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Krankenhaus Aus für den Klinkerbau

Auf dem ehemaligen Krankenhausgelände in Genthin werden Gebäude, die nicht unter Denkmalschutz stehen, abgerissen.

Von Mike Fleske 17.08.2019, 01:01

Genthin l Bewegung wird es demnächst auf dem Krankenhausgelände geben. Dann rücken Baufahrzeuge an, um einige der alten Gebäude abzureißen. Ein Blick auf die im Internet veröffentlichte Ausschreibung verrät, um welche Gebäude es sich handelt: Abgerissen werden die Funktionsgebäude an der Karower Straße. Diese Gebäude seien nicht geschützt.

„Es betrifft in der Tat keine Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen“, heißt es seitens der Johanniter-Krankenhaus Genthin-Stendal GmbH. Konkret handelt es sich dabei zunächst um den Klinkerbau aus den 30er Jahren, in dem zuletzt die innere Abteilung untergebracht war. Dieser ist vom Denkmalschutz nicht betroffen.

Losgehen sollen die Arbeiten am 16. September und Mitte Dezember abgeschlossen sein. Grund für die Maßnahme sei, das der Gesamtbereich für eine moderne Nutzung vorbereitet werden solle. „Einige Bauten sind dafür nicht geeignet und müssen deshalb weichen“, so die Johanniter.

Geplant ist nach wie vor, auf dem Gelände ein sogenanntes Johanniter-Quartier zu errichten. Die Johanniter beabsichtigen dort die Verbindung ambulanter und stationärer Altenpflege mit Angeboten für Tagespflege, betreutem Wohnen und Wohngemeinschaften für Senioren.

Ob die Abrissarbeiten bereits konkret den Aufbau eines solchen Quartieres vorbereiten sollen, war noch nicht zu erfahren. Genthins Bürgermeister Matthias Günther hat aktuell von den Abrissplänen erfahren, sieht darin aber kein Problem. „Wir sind als Stadt nicht in die Maßnahme eingebunden, zumal keine denkmalgeschützten Gebäude betroffen sind.“ Sehr wohl gäbe es Kontakt zwischen Johannitern und der Stadt. „Ich sehe die Maßnahme als Schritt in die Entwicklung des Geländes.“

Im vergangenen Jahr hatte Günther kurz nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister den Denkmalschutz für bestimmte Gebäude auf dem Gelände vorangetrieben. Dazu gehören das historische Hauptgebäude mit Pförtnerhaus, Remise, Wäscherei und die sie umgebenden Freiflächen. Räumlich erstreckt sich der Bereich in etwa ab der Kreuzung Brandenburger Straße/Karower Straße/Berliner Chaussee bis etwa zur Höhe des Ärztehauses.

Der hintere Bereich der Karower Straße gehört nicht dazu. „Ich kann die Abrissarbeiten nicht verstehen“, meint Volksstimme-Leser Lutz Buchheister, der die Entwicklung auf dem Krankenhausgelände kritisch sieht. „Die zum Abriss vorgesehenen Gebäude sind zur Südseite ausgerichtet und haben einen Balkon. Etwas Besseres kann es für die Einrichtung eines Seniorenheimes gar nicht geben.“

Für ihn sei der Kahlschlag schade, zumal hinter solchen Arbeiten auch immer Steuergeld stehen würde, das auf irgendeine Weise für die Gebäude verwendet wurde. Dass Genthin ein Krankenhaus benötige, stehe für ihn außer Frage. „Man möchte Wege kurz halten, um den Autoverkehr geringer werden zu lassen. Mit einem Krankenhaus vor Ort verringert man die Wege für die Patienten und die Rettungswagen.“ Kein abwegiger Gedanke, denn bereits jetzt laufen auf verschiedenen Ebenen Gespräche über die Möglichkeit der Einrichtung einer Portalklinik mit einer geringen Bettenanzahl für eine Erstversorgung.

Das Schlagwort hatten die Johanniter im Frühjahr im Gespräch mit Vertretern der Stadt Genthin und dem Magdeburger Sozialministerium aufgebracht. Die Grünen hatten im Sommer auf ihrem Landesparteitag in Magdeburg einen Antrag für eine Portalklinik in Genthin als Pilotprojekt in Sachsen-Anhalt beschlossen.

Das von den Johannitern betriebene Krankenhaus war 2017 geschlossen worden, nachdem es bereits 2004 aus der Akutversorgung des Landes herausgefallen war und eine Schließung lange Zeit im Raum stand. Die Schließung war in der Region Genthin heftig diskutiert worden, was zu neuen Gesprächen zwischen Politik und Betreibern geführt hat.