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Lockerungen Grundschulen in den Startlöchern

In Genthin hat erst eine Grundschule ihren Regelbetrieb wieder aufgenommen. Einige Schulleiter sehen das kritisch.

Von Julia Irrling 10.06.2020, 01:01

Genthin l Die Grundschulen bereiten den Regelbetrieb vor – denn der Fernunterricht soll bis 15. Juni wegfallen. In Genthin öffnen zu diesem Stichtag die Grundschulen „Stadtmitte“, „A. W. Diesterweg“ und die Grundschule in Tuchheim wieder ihre Türen für alle Schüler. In der Grundschule „Ludwig Uhland“ begann der Präsenzunterricht bereits am Montag, mit Einschränkungen: Der Unterricht ist derzeit auf die Fächer Deutsch, Mathe, Sachunterricht und Englisch beschränkt.

Den Mindestabstand von 1,5 Metern müssen die Schulen nach vollständiger Öffnung nicht mehr sicherstellen. Auf Hygiene, wie regelmäßiges Händewaschen und Desinfektion, wird weiterhin geachtet. „In der vergangenen Woche haben wir am Konzept gearbeitet“, erzählt Angelika Wiegmann, Leiterin der Ludwig-Uhland-Grundschule. So wurden für die 172 Schüler unter anderem versetzte Pausenzeiten geplant, ein weiterer Raum für die Mahlzeiten vorbereitet. Jeweils separate Ein- und Ausgänge sollen verhindern, dass sich die Schulklassen auf den Fluren begegnen. „Durch unser riesiges Schulgebäude haben wir gute Bedingungen um die Auflagen umzusetzen“, findet Wiegmann. Optimale Voraussetzungen, die sicher nicht jede Schule bieten kann.

Ingo Doßmann, Schulleiter der Grundschule „Stadtmitte“ sieht die Auflagen für die Schulöffnungen kritisch. Die Räume gut zu lüften, sei noch umsetzbar, dass sich aber über 100 Kinder morgens beim Betreten der Schule die Hände waschen, sei nicht realistisch. Auch das Schaffen von begegnungsarmen Räumen sei für die Grundschule schwierig. „Wir nutzen drei verschiedene Eingänge, trotzdem werden sich die Kinder durch die erhöhte Schülerfrequenz auf den Fluren begegnen“, sagt er.

Würden außerdem alle sechs Klassen in versetzten Pausen ihr Mittagessen einnehmen, zöge sich die Pausenzeit über insgesamt zwei Stunden. „Das ist zu lange“, meint Doßmann. Daher werden an der Grundschule ab Montag immer zwei Klassen gemeinsam Pause haben. Trotz der nicht idealen Bedingungen verspricht der Schulleiter: „Wir geben unser Möglichstes“.

Der Schulunterricht wird ab 15. Juni in festen Lerngruppen erfolgen. „Die Vorgabe soll Infektionsketten nachvollziehbar machen“, erklärt Doßmann. Ob die Maßnahme dazu taugt, bezweifelt er. Denn: „Die Schüler kommen hier morgens bunt gemischt im Schulbus an und fahren nach der Schule ebenso wieder nach Hause.“ Lediglich in der Schule würde eine Durchmischung der Klassen verhindert. „Hier wird etwas suggeriert, was einfach nicht gegeben ist“, so Doßmann.

Als Schulleiter denkt er nicht nur an die Ansteckungsgefahr unter den Kindern. Auch der Schutz des Lehrpersonals ist ihm sehr wichtig. Ob Risikogruppe oder nicht, die Lehrer der Grundschule „Stadtmitte“ sind alle da. Niemand habe sich bisher mittels ärztlichem Attest vom Präsenzunterricht freistellen lassen. „Wir können in den Schulen nun einmal keine Plexiglasscheiben installieren“, sagt Doßmann. Gut fände er aber, wenn an den Schulen regelmäßig auf das Corona-Virus getestet würde.

Vor der Herausforderung, Schulbetrieb und Arbeitsschutz unter einen Hut zu bringen, steht auch Schulleiterin Cordula Schremmer. An ihrer Grundschule in Tuchheim wird derzeit noch an „kreativen Lösungen“ gearbeitet, wie sie sagt. Eine zusätzliche Schwierigkeit laut Schremmer: Die eh bereits dünne Personaldecke der Schule. „Im Moment kann ich mich noch nicht festlegen. Bis Freitag haben wir aber alle Eltern informiert, wie es ab Montag weitergeht“, verspricht Schremmer. Bis dahin wird ein Konzept ausgearbeitet, dass den Auflagen gerecht wird und allen Schülern ab Montag wieder den Besuch der Schule ermöglicht.

Trotz aller Schwierigkeiten: Lehrer und Schüler freuen sich darüber zu einem Stück Normalität zurückzukehren. Freudestrahlend seien die Kinder am Montag in der Grundschule „Ludwig Uhland“ eingetroffen, erzählt Wiegmann. „Die Augen haben geleuchtet. Das hat auch mich glücklich gemacht.“