Photovoltaik in Sachsen-Anhalt Stadt Genthin will trotz hoher Nachfrage nur wenig Flächen für Solaranlagen ausweisen
Bisher hat sich die Stadt nicht um ein Konzept für die Ausweisung von Flächen für großflächige Photovoltaik-Anlagen gekümmert. Nun tut sie es. Sie will die hohe Nachfrage danach aber nur begrenzt bedienen.

Genthin - Satte 380 Hektar könnten auf dem Stadtgebiet von Genthin mit großflächigen Photovoltaikanlagen sofort bebaut werden. Wenn es nach den potenziellen Investoren ginge, die einen Antrag dafür bei der Stadt gestellt hätten.
Das geht aus den Informationen hervor, die Baufachbereichsleiterin Dagmar Turian dazu in der jüngsten Sitzung des Bau- und Vergabeausschuss gegeben hat. Allerdings, schränkte sie sofort ein, könnten in etwa nur insgesamt 250 Hektar für diesen Zweck ausgewiesen werden. Und: „Im Moment tendieren wir zu einer Begrenzung pro einzelner Fläche auf 25 Hektar“.
Diese beiden Eckdaten bergen Konfliktstoff. Denn die potenziellen Investoren dürften genauso wie Öko-Landwirt Nils Rosenthal aus Schopsdorf wissen, dass die landwirtschaftlich genutzten Böden im Raum Genthin grundsätzlich nicht so hochwertig sind wie beispielsweise in der Börde. „Wir hier im Genthiner Raum haben im Durchschnitt teils sehr sandige Äcker mit 40 Bodenpunkten“, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme. Zum Vergleich: Die berühmten guten Ackerböden in der Börde weisen Bodenpunkte von 80 und darüber aus.
Das bedeutet, dass viele Ackerflächen im Raum Genthin vergleichsweise intensiv bewirtschaftet, also gedüngt und bewässert werden müssen, um Erträge zu bringen. Genau solche Flächen aber sollen umgewandelt und bevorzugt laut Gesetz für großflächige Photovoltaikanlagen ausgewiesen werden. „Die jetzt genannten 250 Hektar sind für unseren Raum definitiv zu wenig“, meint Rosenthal, der selbst ein Konzept für die Ausweisung von Solarflächen für Genthin geschrieben und als Antrag in den Stadtrat eingebracht hat. Weil es endlich auch für den Raum Genthin klare Richtlinien dafür geben müsse. Denn die umliegenden Gemeinden sind in dieser Hinsicht schon sehr viel weiter.
Das bestätigt Projektleiter Marco Horwardt von Visiolar aus Schönefeld. Die Firma, die in Parchen am Standort Sandberg 1 auf 94 Hektar eine Photovoltaikanlage errichten würde, aber hier bisher noch nicht vorwärts gekommen ist, hat auch ein Photovoltaik-Projekt in Jerichow beantragt, auf 22 Hektar. Anfang Juni hatte Horwardt dafür bereits den Aufstellungsbeschluss. „Das ging alles sehr schnell“, freut er sich. Während er in Jerichow also mit diesem Anfangsdokument nun zügig auf den Baubeginn hinarbeiten könne, stehe der für das Parchener Projekt noch gänzlich in den Sternen.
Von 90 auf 25 Hektar reduzieren?
Hinzu käme die von der Verwaltung angedeutete Flächenbegrenzung auf jeweils 25 Hektar pro Antragsteller. Ob sich das für Visiolar noch lohnen würde, von 90 Hektar darauf zu reduzieren? „Das müssten wir dann durchrechnen, ob sich das für uns noch lohnt“, sagt Horwardt. Er setze aber nach wie vor auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Genthiner Stadtverwaltung.
Die hätte ihre Vorteile von dem Parchener Projekt. Immerhin 65.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr könnten durch die Parchener Anlage eingespart und ca. 26.700 Haushalte (bei einem angenommenen Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Jahr) mit Solarstrom versorgt werden. Die Kommune könnte mit einem Solarcent an den Stromerlösen beteiligt werden. Hinzu könnten ein vergünstigter Anwohnerstromtarif und eine finanzielle Beteiligung der Bürger kommen.
Dagmar Turian legte sich schließlich vor den Räten im Bau- und Vergabeausschuss fest, wann sie das Konzept dem Stadtrat beschlussfähig vorlegen will: In der Sitzung am 12. Oktober soll das geschehen. Der Antrag von Nils Rosenthal steht dagegen bereits jetzt am kommenden Donnerstag ( 27. Juli) auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. Der Ausschuss empfiehlt einstimmig diesem nicht zu folgen, sondern den 12. Oktober abzuwarten.
Nils Rosenthal ficht das wenig an, auch wenn er mit seinem Antrag das gleiche Ansinnen verfolgt wie die Verwaltung. Hauptsache, meint er, es passiere jetzt in Genthin endlich etwas auf diesem Gebiet.