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Erinnerung an Karin Stilke wird im Haus der Volkssolidarität bewahrt "Sie war immer mit Genthin verbunden"

Von Mike Fleske 14.05.2013, 03:12

Karin Stilke war in ihrer Jugend das erste deutsche Topmodell. Im Alter machte sie sich als Stifterin einen Namen. Am 2. Mai starb sie im Alter von 99 Jahren. Im Genthiner Seniorenheim der Volkssolidarität, das den Namen ihres Mannes Georg Stilke trägt, bleibt sie in bester Erinnerung.

Genthin l "Sie war eine tolle Frau", sagt Britta Möbes, Leiterin des Seniorenzentrum Haus "Georg Stilke" in Genthin. Über viele Jahre hat ein intensiver Kontakt zwischen der Einrichtung und Karin Stilke bestanden. "Zuletzt hat sie im März nach ihrem 99. Geburtstag angerufen und sich für die Glückwünsche bedankt, die wir ihr übermittelt haben."

Stilke war so etwas wie Deutschlands erstes Topmodell. Über 20 Jahre gehörte sie zu den gefragtesten Fotomodellen ihrer Epoche. Zu einer Zeit, als sich die jungen Frauen ihre Haltung nicht mühsam antrainieren mussten, sondern über eine natürliche Eleganz verfügten. Diese Eleganz behielt Stilke auch in späteren Jahren bei. "Sie war auch im hohen Alter grazil und natürlich", erinnert sich Möbes. Nie sei ihre Art aufgesetzt und künstlich gewesen. Dabei war sie einst unglaublich gefragt. Namhafte Fotografen wie F.C. Gundlach, Sonja Georgi oder Ilse Flöter arbeiteten mit ihr. Vielleicht war die Zeit eine völlig andere, aber die junge Dolmetscherschülerin fand es eher "lustig" sich selbst in Modejournalen wiederzufinden.

Im Frühjahr 1936 wurde sie von einer Fotografin auf dem Kurfürstendamm angesprochen und zu Modeaufnahmen eingeladen. Karin Stilke stand bis 1957 für bedeutende Modefotografen vor der Kamera. Über ihre Tante, bei der sie lebte, lernte sie den Schriftsteller Karl Gustav Vollmoeller kennen, durch den sie in Kontakt zu bekannten Künstlern und Intellektuellen wie Erich Kästner, Erich Maria Remarque, Josef von Sternberg, Marlene Dietrich oder Curd Jürgens kam.

1941 heiratete sie den Buchhändler Georg Stilke. Ihr Ehemann stammte aus einer Unternehmerfamilie, sie war bis 1945 Eigentümer des Ringelsdorfer Schlosses, das 1912 erbaut wurde. Über verwandtschaftliche Beziehungen mit der Familie von Ostau war das Gut Ringelsdorf in den Stilke-Besitz gekommen. In diesem Schloss war später das Seniorenheim der Volkssolidarität untergebracht.

Anfang der 1990er Jahre hatte Karin Stilke nach dem Tod ihres Mannes eine Stiftung gegründet, deren Erlös alten Menschen ohne Vermögen zukommen sollte. Bereits zu dieser Zeit bestand eine Verbindung zum Seniorenheim der Volkssolidarität, das zunächst noch im Ringelsdorfer Schloss untergebracht war. Auch nach dem Umzug in der Einrichtung in die Räume in der Genthiner Einsteinstraße bestand der Kontakt fort.

Die Genthiner Einrichtung wurde nicht nur nach ihrem Mann benannt, sondern kam regelmäßig in den Genuss von Zuwendungen aus dieser Stiftung. "Alte Menschen werden oft vergessen", begründete sie ihre Entscheidung. Regelmäßig besuchte Karin Stilke die Einrichtung in Genthin. "Sie ist stets allen, die ihr begegneten mit großer Wertschätzung und Warmherzigkeit begegnet", berichtet Britta Möbes. Sie plauderte bei ihren Besuchen mit Mitarbeitern oder Bewohnern, die ihr begegneten und schien trotz ihres hohen Alters eine jugendliche Leichtigkeit bewahrt zu haben.

Dabei war das Tagespensum bei ihren Besuchen beachtlich. "Sie ist morgens aus Hamburg gekommen, hat das Schloss Ringelsdorf besucht, dann Genthin und ist am Nachmittag wieder abgereist", erinnert sich Möbes. Dabei lehnte es Karin Stilke stets ab, die Autobahn zu benutzen, sondern forderte ihre Begleiter auf, sie über Landstraßen durch die Natur und die Dörfer zu fahren.

Sie nahm Anteil am Leben ihrer Mitmenschen. Unterwegs und bei ihren Besuchen. "Das Heim in Genthin hat sich wirklich toll entwickelt, die Menschen werden hier gut betreut. Ich bin immer wieder begeistert vom seinem äußeren Eindruck", sagte Stilke bei ihrem letzten Besuch in der Kanalstadt vor fünf Jahren.

Am 2. Mai verstarb sie in Hamburg, heute wird sie in der Hansestadt beigesetzt. Die Volkssolidarität hat nicht nur ihre Trauer bekundet, im "Georg-Stilke-Haus" ist auch ein Erinnerungsaltar aufgebaut, an dem die Bewohner in stiller Trauer verweilen und ihr Beileid bekunden können.