Konfirmation einer Cousine bringt das Liebesglück: Altmärkerin trifft ihren Künftigen beim Tanz in Güsen Ruth und Walter Tusch feiern diamantene Hochzeit
Güsen (sta) l "Wir haben von Anfang an immer gut zusammengehalten", berichten Ruth und Walter Tusch. Die beiden empfingen gestern viele Gratulanten anlässlich ihrer diamantenen Hochzeit.
Walter Tusch (83) ist "alter Güsener". Seine künftige Frau hat er hier im Dorf am 1. April 1950 das erste Mal getroffen. Das Datum weiß er noch ganz genau. Ruth Tusch (84) war damals zur Konfirmation einer Cousine hier in Güsen. Sie stammt aus der Altmark, aus Berkau bei Bismark. "Wir sind abends noch ins Kino gegangen und danach zum Tanz", erzählt sie. Und da sind den Güsener Jungs die "fremden" Mädchen halt aufgefallen.
Fast eineinhalb Jahre ist Walter Tusch dann regelmäßig mit dem Fahrrad von Güsen nach Berkau gefahren - manchmal über die Fähre, im Winter meist den noch weiteren Weg über Tangermünde. Irgendwann habe er gesagt: "Dann müssen wir wohl heiraten!" Das taten sie dann in Güsen. Und kaum wohnte Ruth Tusch mit hier, "da haben sie mir das Fahrrad geklaut", kann Walter Tusch heute lachen.
Walter Tuschs Eltern hatten hier eine Landwirtschaft, und auch Ruth Tusch kam von einem Hof, so dass sie das Einmaleins dieser Arbeit von kleinauf mitgekriegt hat. Bei ihr daheim waren es vor allem Kühe, hier bei Tuschs gab es fast alles: "Zehn Kühe, vier Pferde, 80 Schafe, 30 Schweine, Hühner, Enten, Puten", zählt Walter Tusch auf. Auch viel Kartoffeln wurden angebaut.
Acht Jahre wurde der eigene Hof noch bewirtschaftet, dann ist der Vater in die LPG gegangen. Walter Tusch fing bei der MTS an, bis diese in die LPG überging. Dann hat er da weitergearbeitet. Ruth Tusch arbeitet zunächst im Feldbau, dann ein paar Jahre im Kuhstall. Als bei einem von drei Ställen in einem harten, schneereichen Winter die Decke einstürzte und die Tiere auf die anderen Ställe aufgeteilt werden mussten, entschied Ruth Tusch daheim zu bleiben. Denn jahrelange harte Arbeit hatten zu Rückenproblemen geführt. Sechs Jahre lang hat sie dann noch die Wäscheannahme betreut, bis sie in Rente gehen konnte.
Walter Tusch war froh, als er nach der Wende bald in Vorruhestand gehen konnte, wenn auch für wenig Geld. Nun konnten beide gemeinsam auch hin und wieder Reisen unternehmen, was vorher immer nur für wenige Tage möglich war. Die einzige größere Tour war kurz vor der Wende - im Frühjahr 1989 - eine Flugreise nach Jalta. Daran erinnern sie sich noch mit Begeisterung.
Etliche größere Busreisen haben sie dann nach der Wende unternommen: nach Italien zum Gardasee, nach Österreich, nach Bayern, auf verschiedene Nordseeinseln. Mehrmals ging\'s auch nach Marburg zur Partnergemeinde. Von den schönen Erinnerungen zehren die beiden noch heute, holen immer mal wieder die Kiste mit den Bildern hervor.
Ruth und Walter Tusch haben vier Kinder, vier Enkel und sechs Urenkel. Mit der Familie gefeiert wird am Sonnabend in der Hohenseedener Gaststätte Wendt.