Schweinepest Schutz vor der Seuche

Schweinezuchtunternehmen des Jerichower Landes drängen die Politik, mehr in Sachen Prävention bei der Schweinepest zu tun.

Von Simone Pötschke 08.10.2018, 01:01

Burg/Genthin l In der Post des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft landete Ende September ein Schreiben, in dem die Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) eindringlich aufgefordert wird, mehr für die Prävention der Afrikanischen Schweinepest zu tun. Drei der vier unterzeichnenden Schweinezucht-Unternehmen produzieren im Jerichower Land, die Ideal-System landwirtschaftliche Ferkelproduktion GmbH Möckern, die Sauenhaltung Lübars KG und die LFD (Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland) mit Sitz in Genthin. Vierter Unterzeichner ist die Geschäftsleitung der Sauenzuchtanlage (SAZA) GmbH Großkayna (Saalekreis). Sie eint die Sorge um ein weiteres Ausbreiten der Tierseuche, die geografisch mittlerweile in Belgien angekommen ist. Die Seuchenlage ist nach wie vor alarmierend.

Die vier Unterzeichner des Briefes an die Bundeslandwirtschaftsministerin treibt seit Wochen und Monaten die Sorge um, dass die Seuche auch Deutschland mit ihren katastrophalen Folgen, bis hin zum Zusammenbruch der Schweinezucht, erreichen könnte.

„Bei allen besorgten Blicken nach Belgien – das wirkliche Problem bezüglich der Afrikanischen Schweinepest sitzt in Osteuropa“, heißt es im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben Online in einer Ausgabe am 5. Oktober. Allein in diesem Jahr, heißt es, habe es dort in neun EU-Ländern 1210 Fälle bei Haus- und sogar 4078 bei Wildschweinen gegeben. Etwa 80 kämen wöchentlich hinzu. Spitzenreiter bei den Wildschweinen sei Polen mit 1945 Ausbrüchen.

Mit solchen Schreckensmeldungen schrillen bei den regionalen Ferkelzucht- und Schweinemastbetrieben die Alarmglocken. Sie appellieren deshalb mit Nachdruck an die Bundesministerin, solche Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor der grassierenden Seuche aufzulegen, die auch Saisonarbeiter, Pflegekräfte sowie Touristen und Speditionsmitarbeiter aus Mittel- und Osteuropa erreichen. Denn große Entfernungen legt der Erreger der Afrikanischen Schweinepest vor allem entlang von Hauptverkehrswegen wie Autobahnen und Transitstrecken zurück. Gefährlich wird es, wenn Reisende bedenkenlos Speisereste in unverschlossenen Mülleimern an Raststätten entsorgen. Wildschweine bedienen sich gern daran und stecken sich mit dem ASP-Virus an.

Die Menschen aus Mittel- und Osteuropa müssten erreicht werden, bevor sie sich auf die Reise begeben, meinen die Chefs der Ferkelzucht- und Schweinemastbetriebe aus dem Jerichower Land.

Ihrer Einschätzung nach werde sowohl an den Rasthöfen und Parkplätzen der wichtigen Transitstrecken wie bei der direkten Kommunikation über das Internet und sozialen Medien zu wenig getan.

Ralf Döring ist bei der LFD Holding Fahrdienstleiter und kennt sich auf den großen Transit-Strecken in Richtung Ost-Europa aus: „Meine Kollegen, darunter viele Ungarn, sind wirklich viel mit den Lkw unterwegs. Warnhinweise zur ASP-Prävention sieht man eigentlich nie – und schon gar nicht in der eigenen Sprache, so unsere Kollegen aus Mitteleuropa.“

Der Transitverkehr aus Mittel- und Osteuropa rollt im Jerichower Land auch über die A2 und die Bundesstraßen. Für die Rastplätze an Bundesstraßen ist der Landesstraßenbaubetrieb (LSBB) zuständig. Die Parkplätze würden regelmäßig kontrolliert, Abfalleimer häufiger geleert und nach Möglichkeit verschlossen, gab Andreas Tempelhof, Sprecher des Landes-Bauministeriums, vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit der Salzwedeler Volksstimme zur Auskunft. Die Maßnahmen an den Bundesstraßen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Umwelt- und Landwirtschaftsministerium. Die Mitarbeiter seien geschult worden, dass sie Verdachtsfälle, wie Funde toter Tiere, sofort melden.

Ob und wie der Appell der Betriebe aus dem Jerichower Land im Bundesministerium auf offene Ohren stößt, ist bisher unklar. Eine Anfrage der Genthiner Volksstimme, die am Mittwoch an das Bundesministerium gestellt wurde, blieb bis Sonntagabend unbeantwortet. Wenig hoffnungsvoll stimmt dabei allerdings die Tatsache, dass sich eine ähnliche Präventionsempfehlung aus einer Bund-Länder-Tagung bisher nicht durchsetzte.