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Klimawandel Umweltaktivisten von „Robin Wood“ gehen im Genthiner Hafen vor Anker

Die Besatzung des Floßes „Robina Wald“ wirbt in Genthin für eine schnelle und „echte“ Energiewende. Ihre Tour führt in drei Wochen rund 400 Kilometer über Havel und Elbe. Von Berlin bis nach Hamburg.

Von Natalie Preißler 03.08.2021, 13:47
Das Floß Robina Wald der Umweltaktivisten von Robin Wood machte Halt am Genthiner Stadthafen.
Das Floß Robina Wald der Umweltaktivisten von Robin Wood machte Halt am Genthiner Stadthafen. Natalie Preißler

Genthin - Neben wetterfester Kleidung, Isomatte und Schlafsack sind an Bord des Floßes „Robina Wald“ auch Chaostoleranz und Abenteuerlust gefragt. Ein Rucksack pro Person sind auf dem Gefährt mit zirka 22 Quadratmetern Fläche erlaubt. Das Holz stammt aus dem Fichtelgebirge, die dicken Stämme werden von Stahlfässern, ähnlich dem Aufbau eines Katamarans, getragen.

In Schrittgeschwindigkeit über Havel und Elbe

Im Sportboothafen von Genthin ging am Montagnachmittag eine hölzerne Floß-Lady vor Anker. „Robina Wald“ ist ein Aktionsfloß, das in rund drei Wochen 400 Kilometer von Berlin nach Hamburg schippert. Im Gepäck die Botschaft und Forderung der echten Energiewende der Umweltaktivisten von „Robin Wood“.

Einer der Kapitäne an Bord ist Alexander Gerschner, seit 1991 aktiver Umweltaktivist bei „Robin Wood“ und auf fast allen Floßfahrten seit 1999 teil der Bord-Crew. „Fünf bis sechs Personen können auf dem Floß schlafen, für den Rest werden Zelte an Land aufgebaut“, so der 56-Jährige. Für maximal zwölf Personen ist Platz. „Robina Wood“ tuckert in Schrittgeschwindigkeit, sie beherbergte schon Mitfahrer im Alter zwischen einem und 80 Jahren. Es ist die dritte und, im Vergleich zur ersten, echte Hightech-Version eines Floßes der Natur- und Umweltschützer. Samt Solarstrom für die Funktechnik.

Stürmisch wurde es zuweilen auf dem Plauer See, berichtet die Besatzung. Da schwappte mehr als nur eine Welle über die „Floß-Reling“. Der Alltag an Bord ist anstrengend und arbeitsreich. Neue Mitfahrer werden eingearbeitet, Mediengespräche geführt, nautisches Tagwerk verrichtet und das Floß gepflegt. Langweilig wird es nicht. In den Häfen werden Interessierte beraten, Gespräche geführt, diskutiert und aufgeklärt. Ein Infostand bietet weiteren Lesestoff zum Mitnehmen.

Dezentraler Ausbau erneuerbarer Energien

Für die Umweltaktivisten ist die Verfeuerung von Holzbiomasse in Großkraftwerken oder der Ausbau der Gasinfrastruktur keine Alternative, um die Energiewende voran zu bringen. In ihrem Sinne verhindern diese Lösungen und die Subventionierung von fossilen Brennstoffen, die Energiewende auf zukunftsfähige Füße zu stellen und den schnellen, dezentralen Ausbau erneuerbarer Energie zu fördern.

Und was kann der Einzelne tun? „Zum Beispiel zu einem echten Ökostrom-Anbieter wechseln“, sagt Greschner. Tipps gebe es auch auf der Webseite des Vereins. Weniger Autofahren, vor allem Kurzstrecken meiden und weniger Fleischkonsum und bewusstes Einkaufen sind alltagstaugliche und kleine Beiträge, die helfen.

Start war am 23. Juli in Berlin, bis Mitte August will die Floß-Crew in Hamburg sein. Nach Genthin gehört zu den nächsten Stationen auch das niedersächsische Gorleben, wo seit 1995 hochradioaktiver Müll zwischengelagert worden war. Ende September 2020 wurde von Bundeswegen beschlossen, dass es sich aber geologisch nicht als Endlager eigne. Bis heute sind die Gründe, wie das damals dünn besiedelte Wendland, als auch die geopolitische Randlage, für die Auswahl als Zwischenlager umstritten.

Seit 1999 auf Floß-Mission mit plakativer Mahnung

Der Verein „Robin Wood“ wurde 1982 in Bremen gegründet, als ein Dutzend von Umweltaktivisten und ehemaligen Greenpeace-Mitgliedern sich verstärkt eigenen Aktionen hinsichtlich der Themen Waldsterben und der Problematik von saurem Regen widmeten. Heute ist „Robin Wood“ in mindestens zehn Gruppen und Organisationen deutschlandweit organisiert. Sie finanzieren sich größtenteils aus Spenden- und Mitgliedsbeiträgen.

Die Floßtour 2021 ist keine Premiere, eher eine feste Tradition. 2018 war das Floß mit der Botschaft „Uns ist der Wald nicht Wurst“, 2019 mit „Flieger stoppen statt Klima schrotten“ auf dem Wasser unterwegs. Nunmehr seit 1999 ist das Floß mit plakativer Mahnung in den Sommermonaten zu entdecken und für Kurzzeit-Mitfahrer offen.

Rund 400 Kilometer legt die Besatzung des Floßes auf Havel und Elbe zwischen Berlin und Hamburg in drei Wochen zurück.
Rund 400 Kilometer legt die Besatzung des Floßes auf Havel und Elbe zwischen Berlin und Hamburg in drei Wochen zurück.
Natalie Preißler