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Rocknacht Stampfende Beats und Feuershow

Ein Wummern ging durch Parchen. Am Sonnabend machte die Gruppe Völkerball das sonst so beschauliche Dorf zum Musikmekka.

Von Mike Fleske 01.08.2017, 01:01

Parchen l Ein ohrenbetäubendes Heulen, Feuerfontänen, die in den Himmel schossen. Dann wurde gezählt: „Sieben, acht, neun, aus.“ Was nun kam, war kein Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Parchen, sondern der Auftritt der sechsköpfigen Band Völkerball. Band und Fans waren mittendrin im ersten Stück des Abends „Sonne“.

Erneut bot die Rammstein-Coverband auf dem Geflügelhof Gentz eine optische und akustische Show, die den Vorbildern in nichts nachstand. Schnell hatten Völkerball das Publikum für sich gewonnen. Die knapp 1000 Fans erwiesen sich als äußerst textsicher. Titel wie „Stein um Stein“ oder „Spring“ wurden lautstark mitgesungen. Selbst „Wiener Blut“, die musikalische Verarbeitung des Dramas um den Österreicher Josef F., der seine Familie mehr als zwei Jahrzehnte gefangenhielt, beherrschten die Besucher bis in die kleinste Passage.

Laut, brachial und mitreißend präsentierte sich die Show. In den ersten Reihen war die Hitze der Feuerfontänen deutlich spürbar. All die Flammen- und Rauchschwaden sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Völkerball um sechs äußerst versierte Musiker handelt, die ihr Handwerk studiert haben. Frontmann René Anlauff betreibt ein Tonstudio im Westerwald und gab in Parchen erneut den Till Lindemann in Aussehen, Gesten und Gesang.

Egal, ob man seine Art der Darbietung schätzt oder nicht, faszinierend ist, was Anlauff seinen Stimmbändern zumuten kann. Vom dunklen Grollen, über lautes Schreien bis hin zu fast sanft gehauchten Passagen, etwa im Stück „Ohne dich“. Es waren bemerkenswerte stimmliche Bandbreiten, die oft dem martialischen Soundgefüge trotzen mussten - und es konnten.

Schlagzeuger Dirk Oechsle trieb den Beat derart wummernd voran, dass man meinte, der gesamte Boden unter der Bühne würde beben. Dazu kamen die zum Teil tief schneidenden Gitarren von Tobias Kaiser und Björn Müller sowie das Bassspiel Tilmann Carbows. Perfekt abgestimmt auch die Keyboard-Einlagen von Andreas Schanowski, die den melodiösen Teil der Titel markierten. Auch seine Fahrt im Schlauchboot über die Köpfe der Zuschaeuer durfte nicht fehlen.

Die dritte Rocknacht veranstaltete das Ehepaar Heike und Hartmut Gentz zum ersten Mal in Eigenregie. Etwas kompakter als im vergangenen Jahr und mit einer Pause nach dem Auftritt der Gruppe Mark Taylor & Friends aus Halle. Taylor und seine Mannen hatten den Abend mit einem wahren Kontrastprogramm begonnen.

Die Band spielte lässigen und doch druckvollen Bluesrock zwischen John Lee Hooker und Muddy Waters. Deren „Boom Boom“ und „Got my mojo working“ waren genau so Teil des Programmes wie Keziah Jones „Million miles from home“. Waschechter Bluesrock eben. Dargeboten von einer wahrhaft coolen Truppe, bei der auf der Bühne geraucht und in Maßen auch getrunken werden durfte. Zudem hatte die Band wahrlich Spaß an ausgedehnten, aber doch sehr prägnanten Soli.

Ein Konzert, das Spaß machte, wenn auch die meisten Besucher auf dem Gelände der härteren musikalischen Gangart zugetan waren, was zahlreiche Rammstein- und Völkerball-T-Shirt-Träger belegten. Zogen Mark Taylor und seine Truppe mit ihrer Live-Musik noch eine ganze Schar von Zuhörern auf die Bühne, waren die beiden Genthiner DJs Rob.In und Bülow über weite Strecken nicht stark frequentiert.

Sie bestückten die House-Bühne in der Verkaufshalle mit Dance Musik, konnten aber zunächst nur wenig Publikum anziehen. Erst gegen Mitternacht fanden sich noch einige Tanzwütige, die hier den Abend ausklingen ließen. Dennoch war die Stimmung bestens. „Ich bin zum dritten Mal dabei und finde es bemerkenswert, dass jemand solche Konzerte auf der grünen Wiese macht “, befand Besucher Frank Lowitz aus Brandenburg.

„Die Bluesmusik ist nicht so das Ding unserer Generation, dafür Völkerball um so mehr“, meinten Josie und Alexandra, die aus Burg angereist waren. Die Band selbst lobte auch bei ihrem diesjährigen Auftritt die familiäre Atmosphäre. „Solch ein ungewöhnlicher Auftritt macht uns besonderen Spaß“, hieß es aus dem Umfeld der Band. Völkerball sind übrigens schon für das kommende Jahr gesetzt. „Wir machen dann die vierte Rocknacht in Parchen“, sagt Veranstalterin Heike Gentz.

Sie zog ein überaus positives Fazit. Man habe nicht nur Zuschauer aus dem Genthiner Raum anziehen können. Zahlreiche Besucher seien sogar aus Nachbarlandkreisen, etwa dem Havelland, Brandenburg und dem Bördekreis angereist. Selbst aus dem thüringischen Gera habe es Kartenanfragen gegeben.

 

Mit Spannung verfolgen die Parchener Veranstalter auch die Auftritte der Gruppe „Heldmaschine“, einem Nebenprojekt von einigen Völkerball-Bandmitgliedern. „Ob diese Band auch etwas für und wäre, kann ich nicht sagen, da ich die Musik nicht kenne“, meint Heike Gentz. Vielleicht überzeugen „Heldmaschine“ am Wochenende die Parchener Veranstalter. Dann wird die Gruppe beim Wacken Open Air auf der Bühne stehen.