Forderung nach Frieden in UkraineKirche vor Ort setzt klares Zeichen
„Frieden schaffen ohne Waffen“ ist seit Donnerstagabend an der Stadtkirche von Jerichow zu lesen. Die Christen der Stadt zeigen offen ihren Standpunkt. Sie fordern damit das Ende des Krieges zwischen der Ukraine und Russland.

Jerichow - „Frieden schaffen ohne Waffen“ - vor fast 41 Jahren wurde unter diesem Motto der „Berliner Appell“ veröffentlicht.
Heute ist diese Forderung aktueller denn je. Aus diesem Grund hat Jerichow sie jetzt ganz groß und für jeden, der in Richtung Genthin unterwegs ist, an die Stadtkirche gehängt.
Andreas Große aus Jerichow hatte sich persönlich dafür eingesetzt, dass sich die evangelische Gemeinde seiner Stadt derart mit Blick auf den Krieg in der Ukraine positioniert. „Ich hatte dieses Banner in Brandenburg gesehen“, erzählt er.
In Absprache mit Pfarrerin Rebekka Prozell habe er das Banner selbst bestellt, selbst bezahlt und am Donnerstag, dem Internationalen Tag des Friedens, im Rahmen einer Friedensandacht an der Stadtkirche angebracht.
„Indem wir Waffen liefern, können wir den Krieg nicht verhindern“, sagt Andreas Große. „Ich hätte von der Kirche einen stärkeren Standpunkt erwartet.“
Auch Pfarrerin Prozell wird später deutlich, als sie sagt: „Die Kirche schweigt zu oft. Aber hier und heute können wir uns zeigen, uns bekennen, fröhlich sein und beten. Deshalb stehen wir auch hier draußen.“ Das Friedensgebet hielt der kleine Kreis von Christen vor der Stadtkirche, begleitet von Bundesstraßenlärm. Doch sie wurden gesehen. Die Pfarrerin forderte auf: „Wir dürfen nicht aufhören, die Politiker zu nerven.“ Ein Gebet schließt sich ihren Worten an. Dann schreiten Andreas Große und dessen Sohn Christoph zu Tat. Sie spannen das weiße Banner mit blauer Schrift vor den Backstein-Kirchenbau. Die Haken dafür hatte Andreas Große zuvor angebracht.
Damit ist die Stadtkirche von Jerichow jetzt Trägerin einer großen und gewichtigen, vor allem aber auch heilstiftenden Forderung, die nicht nur Deutsche, sondern auch Ukrainer unmittelbar vor Ort mit unterstützen. Zwei Frauen, die seit mehr als anderthalb Jahren in Jerichow eine Heimat auf Zeit gefunden haben, sind dem Aufruf zum Friedensgebet gefolgt. Sie sind zwei von insgesamt neun Ukrainern, die noch in der Klosterstadt leben. „Es waren mal mehr als 20“, weiß die Pfarrerin. „Doch die anderen sind bereits wieder zurück in ihrer Heimat“, berichtet sie.