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Schädlinge Finanzspritze für Waldbesitzer

Waldeigentümer können in einen neu eingerichteten Fördertopf greifen, um Dürreschäden und Schädlingsplagen finanziell besser zu schultern.

Von Simone Pötschke 02.08.2019, 01:01

Genthin l Vor allem Waldbauern aus dem Harz lassen gegenwärtig in Sachsen-Anhalt die Alarmglocken schrillen. Mit der massenhaften Vermehrung des Borkenkäfers in der Fichte und mit den Dürreschäden sehen sie den Zustand ihres Waldes an den Rand einer Katastrophe gebracht.

Das Land reagierte darauf Anfang der Woche mit einem neuen Förderprogramm, das die gebeutelten Waldbesitzer finanziell teilweise entlasten soll. Auch die Waldbesitzer im Elb-Havel-Winkel und im Jerichower Land können sich ab sofort von den Betreuungsforstämtern Elb-Havel-Winkel und Nedlitz über die Antragsmodalitäten beraten lassen, informiert Forstamtsleiter Peter Sültmann.

Schädlinge und die anhaltende Trockenheit treiben wie in ganz Sachsen-Anhalt auch die heimische Forstwirtschaft sorgenvoll um. Der Forstamtsleiter des Betreuungsforstamtes Elb-Havel-Winkel plädiert allerdings für eine differenziertere Betrachtung der Situation vor Ort. Grundsätzlich, sagt er, sei die durchaus dramatische Situation im Harz mit der hiesigen nicht vergleichbar. Das sei darin begründet, dass die Sturmschäden, die insbesondere „Xavier“ hier im Oktober 2017 hinterlassen hat, in den Wäldern des Betreuungsforstamtes nahezu vollständig aufgearbeitet wurden. Anderenfalls hätte das unberäumte Holz als Brutstätte für ein explosionsartiges Vermehren von Schädlingen gesorgt. Aus dem Gesamtwald des Betreuungsforstamtes, ohne Flächen des Landes- und Bundeswaldes, seien Sültmann zufolge Sturmschäden in einem Umfang von mehr als 70.000 Festmeter Holz aufgearbeitet worden. Das entspricht der Ladung von insgesamt etwa 2000 kompletten Holzlastzügen.

Dennoch: Eine Entwarnung gibt es beim Betreuuungsforstamt für den Befall durch Borkenkäfer trotzdem nicht. Er ist trotz aller Schadholzberäumung nach wie vor in den Wäldern der Region präsent und setze besonders der Fichte, die zirka nur 0,5 Prozent des Baumbestandes ausmacht, aber auch der Lärche und Kiefer, zu. Für die Fichte sieht Peter Sültmann schwarz: „Zukünftig wird die Fichte bei uns aufgrund des Klimawandels und der teils geringen Nährkraft der Böden keine Überlebenschance haben, sie wird absterben.“

Der Kiefer, die mit zirka 85 Prozent die Hauptbaumart im Betreuungsforstamt darstellt, macht derweil die seit Monaten anhaltende Dürre zu schaffen. Ihr Gesundheitszustand, schätzt Sültmann ein, sei regional besorgniserregend, aber insgesamt noch lange nicht als Katastrophe zu werten.

Insgesamt sind bisher im Privat- und Kommunalwald des Forstamtes zirka 2500 Festmeter Schadholz erfasst worden, von denen bisher von den Waldbesitzern mehr als 750 Festmeter, also ein Drittel, beräumt sind. Die Revierleiter des Forstamtes sind täglich mit der Erfassung neu entstandener Dürre- oder Käferschäden in den Wäldern befasst und drängen auf die Beräumung sowie auf einen schnellen Abtransport des trockenen bzw. befallenen Holzes, um die Schädlingssituation unter Kontrolle halten zu können.

Die Erfassung der Befallsherde liefe monatlich und jeder neue Befallsherd, sei er noch so klein, wird registriert und die Beräumung kontrolliert.

Vielen kleinen Waldeigentümern fällt es allerdings schwer, die Schäden selbständig zu beheben. Sültmann hofft, dass genau aus diesem Grund von vielen Waldeigentümern Mittel aus dem neuen Förderprogramm in Anspruch genommen werden. Mit diesen Mitteln kann unter anderem der Einsatz forstlicher Dienstleister zur Beseitigung der Käfer- und Dürreschäden mitfinanziert werden.

Das Totholz gerade in kleineren Mengen aus den Wäldern zu holen, sei durchaus ein schwieriges Unterfangen. Für Unternehmen sei ein Abtransport im Verhältnis zum Erlös einerseits zu aufwändig. Andererseits erweise sich die Brennholzverwertung, auf die das Betreuungsforstamt in der Regel die Waldbesitzer bisher orientiere, oft nur als ein „Tropfen auf den heißen Stein“.