Positive Resonanz quer durch alle Berufsgruppen - vom Pfleger bis zum Therapeuten und Arzt Psychiatrietag im AWO Fachkrankenhaus mit 150 Teilnehmern
Jerichow (sta). Noch besser besucht als bei der Premiere im Vorjahr war der 2. Psychiatrietag im AWO Fachlkrankenhaus Jerichow. Mit über 150 Teilnehmern - etwa 30 mehr als 2010 - war der große Saal des Therapiezentrums bis auf den letzten Platz gefüllt und damit die Kapazitätsgrenze nahezu erreicht.Die Veranstaltung bot einen Mix aus interessanten Vorträgen am Vormittag und Workshops am Nachmittag, berichtete Volker Raudszus, stellvertretender Pflegedienstleiter und verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit im Fachkrankenhaus.
Moderiert wurde die Veranstaltung am Vormittag von Oberärztin Dr. Claudia Glöckner. Zusammen mit vielen Helfern und unterstützt von der Klinikleitung hatte sie den Psychiatrietag auch organisiert. Das Besondere daran sei, dass alle Berufsgruppen aus dem Hause bei der Organisation vertreten waren - vom Pflegedienst bis zu Therapeuten und Ärzten, sagte sie. Entsprechend seien auch unter den Teilnehmern alle Gruppen gewesen und sogar Angehörige psychisch Kranker - eine Selbsthilfegruppe aus Osterburg. Als Gast war zudem AWO Landesgeschäftsführer Wolfgang Schuth dabei.
Nach der Eröffnung durch Joachim Müller, Ärztlicher Leiter der Klinik, stellte Dr. Beate Costaz in ihrem Referat die "Schematherapie" vor, berichtete Volker Raudszus. "Sie ist Psycho- traumatologin in Berlin und eine Expertin auf dem Gebiet der Schematherapie. Diese geht davon aus, dass es bestimmte erlernte Grundschemata gibt, die darauf abzielen, die seelischen Grundbedürfnisse zu befriedigen und hierzu das Verhalten von Menschen steuern."
Prof. Dr. Jürgen Staedt referierte über "Schlafstörungen bei psychischen Erkrankungen". "Er ist Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Klinikums Spandau und beschäftigt sich bereits seit Jahren mit den Phänomenen des Schlafes. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie mit einfachen Methoden oder medikamentöser Unterstützung die Patienten einen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus wiedererlangen können und inwiefern dieser therapeutisch beeinflusst werden kann."
Vor dem letzten Vortrag sei es wegen des angekündigten Themas etwas unruhiger im Saal geworden: Prof. Dr. Tillmann Krüger, Oberarzt der Medizinischen Hochschule Hannover, referierte über "Die Psychobiologie sexueller Lust und Bindung". "Nach seinem spannenden Vortrag wussten die Teilnehmer, warum Frauen und Männer so unterschiedlich ticken und dass die Bearbeitung sexueller Fragestellungen und Probleme Teil jeder therapeutischen Intervention sein sollte", fasste Raudszus zusammen.
In den Workshops am Nachmittag konnten die Teilnehmer selbst Erfahrungen mit unterschiedlichsten Therapieangeboten machen:
Dr. Beate Costaz führte in die "Emotionsevozierten Verfahren der Schematherapie" ein und gab den Workshopteilnehmern die Möglichkeit, die theoretischen Erkenntnisse des Vormittags in die Praxis umzusetzen.
Psychotherapie bei Menschen mit Intelligenzminderungen war das Thema des Workshops von Anett Treptau und Annette Zill, beide Diplom-Psychologinnen im AWO Fachkrankenhaus Jerichow. Sie machten deutlich, dass auch mit diesem schwierigen Klientel bei entsprechenden Konzepten eine erfolgreiche Psychotherapie möglich ist.
Marion Blaser, Oberärztin der Abteilung Psychosomatische Medizin, bearbeitete mit ihren Workshopteilnehmern das Thema "Burnout", ein Syndrom, mit dem gerade Menschen in sozialen Berufen immer häufiger konfrontiert werden.
"Verwöhnt wurden die Teilnehmer des Workshops \'Klangtherapie\': Die Berliner Therapeutinnen Anita Böttcher und Eva-Maria Hähnel luden ein, Klänge und Schwingungen der Klangschale kennenzulernen und zu erleben", berichtet Raudszus von einer Therapie, die seit einigen Monaten auch im Fachkrankenhaus mit angeboten wird.
Um die Symbiose von Sport- und Musiktherapie ging es Monique Lehman und Sabine Iser in ihrem Angebot "Entscheidungsfieber".
Dorit Pfeifer und Jeannette Pelzer, Sozialarbeiter in der Klinik, organisierten einen Workshop zum Thema "Skillstraining". Dieses ist Teil eines The- rapieverfahrens für Patienten, die an einer Bordeline Persönlichkeitsstörung erkrankt sind.
Diese breit gefächerte Veranstaltung sei sowohl für die Teilnehmer aus dem eigenen Hause als auch für die von außerhalb sehr gut gewesen, schätzte Dr. Claudia Glöckner ein. Es habe viele positive Rückmeldungen gegeben, berichtete auch Volker Raudszus. "Der Tag war anstrengend, aber es wurden viele Erfahrungen und Anregungen weitergegeben, wie die Behandlung und Versorgung psychisch Erkrankter verbessert und optimiert werden kann."