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Städtepartner Neuer Schwung für Städtepartnerschaften

Die Städtepartnerschaften Genthins mit Datteln und Radlin brauchen neuen Schwung. Der neue Bürgermeister könnte Bewegung reinbringen.

Von Mike Fleske 23.07.2018, 01:01

Genthin/Datteln/Radlin l Viel ist 2017 über die Städtepartnerschaften Genthins mit Datteln (Nordrhein-Westfalen) und Radlin (Polen) diskutiert wurden. Letztlich waren sich alle Partner einig, den Kontakt beizubehalten. Spürbar geworden ist dies leider noch nicht.

„Ich setze mich natürlich mit den Vertretern der Partnerstädte in Verbindung, im Gespräch werden sich die Möglichkeiten für einen weiteren Austausch ergeben“, kündigt der neue Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) an. Es sei für ihn eine gebotene Form, sich in der Einstiegsphase natürlich auch in den Partnerstädten vorzustellen. Das geschehe zunächst telefonisch.

Persönliche Kontakte werden aber sicherlich folgen. Denn spätestens im Herbst werden Gäste aus Datteln in Genthin erwartet. „Wir freuen uns schon auf das Kartoffelfest“, verrät Dattelns Stadtsprecher Dirk Lehmanski, der seinerseits eine Kontaktaufnahme ankündigt: „Selbstverständlich werden wir auf den neuen Bürgermeister zugehen. Dattelns Bürgermeister André Dora freut sich darauf, ihn kennenzulernen.“

Für Lehmanski ist die Partnerschaft für seine Stadt immer vorhanden: „Deshalb kann von einem Neuanfang nur in Bezug auf den neuen Bürgermeister gesprochen werden.“

Noch überzeugter vom Kontakt ist die Dattelner Städtepartnerschaftsbeauftragte Rosemarie Schloßer: „Wir leben in einer Zeit, in der in vielen Bereichen eine Spaltung der Gesellschaft stattfindet, deshalb ist es nur gut, wenn Menschen im Gespräch bleiben.“ Diesen Wunsch habe sie an die Städtepartnerschaft mit Genthin. „Wir können uns recht gut über aktuelle Dinge austauschen, da wir uns letztlich mit ganz ähnlichen Gegebenheiten auseinandersetzen müssen.“

Mit ihrem Einsatz für den Städtekontakt überzeugte Schloßer im vergangenen Jahr selbst zeitweise Kritiker der Städtepartnerschaft wie den Grünen-Stadtrat Lutz Nitz. Er hatte im vergangenen Jahr zunächst vorgeschlagen, die Verbindung würdevoll zu beenden, machte nach der Unterredung mit der Dattelner Koordinatorin eine Rolle rückwärts.

Zum Jahresende zeigte sich Nitz davon überzeugt, dass es angebracht wäre, gemeinsam als deutsch-deutsche Städtepartnerschaft dem dem Entzweien der Gesellschaft entgegenzuwirken. Vielleicht werden nun auch die vom damaligen Bürgermeister Thomas Barz (CDU) im Jahr 2015 angeregten Jugendlager im jährlichen Wechsel, gegenseitige Vereinsbesuche und des Wirtschaftsgesprächs bei Neujahrsempfängen tatsächlich umgesetzt.

Die Bevölkerung könnte durch den Tourismus angesprochen werden. Marina Conradi, bei der Stadt Genthin für diesen Bereich zuständig meint: „Wir könnten unser 25. Kartoffelfest in den Partnerstädten bewerben und schauen, ob es daran Interesse gibt.“ Denn Musik, Kulinarik und Freizeitvergnügen verbinden die Menschen, könnten Anstoß sein, miteinander in Kontakt zu kommen.

Ob dies auch bei den polnischen Partnern fruchtet? „Wir sollten Radlin nicht vergessen“, rief Stadträtin Birgit Vasen (Die Linke) im vergangenen Jahr auf. Einst war die Verbindung durch Vertreter des Bismarck-Gymnasiums geknüpft wurden. Aus einer Schul- wurde eine Städtepartnerschaft. Seitens der Schule ist der Kontakt eingeschlafen, nachdem die beiden Mitinitiatoren Lehrer Wolf-Rüdiger Francke und Schulleiter Gotthard Wienmeister in den Ruhestand gingen.

Das Gymnasium unternimmt mittlerweile keine Schülerreisen mehr nach Polen. „Wir wollen die zehnjährige Schulpartnerschaft in guter Erinnerung behalten, so wie sie war, ein Neuaufleben ist aktuell nicht im Interesse des Bismarck-Gymnasiums“, gibt der Fördervereinsvorsitzende des Gymnasiums Sebstian Eckold unumwunden zu.

Unabhängig davon bleibt die Städtepartnerschaft. Auch dort ist der Kontakt schwierig. Mehrfache Anfragen der Volksstimme an die Verwaltung in Radlin blieben unbeantwortet.

Die polnische Stadt selbst hat in diesem Jahr Kontakte in die Ukraine geknüpft und im Juni ein Partnerschaftsabkommen mit der Stadt Rohatyn unterzeichnet. Mit diesem Partner wurde ein Jugendaustausch organisiert, es gab einen Besuch beim Erntedankfest, heißt es in einer Pressemitteilung.

Darin wird die neue Verbindung aber auch ganz deutlich in eine Reihe mit den anderen Partnerstädten Radlins gestellt, der tschechischen Stadt Mohelnice und eben Genthin. Die deutsche Kanalstadt wird in Polen nach wie vor, nicht vergessen.