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Nach Abriss Keine Nachfrage nach Bauland

Die Freiflächen, die nach dem Abriss der Plattenbauten entstanden sind, bleiben in Genthin ungenutzt.

Von Simone Pötschke 12.06.2018, 21:17

Genthin l Die Liste, die Auskunft darüber gibt, welche Grundstücke der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft in Genthin private Häuslebauer erwerben können, ist umfänglich und hat, wie SWG-Geschäftsführer Michael Weber einräumt, schon seit geraumer Zeit Bestand. Es gab mehrfach Versuche, das Interesse privater Häuslebauer für die Grundstücke zu wecken. Ergebnislos. Baumschulenweg, Heinigtenweg, Richard-Wagner-Straße, Guerickestraße, Gillhoffstraße, Einsteinstraße, Keplerstraße und Rankeweg. Allesamt voll erschlossene Grundstücke mit einer Größe zwischen 200 bis über 7200 Quadratmetern. Es handelt sich durchweg um Flächen, auf denen einst „Platten“ standen. Mit ihrem Abriss nahm die SWG von 2003 bis 2014 594 Wohnungen vom Markt, aktuell folgen noch einmal 282 Wohnungen.

Dass für die verwaisten Flächen keine Nachfrage besteht, sei, da ist sich Weber sicher, keine Frage des Preises. Zwischen 20 bis 30 Euro pro Quadratmeter müsste ein Interessent hinlegen, um dieses Bauland zu erwerben. Michael Weber macht eine Gemengelage vieler Gründe aus, warum keine Bauwilligen an die Tür der SWG (Städtische Wohnungsbaugesellschaft Genthin) klopfen.

So sei das Bauen durch Bauvorschriften in letzter Zeit „ziemlich teuer“ geworden, mittlerweile sei der Erwerb eines älteren Hauses im Stadtzentrum finanziell unter Umständen attraktiver als ein Neubau. Dazu käme, dass sich junge Leute auch aus beruflichen Gründen nicht an einen Ort wie Genthin binden wollen. Das Risiko sei für sie viel zu groß, ein ganzes Berufsleben an einem Ort zu verbringen. Auch die Prognose für die Bevölkerungsentwicklung Genthins in den nächsten Jahrzehnten lässt bei Weber keine Hoffnung aufkommen, dass die Baugrundstücke eines Tages doch noch weggehen wie warme Semmeln.

So wird Genthin, das jetzt in etwa den Bevölkerungsstand der 1930er Jahre nach der Ansiedlung von Henkel erreicht hat, bis zum Jahr 2035 zehn Prozent seiner Einwohnerzahl einbüßen. Jüngsten Zählungen zufolge leben in der Kernstadt 10.601 Menschen. Folgt man den Prognosen, rutscht diese Zahl in der Zukunft deutlich unter die 9000er Grenze. Dass der SWG nichts weiter übrig bleibt, als auf den potentiellen Baugrundstücken Rasen anzusäen und ihn zu pflegen, sei, so Weber, durchaus kein Einzelfall.

Fast alle Wohnungsbauunternehmen in vergleichbaren Städten beklagen die fehlende Nachfrage nach den Grundstücken, die durch den Abriss entstanden sind. Lediglich Magdeburg verfügt über einen vitalen Wohnungsmarkt.

Die SWG werde ihren Schwerpunkt auf Instandsetzung der Bestandsgebäude setzen. „Selbst wenn wir neu bauen wollten, wüsste ich nicht, was mit diesen Flächen anzufangen wäre“, sagt der Geschäftsführer klipp und klar.