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Weltenradler Thomas Meixner zieht mit seinem Reisevortrag viele Besucher in den Lindenhof "Reinhauen, sonst kommt man den Berg nicht hoch"

Von Mike Fleske 05.02.2013, 02:18

Genthin l "Ich freue mich, dass es so voll ist", sagte Thomas Meixner zu Beginn seines Vortrages im Lindenhof. Der Andrang war verständlich, handelt es sich bei Thomas Meixner doch um einen besonderen Weltenbummler. Seit 1998 durchstreift der 47-Jährige regelmäßig die Kontinente mit dem Fahrrad. Vor drei Jahren brach er in seiner Heimat Wolfen in das 16636 Kilometer entfernte Wladiwostok im äußersten Osten Russlands auf.

Polen, die Republik Moldau, Kasachstan und die Ukraine durchquerte er zuvor mit dem Rad. Dabei erlebte er eiskalte Frühjahrsnächte, denen er mit Thermowäsche und Zelt trotzte, und brütend heiße Sommertage, an denen Ausdauer und Durchhaltewillen gefragt waren. Entschädigt wurde er durch Bilder von wunderbaren Sonnenuntergängen, besonderen Landschaften und besonders den Menschen.

Die Gastfreundschaft erstaunte Meixner immer wieder. Oder wie es Meixner in seiner locker humorvollen Art formulierte: "Mit dem Fahrrad ist man live dran an den Menschen." So wurde er in der Republik Moldau spontan von einer Hochzeitsgesellschaft eingeladen, wo ihm echter moldawischer Cognac eingeschenkt wurde. "Ich wusste später nicht mehr, wie ich aus der Stadt herausgekommen bin", erzählte er dem lachenden Publikum.

Am gleichen Tag begegnete ihm auch ein Trauerzug. "Dort geht man mit dem Tod anders um, als wir es tun. Man zelebriere ihn regelrecht. "Der Trauerzug ging mitten durch die Stadt." Meixner hatte aber auch einen Blick für die Flora und Fauna am Wegesrand. Eindrucksvolle Bilder von Kleintieren und Insekten lockerten seine temporeiche Schilderung zusätzlich auf.

Freundliche Menschen begegneten dem Weltenradler überall auf seiner Reise. Selbst in der Ukraine, wo das Leben häufig für unsere Verhältnisse einfach vonstatten geht oder in Wolgograd, dem früheren Stalingrad, wo die Erinnerung an die Deutschen nicht die beste ist.

In Osteuropa sei es üblich, dass den Besuchern "Snatschki", kleine Andenken, oder Verpflegung mit auf den Weg gegeben werden. "Man muss aufpassen, dass das Gewicht des Gepäckes nicht zu groß wird, so Meixner. 65 bis 80 Kilo habe er ohnehin dabei. Lebensmittel kamen als Geschenk ohnehin immer recht. "Auf so einer Reise muss man reinhauen, was das Zeug hält, sonst wird man immer dünner und kommt den Berg nicht mehr hoch", ließ der Extrem-Radler das Publikum wissen. Immer wieder ließ Meixner die Bilder von Landschaften, Steppe und Bauwerken für sich wirken, nur mit leiser Musik unterlegt. Meixner ließ sich auch von Rückschlägen wie einem Kettenriss, ganze 25 Kilometer vor dem Ziel, nicht unterkriegen.

Am Ende erreichte er nicht nur Wladiwostok, sondern machte auch einen Abstecher nach Japan. Mit der Fähre setzte er über und besuchte Hiroshima. Die Heimreise trat er zunächst etwas bequemer an, mit der Transsibirischen Eisenbahn über 9 000 Kilometer, sieben Zeitzonen und 80 Stationen bis Moskau. Die nächste Reise hat der umtriebige Weltenbummler schon geplant

"Im Mai 2013 plane ich wieder eine längere Reise durch die \'Neue Welt\'. Mit dem Flieger soll es Anfang des Monats nach Alaska gehen", kündigte er an.