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Klostertrunk Ein besonderer Tropfen

In der Brennerei im Kloster Jerichow entsteht aus einem besonderen Anlass heraus ein Wacholdergeist.

Von Frank Bürger 14.06.2018, 06:00

Jerichow l Daniel Schünecke kennt das Kloster sehr gut. Immer wieder bietet er Führungen durch die Brennerei an. Dort entsteht nun zum 25. Geburtstag der Straße der Romanik ein Wacholdergeist. Gewählt für das besondere Tröpfchen wurden Früchte aus dem Klostergarten.

„Der Geist in Maßen ist wie Medizin“, sagt Schünecke. Nicht nur im Kloster ist er aktiv, sondern auch bei der Jerichower Feuerwehr. Im Juli 2014 kam eine neue Brennanlage ins Kloster. Aber wie wird man zum Brennmeister? „Ich hatte keine Erfahrungen, sondern Lesen und Ausprobieren waren wichtig“, so Schünecke. Der, der die Anlage bedienen könne, dürfe sich Brennmeister nennen.

Schünecke war als Tischler und Denkmalpfleger im Kloster tätig. Im Februar 2017 veränderte er sich beruflich. Der heute 40-Jährige wurde Geselle bei einem Tischlermeister in Genthin. Er engagiert sich jedoch ehrenamtlich weiter für das Kloster.

Ein weiteres Teammitglied ist Thomas Pelloth. Er stieß auch über die Feuerwehr zu der Truppe im Kloster. Der Erfahrene im Team ist Manfred Lehmann. Von 1989 bis 2004 arbeitete er in der Alten Brennerei. Er ist ausgebildeter Brennmeister, Stationen waren Dresden und Berlin, darunter auch die Betriebsakademie der Berliner Brauerei Bärensiegel.

Mit im Team der Brenner dabei ist Nico Welch. Eigentlich stellt er Wein her. „Aber im letzten April habe ich entschieden, hier mitzumachen“, sagt er lächelnd. Er habe großes Interesse an der Alkoholherstellung. Gern erinnert er sich an die Herstellung der Marke „Winterzauber“. Im Oktober 2017 wurde damit begonnen und zum Weihnachtsmarkt konnte der Tropfen kredenzt werden.

Das Team versucht einmal im Monat zusammenzukommen. „In diesem Jahr haben wir uns an einem Obstgeist probiert“, erzählt er. Lange reifte bei den Herren die Idee, was sie nun wählen wollten, um zum 25. Geburtstag der Straße der Romanik die richtige Geschmacksnote zu finden. „Und es ist schwierig, für die Zeit der Romanik auf einen hochprozentigen Schnaps zurückzugreifen“, erklärt Schünecke. In dieser Zeit habe man nur schwache Weine und Biere gekannt. „Von daher suchten wir etwas, was man auch im Mittelalter mit Klöstern verband. Und das sind natürlich Heilkräuter und ihr Wissen darum“, so Schünecke. Aus einem dieser Wundermittelchen werde heute noch ein leckerer und wohltuender Hochprozentiger gemacht.

Aus Wacholderbeere wird seit Jahrhunderten bis heute Wacholdergeist hergestellt. Dieser ist unter seinem französischen Namen „Gin“ bekannt geworden. So wagte sich das Brennereiteam am 18. März zum Ostermarkt an dieses altehrwürdige Getränk. „Unser Wacholdergeist wurde selbstverständlich mit unserer persönlichen Note aus weiteren natürlichen Ingredienzen versehen“, erzählt Schünecke.

Nach einer kurzen Reifezeit konnte er nun im Juni auf Flaschen gezogen werden und sich dem Urteil von Kennern und Publikum stellen. Es fehle nur noch Etikett und Namen. „Ob seine wohltuenden Eigenschaften auf Magen und Verdauung, die man ihm nachsagt, tatsächlich halten, was sie versprechen, darf dann jeder selbst ausprobieren. Oder ihn einfach selbst ausprobieren“, meint Schünecke lächelnd.

Auch ein Team vom MDR interessierte sich für die Brennkunst. Victoria Herrmann und Andreas Neugeboren präsentieren alle drei Wochen am Sonnabend um 18.15 Uhr die Sendung „Unterwegs in Sachsen-Anhalt“. Am 23. Juni stehen touristische Attraktionen auf dem Altmarkrundkurs im Fokus. Das Team war unter anderem auf dem Schloss Zerben, an der Schleuse in Parey, in der Kirche von Derben, am Weinberg in Klietznick, an der Milchtankstelle und in der Brennerei.

Eine Gelegenheit, die neue Kreation zu kosten, besteht nun zum 16. Mittelalterlichen Klostergartenfest am 7. Und 8. Juli. Was kommt für das Team: der Erwerb des Kleinbrennerrechts. „Denn dann können wir Alkohol produzieren und nicht nur veredeln“, so Schünecke.