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Schulgans Ist Auguste ihrem Ganter untreu?

Die Schulgans Auguste aus Genthin sorgt für Schlagzeilen. Ehepaar Walter hält es für möglich, dass sie auf ihrem Hof groß geworden ist.

Von Simone Pötschke 17.11.2020, 05:00

Roßdorf/Genthin l Die zugeflogene Wildgans Amy, die im Sommer als Auguste das Schulgelände der Grundschule Genthin Mitte als ihr neues Zuhause entdeckt hat, sorgt weiter für Schlagzeilen.

Denn ob es sich tatsächlich um die Wildgans, die die Grundschüler als Auguste in ihr Herz geschlossen haben, um Amy handelt, wie Sven Grütter aus Mützel der Volksstimme berichtete, zieht das Roßdorfer Ehepaar Irmgard und Georg Walter in Zweifel. Damit kurbelt es einen echten „Wildgans-Krimi“ an.

Das Roßdorfer Ehepaar hält es zumindest für möglich, dass es sich bei der inzwischen prominenten Wildgans, die bereits seit Wochen für Aufregung sorgt, um eine Wildgans handelt, die sie aufgezogen haben.

Im Sommer sei sie davon geflogen und hat einen unglücklichen Wildganter zurückgelassen. Es gebe durchaus Indizien, dass es sich bei der Schulhofgans um das von ihrem Hof entfleuchte Federvieh handeln könnte, meint Irmgard Walter. In Roßdorf blieb die Wildgans allerdings namenlos.

Ein Bekannter aus Vieritz habe dem Ehepaar vor einigen Jahren etliche Gössel, so bezeichnet man die Küken der Wildgans, zur Aufzucht überlassen, berichtet Irmgard Walter. In der Küche, in einer eigens für sie hergerichteten Kiste, verbrachten die Gössel ihre Kindertage. Die sechs Gössel wuchsen auf dem Hof der Familie zu stattlichen Wildgänsen heran.

Vier davon wurden zwischenzeitlich geschlachtet und beendeten als schmackhaftes Wildgericht ihr irdisches Dasein. Einem Pärchen schenkten die Walters, wenn auch nicht die Freiheit, aber dennoch Lebenszeit, indem sich die beiden Wildtiere einträchtig in die Gemeinschaft der auf dem Hof lebenden Hühner, Enten, Katzen und Hunden einordnen konnten. Etliche Jahre ging das ganz gut und ohne große Aufregung. Bis zum letzten Sommer. Die Gans brütete erstmals – doch ohne Erfolg. „Die Eier waren faulig, wer weiß, was da passiert ist“, erzählt Irmgard Walter, die seit Jahr und Tag Geflügel auf dem Hof hält.

Die schlechten Nachrichten aus der Roßdorfer Wildgans-Familie brachen damit allerdings nicht ab. Schlimmer noch: Die Gans flog einfach davon und ließ den Ganter sitzen. Sie wurde noch einmal von einem Nachbarn der Walters am Kanal gesehen und ward damit auf und davon.

Irmgard Walter, die sonst auch den Gänsen einen Flügel stutzt, um sie vor allzu wilden Ausflügen zu bewahren, ist sich bis heute nicht sicher: „Ich muss die Wildgans dabei wohl vergessen haben“, grübelt sie.

Während das Ehepaar Walter den Verlust der Wildgans inzwischen verkraften konnte, leidet der verbliebene Ganter vor sich hin. Tagelang habe er laut nach seiner Partnerin geschrien, erzählt das Ehepaar. Und noch heute schaut der Verlassene sehnsuchtsvoll mit einem lauten Seufzer gen Himmel. Georg Walter hat Mitleid mit dem Ganter. Es sei, sagt er, als ob er uns sagen wolle, dass seine Gänsefrau doch endlich wiederkommen müsse. Wildgänse leben in der Tat monogam, ein Leben lang in einer festen Partnerschaft.

Nachdem die Walters von der zugeflogenen Wildgans im Genthiner Rundblick gelesen hatten, ist die Hoffnung groß, dass es sich beim zahmen Vogel um die abtrünnige Gans handelt, die ihren Ganter hat sitzenlassen. Dafür spricht aus ihrer Sicht, dass sie an einem ihrer Füßchen einen blauen Plaste-Ring trägt.

Alle Gössel, die im Hause Walter aufgezogen wurden, auch der Ganter, trugen einen solchen Ring. Der Mützeler Sven Grütter wiederum, der die Schulhof-Wildgans als Amy wiedererkannt haben will, hatte das gefederte Findelkind an beiden Füßchen beringt und war – durchaus nachvollziehbar – der Annahme, dass Amy den zweiten Ring nur verloren haben kann.

Sven Grütter hatte auf einem Acker bei Blumenthal, einem Ortsteil von Burg, ein Wildgans-Ei gefunden und zu Hause ausbrüten lassen. Das geschlüpfte Küken zog er gemeinsam mit Hausgänsen auf und wilderte das Wildtier im vergangenen Herbst bei Parey aus.

Die vermeintliche Amy wurde noch einmal am Kanal gesichtet, bevor sie als Auguste auf dem Gelände der Grundschule Mitte wieder auftauchte und als Amy entlarvt wurde.

Irmgard und Georg Walter würden jedenfalls zu gern wissen, ob Auguste nicht doch die Wildgans ist, die sie in ihrer Küche aufgepäppelt haben und die so sehr von ihrem Ganter vermisst wird. „Vielleicht würde der Ganter seine Frau sogar wiedererkennen? Ich würde es gern auf einen Versuch ankommen lassen“, gesteht Irmgard Walter.