1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Unmut über Online-Auftritt in Genthin

Kritik Unmut über Online-Auftritt in Genthin

Eine Verlinkung im Bereich „Ähnliche Seiten“ auf der Genthiner Facebookseite sorgte für Diskussionen im Wirtschaftsausschuss.

Von Mike Fleske 11.05.2019, 01:01

Genthin l „Ich bin empört, dass man auf dem städtischen Facebookauftritt an prominenter Stelle auf eine solche Verlinkung stößt“, machte Lutz Nitz (Bündnis 90/Die Grünen) im Wirtschafts- und Umweltausschuss seinem Ärger Luft.

Konkret ging es dem Grünen um die Rubrik ‚Ähnliche Seiten‘ auf der Seite „Genthin.de“: Dort fand sich in der Auflistung an zweiter Stelle ein Verweis auf die Seite „Widerstand Bischofswerda“. Man dürfe dies nicht tolerieren, meinte Nitz. Er habe sich die Seite angesehen und glaube, dass auf einer offiziellen Stadtseite eine solche Verlinkung nichts verloren habe. Als Beleg legte Nitz einige Seitenauszüge vor, aus denen die deutlich kritische und ablehnende Haltung der politischen Initiative zu den Themen „Islam“ und „Asyl“ hervor gingen. „Wir sollten nicht den Anschein erwecken, dass wir uns mit solchen Inhalten gemein machen“, forderte Nitz auch die Entfernung der Verlinkung.

Das ist allerdings nicht so einfach, da die Darstellung der Inhalte nicht auf jedem Computer identisch ist. Die Seite Genthin.de wird offiziell von der Stadtverwaltung Genthin betrieben, Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) zeichnet sich im Impressum verantwortlich. Günther, der im Ausschuss nicht anwesend war, erklärt auf Volksstimme-Anfrage: „Bei mir kommen andere Links, wie zum Beispiel der Landkreis.“ Für Günther fehlt damit die Vergleichbarkeit der Darstellung: „Somit ist dieses Verhalten nicht reproduzierbar und scheint das Ergebnis individueller Surf-Gewohnheiten zu sein.“

Diese Annahme bestätigt auch ein Facebooksprecher: „Viele unterschiedliche Faktoren beeinflussen die Anzeige im Bereich ,Ähnliche Seiten‘.“ Dort hinein spiele etwa der Standort, von dem aus sich ein Nutzer ins Internet einwählt, die eigenen Interessen des Nutzers und die Inhalte der aufgerufenen Seite. So verändert sich die Darstellung auch, wenn man die Seite etwa mit dem Smartphone oder mit einem Laptop aufruft. Für den Betreiber einer Facebookseite gebe es durchaus die Möglichkeit die Anzeige auf der Seite abzuändern. „Man kann die ‚Ähnlichen Seiten‘ abschalten, dann verschwinden aber alle diese ‚ähnlichen Seiten‘. Eine Möglichkeit einzelne Seiten auszuschließen gibt es nicht“, erklärt der Facebooksprecher. Die Funktion an- oder abstellen könne nur der Administrator der jeweiligen Facebookseite, also in diesem Fall die Genthiner Stadtverwaltung. Gerhard Koschnitzke (SPD) warf im Ausschuss die Frage auf, ob die Stadt überhaupt bei Facebook vertreten sein müsse. „Wir haben eine städtische Internetseite, die durchaus auch alle relevanten Informationen enthalten kann, wenn sie gut gepflegt wird.“

Bürgermeister Günther reagierte auf diesen Einwand: Es ist illusorisch mit einer eigenen Internetseite gegen Facebook konkurrieren zu wollen.“ Viele Menschen würden ihre Nachrichten mittlerweile über Facebook beziehen.

Allerdings ändert sich das Nutzerverhalten zwischen Jung und Alt derzeit deutlich. Laut der JIM (Jugend, Information, Medien)-Studie 2018 nutzen nur noch 15 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren Facebook regelmäßig. Nur acht Prozent besuchen Facebook täglich. Allerdings gibt es laut offiziellen Facebookzahlen (Stand März 2019) 23 Millionen tägliche Facebook Nutzer und 32 Millionen monatliche Nutzer. Diese Gesamtzahlen sind in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich gestiegen.