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Museum Mit dem Roller zurück in die DDR

Neue Sonderausstellung im Genthiner Museum: Nach DDR-Design zieht das Bildungswesen im 20. Jahrhundert hier ein.

Von Kristin Schulze 06.09.2017, 06:00

Genthin l Der Schlusspunkt unter die Sonderausstellung „formschön und praktisch - DDR-Design aus der Sammlung des Kreismuseums“ wurde am Sonntag gesetzt. Noch einmal sind etliche Besucher gekommen, um eine Reise in die DDR-Vergangenheit zu machen.

Zur Unterstützung sind die Jerichower Oldtimerfreunde auf stilechten Fahrzeugen nach Genthin gereist. Sie präsentieren Roller und Motorräder aus DDR-Zeiten. Zum Beispiel das türkise Schmuckstück von Anke Kemnitz aus Parchen. „Mein Interesse geweckt wurde bei einem Gespräch während der Nagelpflege. In Einzelteilen hat mein Mann die Maschine dann abgeholt.“ Uwe Kemnitz hat viel Arbeit in den Berlin-Roller gesteckt und ihn schließlich, als er endlich fahrtauglich war, seiner Frau zum Geburtstag geschenkt.

Das gemeinsame Hobby verbindet, sogar die Hochzeitsreise absolvierten die Beiden auf ihren Motorrädern. Das von Anke Kemnitz wird übrigens bis zu 80 Stundenkilometer schnell.

Gleich daneben steht Andreas Herzog aus Jerichow mit seiner Schwalbe. „Die hat keine Kupplung, das hat man nicht so oft“, erklärt er. Das Gefährt gehört eigentlich Tochter Annabell, die es zur Jugendweihe geschenkt bekommen hat. Für die Ausfahrt ins Genthiner Museum hat sie es aber gern verliehen. Aufgearbeitet ist das Moped mit Originallack. „Dazu haben wir es in alle Einzelteile zerlegt“, erzählt Herzog.

Vereinskollege Uwe Kemnitz gibt für die Museumsbesucher einen Überblick zu Fahrzeugen aus DDR-Produktion. Er erzählt interessante Details, zum Beispiel, dass alles was vor dem 28. Februar 1992 gebaut wurde, als DDR-Fahrzeug gilt. „Weil an diesem Tag der Einigungsvertrag unterschrieben wurde.“

Dass man zu DDR-Zeiten lange auf ein Auto warten musste, ist bekannt. So mancher war versucht, sich mit einem Seitenwagen fürs Motorrad zu behelfen. „Aber auch den konnte man nicht einfach kaufen“, erinnert Kemnitz. Vier Jahre Geduld seien nötig gewesen, um einen zu bekommen. „Entsprechend lange mussten die Sachen dann auch halten. Man ging äußerst sorgsam damit um.“

Ein positives Fazit ziehen die Verantwortlichen aus der Ausstellung, die seit Mitte Juli in den Räumlichkeiten an der Mützelstraße zu sehen war. Mehr als 400 Menschen hätten sie besucht, sagt Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann. Museumsleiterin Antonia Beran ergänzt: „Das Thema zieht, wir hatten viele Gäste von weiter her.“

Das wird auch bei der Quiz-Auflösung deutlich. Einer der zehn Preise, nämlich eine Packung Halloren-Kugeln, geht nach Paris. „Da war eine Oma mit ihrer Enkeltochter hier, die in Frankreich wohnt“, erinnert sich Beran. „Mal sehen, wie wir die Süßigkeiten nun ins Nachbarland bekommen.“

Beim Quiz galt es sieben Fragen zur Ausstellung zu beantworten, zum Beispiel was die Abkürzung des bekannten Waschmittels „Spee“ bedeutet. Die richtige Lösung lautet Spezialentwicklung. Auch bei der Frage, womit der Kaffee gefiltert wurde, machten die meisten Besucher ihr Kreuz an der richtigen Stelle, nämlich bei der Marke „Sonja“. Diese Kaffeefilter werden auch heute noch bei Ebay angepriesen, weil sie das Wasser angeblich besonders gut filtern würden.

Als Glücksfee war am Sonntag Vanessa Krammer im Einsatz. Sie lebt in Bayern und besucht in den Ferien Oma Ursula Weber aus Genthin. Vanessa beweist ein gutes Händchen, auch den ausgefüllten Quizzettel der Oma zieht sie aus dem Lostopf und beschert der Genthiner Verwandtschaft so eine Flasche Werder-Ketchup.

Der erste Preis, ein Trabant für die Vitrine, geht an Viola Arndt aus Genthin.

Gezeigt wurden im Rahmen der Ausstellung Dinge aus unterschiedlichsten Bereichen. Mode aus den 70er und 80er Jahren, Waschmittel aus Genthin, Glaskunst aus Lauscha oder typisches Spielzeug. In diesen Tagen sind die Mitarbeiter mit dem Abbau beschäftigt und ganz nach dem Motto „Nach der Sonderausstellung ist vor der Sonderausstellung“ schon gedanklich bei den Exponaten zur Schulgeschichte, die hier ab 1. Oktober zu sehen sein werden (siehe Infokasten).