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Festveranstaltung in der Turnhalle, Gratulationen und mahnende Worte, das Ehrenamt mehr zu würdigen. Von Sigrun Tausche Karow: Blick auf 120 Jahre Feuerwehrgeschichte

13.09.2012, 03:16

Mit einer Festveranstaltung haben die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Karow das 120-jährige Bestehen der Wehr begangen. Festlich geschmückt war dazu die Turnhalle und bot genügend Platz für alle Mitglieder und zahlreiche Gäste sowie den Auftritt der Kindergartenkinder.

Karow l Mit insgesamt 34 Mitgliedern, davon 18 in der aktiven Gruppe, neun in der Jugend- und sieben in der Alter- und Ehrenabteilung, ist die Feuerwehr des etwa 450 Einwohner zählenden Ortes für heutige Verhältnisse recht gut ausgestattet.

Ortswehrleiter Gerald Rehe würdigte in seiner Festrede das Engagement seiner Kameraden, die ehrenamtlich und selbstlos stets bereit sind, ihren Mitmenschen zu helfen. Er betonte dabei, dass sich der Aufgabenbereich der Feuerwehr seit ihrer Gründung vor 120 Jahren enorm vergrößert habe. "Immer mehr gewinnen technische Einsätze an Bedeutung." Die Anforderungen an die Ausbildung der Kameraden steigen, da auch zunehmend Sondergeräte zum Einsatz kämen, und man ebenso auf Gefahrguteinsätze vorbereitet sein müsse.

Mit Blick auf die schwierige Finanzlage mahnte Rehe: "Konkurrenzdenken darf es im Brand- und Katastrophenschutz sowie im Rettungsdienst nie geben!" Denn: "Unglücksfälle kennen keine Gemeindegrenzen", verwies er auf die überregionalen Aufgaben und die notwendige Zusammenarbeit der Wehren. Niemals gespart werden, dürfe aber bei der Sicherheitsausstattung und wichtigen Hilfsmitteln der Wehren.

Gerald Rehe mahnte an, dass das Image der Feuerwehren im Land nicht das Beste sei, dass Unterstützung und Anerkennung durch die Bevölkerung immer seltener werden und es zunehmend Probleme gebe, "das Ehrenamt für den Nachwuchs attraktiv zu gestalten." Andererseits erscheine es selbstverständlich, dass die Feuerwehr gerufen wird, wenn es brennt oder andere Schadensfälle eingetreten sind.

Von der Eimerkette zum modernen Löschfahrzeug

Einen sehr umfangreichen Einblick in die Chronik der Karower Feuerwehr gab Ortsbürgermeister Bernd Franke. Dabei ging er zurück bis ins Jahr 1672, als an den hier abgehaltenen Gerichtstagen daran erinnert wurde, "dass die Gemeinde Feuerleitern, Feuereimer und Feuerhaken beschaffen solle." 1832 gründeten Teilnehmer aus zehn umliegenden Dörfern einen "Brandhilfsverein". Die Freiwillige Feuerwehr Karow wurde am 12. Dezember 1892 ins Leben gerufen. 29 Einwohner fanden sich dazu zusammen. Franke machte deutlich, wie sehr sich die Einsätze von einst und heute unterscheiden: "Brach damals ein Brand aus, so wurde mittels Läuten der Kirchenglocken zur Brandbekämpfung gerufen, und jeder Bürger hatte die Pflicht, mit einem Eimer zu erscheinen, die Großbauern mit einem Wasserwagen. Durch die Bildung von Wasserketten nahm man die Brandbekämpfung vor."

Seit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr sind alle Namen und Daten noch erhalten, denn das Mitgliederbuch konnte seit 1892 bewahrt werden. Im Jahr 1905 hatte die Wehr mit 51 Kameraden ihre größte Mitgliederzahl. Der dienstälteste Wehrleiter war Alfred Kühne: Er hatte dieses Amt 42 Jahre lang, von 1941 bis 1983, inne.

Seit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Karow standen 13 Wehrleiter an der Spitze:

- 1892-1902: Wilhelm Buchholz

- 1902-1905:

Ferdinand Mangelsdorf

- 1905-1919: Fritz Heitzmann

- 1919-1931: Karl Lindstedt

- 1931-1933: Gustav Meinecke

- 1933-1934: Rudolf Krüger

- 1934-1941:

Hermann Lindstedt

- 1941-1983: Alfred Kühne

- 1983-1992: Erwin Geelhaar

- 1992-1994: Horst Evert

- 1994-1999: Andreas Ranft

- 1999-2004:

Hermann Gläsmann

- seit 2004: Gerald Rehe

Bernd Franke berichtete auch über die technische Ausstattung der Feuerwehr, von der ersten Handdruckspritze bis zum TSF-W-Allrad, das im Jahr 2000 angeschafft werden konnte. 2008 kam ein VW T4 als MTW dazu. Das neue Feuerwehrgerätehaus konnte am 28. August 2004 eingeweiht werden. Die Jagdgenossenschaft hatte mit einer Spende in Höhe von 12 000 Euro dazu beigetragen, insgesamt 660 Arbeitsstunden wurden ehrenamtlich geleistet.

Seit seiner Gründung am 11. April 2004 unterstützt der Verein "Freunde der Feuerwehr Karow" mit inzwischen 60 Mitgliedern die Feuerwehr. Der Vorsitzende Detlef Bertz ist auch Jugendwart. Eine Jugendgruppe konnte im März 2004 nach langer Zeit wieder gebildet werden. "Die Jugendgruppe arbeitet seither sehr kontinuierlich", lobte Ortsbürgermeister Bernd Franke und dankte Detlef Bertz für seine engagierte Arbeit.

Weiteren Nachwuchs und Mitglieder zu gewinnen, sei eine enorm wichtige Aufgabe, denn auch bei der Karower Feuerwehr ist arbeitsbedingt die Einsatzbereitschaft tagsüber nicht mehr gegeben. Auch Franke fordert deshalb mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Feuerwehr.