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Rommé Immer einen Joker im Ärmel

Wenn die Karten für das Rommé-Spiel gemischt werden, ist die Stimmung der Altenplathower Frauen immer bestens.

Von Simone Pötschke 26.05.2019, 06:00

Genthin l „Auf Euer Wohl und alles Gute“ - Glückwünsche zum Geburtstag gibt es bei dem Klubabend der Altenplathower und Genthiner Rommé-Frauen gleich im Doppelpack. Nicht nur deshalb ist Burgi Koch, bei der die organisatorischen Fäden der Runde seit dem Jahr 2000 zusammenlaufen, bedacht darauf, die beiden Geburtstagskinder diesmal ausdrücklich zu würdigen.

Schließlich sind Martha Schulze, die ihr 95. Lebensjahr vollendet hat, und Ingeborg Lünse mit nun 90 Jahren die ältesten Rommé-Damen, die wöchentlich im Lindenhof ihrer Leidenschaft am Kartenspiel nachgehen. „Das ist schon was, was nicht jeder Klub aufzuweisen hat“, meint Burgi Koch respektvoll.

Die beiden betagten Geburtstagskinder schätzen das Miteinander in dieser Runde und wollen gerade wegen ihres hohen Alters nicht darauf verzichten. „Immer nur zu Hause sitzen, ist einfach nichts. In dieser Runde fühle ich mich gut aufgehoben“, sagt Ingeborg Lünse. Verbissen ehrgeizig betrachtet sie den wöchentlichen Spieleabend nicht.

 „Das Kartenspiel soll einfach Spaß und Freude machen, deshalb bin ich hier.“ Ihre 95-jährige Klubkameradin sieht das nicht viel anders. Beim Romme‘-Spiel bliebe man geistig fit,weil man mitdenken müsse, meint Martha (Martchen) Schulze.

Damit bringen die betagten Damen mehr oder weniger auf den Punkt, was die fröhliche Runde der etwa 20 Altenplathowerinnen im Alter von 27 bis 95 Jahren seit fast drei Jahrzehnten zusammenhält.

Hervorgegangen ist der Klub aus einer kleinen, privaten Spielgruppe, aus der sich durch Mundprogaganda über Jahrzehnte ein gestandener Romméklub entwickelt hat.

Die Beständigkeit dieses Klubs hebt ihn mittlerweile von vielen anderen Spielergemeinschaften ab. Dafür nehmen die Damen inzwischen auch eine weitere Anfahrt in Kauf. Da es in Altenplathow keine Gaststätte oder eine Räumlichkeit gibt, die öffentlich genutzt werden kann, trifft man sich mittlerweile im „Lindenhof“ immer dienstags ab 18 Uhr, meistens zwei bis drei Stunden.

 Mit dem Taxi lassen sich die Damen dann in die O.d.F. Straße fahren und wieder abholen. „Die zumeist älteren Damen wollen sich einen schönen Abend machen. Wir kommen deshalb ihren Wünschen nach und stellen die gewünschte Zahl an Tischen mit jeweils vier Stühlen auf“, sagt Lindenhof-Wirt Sebastian Haas. Auf der Grundlage einer Vereinbarung mit der Stadt Genthin können die städtischen Vereine den Lindenhof dienstags und mittwochs für Veranstaltungen nutzen.

Auch wenn die Spieleabenden von heiterer Fröhlichkeit erfüllt sind, wird Rommé ernsthaft nach festen Regeln von den Altenplathower Frauen gepflegt. Bevor das Spiel beginnt, wird ausgelost, wer mit wem am Tisch spielt. Ausgelegt wird mit 40 Punkten, wobei der Joker überall angelegt werden kann. An einem Abend sind 20 Runden gesetzt. Am Schluss wird abgerechnet und monatlich eine Auswertung vorgenommen.

„Absolute Spielstars gibt es nicht bei uns“, sagt Burgi Koch. Mal die oder die mache das Rennen. Das Geheimnis, ein gutes Spiel hinzulegen, liege in der Aufmerksamkeit, wie man ein Spiel und die Spieler verfolgt, verrät sie. Freilich, räumt sie ein, hängen Erfolg oder Misserfolg des Spiels immer davon ab, welche Karten man bekommen hat.

Gut Lachen haben die Rommé-Damen allerdings auch mit schlechten Karten. Wer viele Augen bei Spielende auf der Hand hält, muss einen - verträglichen - Obolus entrichten, der in die Klubkasse kommt. Daraus werden dann gemeinsame Unternehmungen finanziert. Die Damen führen übrigens bei gemeinsamen Ausflügen immer die Rommé-Karten in ihren Handtaschen mit.