sind immer wieder hierher eingeladen, weil hier etwas passiert", lobte Landrat Lothar Finzelberg und würdigte auch die guten technischen Umsetzungen, resultierend aus einer gewachsenen Partnerschaft mit dem Architektenbüro. Und er hob die Bedeutung des Fachkrankenhauses für den Landkreis und darüber hinaus hervor. "Das Fachlkrankenhaus Jerichow ist eines von fünf Krankenhäusern im Landkreis, auf die wir ganz dringend angewiesen sind!"
Bürgermeister Harald Bothe untermauerte dies noch, bezugnehmend auf Jerichow: "Das Fachkrankenhaus ist der Lebensnerv für unsere Stadt. Wir sind stolz, dass wir es haben, und auf die Mitarbeiter, dass sie dafür sorgen, dass es einen guten Ruf genießt."
Die Einweihung des Hauses 19 sei eigentlich das Ereignis des Jahres 2011 - aufs neue Jahr nur der Feiertage wegen verschoben, sagte der leitende Chefarzt Joachim Müller. "Denn für 2012 haben wir die Erweiterung der Tagesklinik Havelberg vor", kündigte er an. Zu Haus 19 hatte er einiges über dessen Geschichte und unterschiedliche Nutzungen herausgesucht (siehe Info-Kasten).
Eine wohlige Atmosphäre durch warme Holztöne zu schaffen sei bei der Innengestaltung des Hauses Ziel gewesen, erläuterte Architekt Ulrich Kirchner. Viel reden über bauliche Dinge wollte er nicht, denn darauf komme es nicht an, betonte er, sondern darauf, was hier im Hause passiert, wie Menschen hier geholfen wird. Er berichtete von einem Erlebnis aus dem Bekanntenkreis, durch welches er diese Hilfe ganz besonders schätzen lernte. "Berichten Sie darüber", forderte er die Medienvertreter auf. "Wir haben dafür nur die baulichen Bedingungen geschaffen!"