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Tempolimit Verkehrssituation ärgert Brettiner

Durch die Sanierung der B 107 ist die Ortsdurchfahrt Brettin stärker belastet als sonst. Die Anwohner wünschen sich ein Tempolimit.

Von Thomas Skiba 29.08.2020, 23:01

Brettin l So gut besucht war die Ortschaftsratssitzung in Brettin schon lange nicht mehr – und der Grund war vorhersehbar wie ärgerlich. Die Anwohner der Heinrich-Heine-Straße machten sich gegenüber Ortbürgermeister Torsten Schmidt Luft zur aktuellen Verkehrssituation.

„Schnell, laut und gefährlich“, fasst Frank Zitterbart zusammen. Der Brettiner schildert Erlebtes: Er war gerade im Vorgarten, da fuhren zwei Lkws aufeinander zu. Der auf seiner Seite traute wohl der Straßenbreite nicht und wich „ohne die Geschwindigkeit zu verringern“, auf den Fußgängerweg aus und rollte an Zitterbart vorbei. „Ich war wie vor den Kopf gestoßen“, so Zitterbart, der sonst als ruhiger, unaufgeregter Zeitgenosse bekannt ist. Doch dieses Erlebnis setzte, seiner Meinung nach dem derzeitigen Verkehrsgeschehen in Brettin die Krone auf.

Auch Sebastian Vollkreuz zeigt sich sichtlich genervt über den ständigen Verkehr und vor allem die Rücksichtslosigkeit der Kraftfahrer – egal welcher Fahrzeuggröße. Er fordert, wie die anderen Anwohner der Straße, das schnell gehandelt wird, um die angespannte Situation zu verbessern. „Es geht seit zwei Jahren so“, sagt Bernhard Mewes vom Brettiner Ortschaftsrat. Gefühlt minütlich fahren hier LKWs durch den Ort und bringen die Brettiner an der Hauptstraße um ihre Ruhe. Dazu komme, „dass ebenfalls gefühlt sekündlich Traktorgespanne die Biogasanlage mit Mais beliefern und dass, ohne mal im Ort den Fuß vom Gas zu nehmen“.

Er habe schon oft beobachtet, dass die Kraftfahrer nicht konzentriert auf die Fahrbahn schauen, sondern immer eine Hand am Mobiltelefon haben. „Wo sind da die Kontrollen?“ Mit der Sanierung der B 107 im Stadtgebiet Genthin flammten die Probleme mit dem Straßenverkehr wieder neu auf. Erst vor kurzen richtete der Landkreis, nach Beschwerden des Ortschaftsrates in der Ortsdurchfahrt Brettin eine 30-Zone für LKWs ein. Doch das brachte nur kurzfristig Entlastung. Die Heinrich-Heine-Straße verläuft weitgehend gerade durch den Ort und lädt dadurch zum schnellen Fahren ein. Anwohner stellen immer wieder fest, dass sich Lastkraftwagen einfach hinter die Pkws „hängen“ und so die erlaubten 30 Kilometer pro Stunde ignorieren.

Dann kommt zum Tragen, dass die Straße noch nie einen grundhaften Ausbau erfahren hat, denn sie war einmal eine Kopfsteinpflaster-Straße. Vor einiger Zeit wurde einfacher Asphalt ausgebracht und dieses Provisorium spüren die Anwohner mit jedem 40-Tonner, selbst wenn der mit der erlaubten Geschwindigkeit fährt, „klingeln im Schrank die Gläser“. Am liebsten wäre den Brettinern, würde es eine generelle Beschränkung der Geschwindigkeit auch Pkw geben und ein Durchfahrverbot für die Lastkraftwagen, doch die hätte absehbar wenig Aussicht auf Erfolg.

Polizeiobermeister Lutz Pelzer, Regionalbereichsbeamter der Einheitsgemeinde Jerichow, stellte bei einer Ortsbegehung im Februar fest: „Ein generelles LKW-Fahrverbot kann hier nicht begründet werden.“ Dafür gebe es keine rechtlichen Grundlagen und wenn, dann müssten zu viele Ausnahmen zugelassen werden.

Ortschef Schmidt wollte vom Landkreis wissen, warum die Ortsdurchfahrt nicht als offizielle Umleitung für die Bundesstraße 1 geführt wird. „Dann hätten wir größere Chancen auf einen schnellen grundhaften Ausbau.“ So sei die Heinrich-Heine-Straße noch nicht einmal in die Planung für den dringenden Sanierungsbedarf aufgenommen wurden. Somit steht eine Verkehrsinsel mit geschwenkter Fahrbahn, wie sie Ortschef Torsten Schmidt vorschwebt, weiter in den Sternen. Die sei für 2019 vorgesehen gewesen und wieder sei nichts passiert. „Das würde die Situation entschärfen.“

Um eine gültige Datenlage zur Geschwindigkeitssituation zu bekommen, will der Ortschef für mehrere Tage ein Messgerät aufstellen lassen, das über einen gewissen Zeitraum Anzahl der Fahrzeuge, Geschwindigkeiten und Durchfahrzeiten ermittelt. Nach der Auswertung der Daten will Ortschaftsrat wieder Druck machen – gemeinsam mit der Verwaltung in Jerichow: „Denn“, so die Anwohner um Schmidt, Zitterbart, Vollkreuz und Mewes, „muss erst etwas passieren.“

Der Grund für das hohe Verkehrsaufkommen, gerade an LKWs, ist der Ausbau der Bundesstraße 1, vor zwei Jahren. Die B 1 gehe durch Genthin, und den Verkehr leitete man damals während der Bauarbeiten über die Kreisstraße (Stremmestraße, Heinrich-Heine-Straße) der Ortschaften Roßdorf und Brettin. „Die LKW-Fahrer haben sich das gemerkt und nutzen die ehemals notwendige Umleitung dazu, den Stadtverkehr in Genthin zu umgehen“, so Polizeiobermeister Pelzer.

Auch aktuell kürzen viele Lkws über Brettin, Roßdorf und Neuenklitsche die Stracke nach Rathenow ab. Zum Leidwesen der Anwohner dieser kleinen Ortschaften. Frank Zitterbart und Sebastian Vollkreuz haben noch eine andere Idee, wie dem ständigen Durchgangsverkehr begegnet werden kann: Ein Zebra-Streifen, eingerichtet an der Bushaltestelle. „Das ist gleichzeitig Schulweg und ich habe schon Kinder beobachtet, die lange an der Straße warten mussten“, so Zitterbart und erläutert, „auf der anderen Seite kommt der Radweg aus Genthin, das würde dann auch dahingehend Sinn machen.“ Ein Zebra-Streifen fordert erhöhte Aufmerksamkeit von den Autofahrern und, so Zitterbart, „wenn die Laster hier öfter warten müssen, nehmen sie wieder die B 1“.