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Corona Vereine im Jerichower Land bieten ihren Mitgliedern derzeit wenig Sport im Freien an

Von Mike Fleske 21.04.2021, 14:49
Seit Anfang März trainieren die Leichtathletikkinder des SV Chemie wieder. Insgesamt 20 Teilnehmer dürfen diese Übungsstunden haben.
Seit Anfang März trainieren die Leichtathletikkinder des SV Chemie wieder. Insgesamt 20 Teilnehmer dürfen diese Übungsstunden haben. Foto: Susanne Christmann

Genthin

Es war fast ein Paukenschlag. Die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) hatte in einem offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verdeutlicht, dass die Gefahr einer Corona-Infektion bei Sport im Freien als äußerst gering einzuschätzen sei. Dies gelte für Teamsportarten, Tennis oder Individualsportarten wie Jogging. Dort fänden so gut wie gar keine Ansteckungen statt. Diese gebe es eher drinnen.

Laut den Forschern spräche nichts gegen Sport im Freien. Jedoch sind die Sportvereine sehr zurückhaltend, was Angebote angeht. „Wir müssen dabei zwei Dinge trennen, es gibt in unserem Verein den Erwachsenenbereich und den Kindersport“, sagt Fritz Mund, Vorsitzender des SV Chemie Genthin.

Der Verein ist mit rund 1000 Mitgliedern der größte im Jerichower Land und bietet eine Vielzahl von Abteilungen im Breitensportbereich von der Leichtathletik über Schwimmen, Handball, Wandern, Kanu- bis hin zum Rehasport.

Kindersport in Genthin läuft seit mehreren Wochen wieder auf dem Sportplatz

„Beim Kindersport engagieren wir uns bereits seit einigen Wochen wieder und bieten Trainingsstunden für die Leichtathletikkinder an, auch das Kinder-Handballtraining gibt es. Vorteil sei, dass zwar bis zu 20 Personen teilnehmen dürften (Betreuer inklusive), die Gruppen derzeit aber nicht so stark seien.

Bei den Erwachsenen sehe es etwas anders aus. „Hier dürften wir nur Training mit einer Übungsleitung und vier Teilnehmern anbieten, damit haben wir noch nicht angefangen. Hintergrund sei nicht etwa mangelndes Interesse von Trainern und Mitgliedern, im Gegenteil: Anfragen etwa von Seniorensportlern lägen bereits vor. Mund verweist vielmehr auf die unklare Lage bei den gesetzlichen Vorgaben.

Man wolle abwarten, wie sich das geplante Infektionsschutzgesetz des Bundes auswirke und welche Inzidenzwerte dann greifen. „Wir hätten gern im April mit Angeboten für Erwachsene begonnen, aber es bringt derzeit nichts, zu beginnen und nach einer Woche wieder einstellen zu müssen.

Tucheimer Verein möchte Gefahr von Infektionen vermeiden

Zurückhaltend ist man auch beim SV Traktor Tucheim. „Wir sind sehr vorsichtig, was das Training angeht“, sagt der Vereinsvorsitzende Hartmut Britzke. Problem sei, dass es quasi jeden Tag neue Informationen und Erkenntnisse gebe. „Für uns ist es derzeitig allerdings schwierig zu entscheiden, was richtig und was falsch ist.“ Man wolle nicht leichtfertig Trainingsstunden anbieten, bei denen sich Teilnehmer am Ende anstecken.

Britzke sieht in den Eindämmungsverordnungen gewisse Lücken, die schwer zu deuten seien. Daher ruhe der Vereinsbetrieb zunächst. Beim SV Traktor Tucheim wird Breitensport von Fußball, Tennis, Volleyball bis zu Linedance angeboten.

In Burg ist man beim TSV Einheit nicht zufrieden mit der derzeitigen Situation der Sportvereine. Der Verein bietet unter anderem Training im Schwimmen, Gymnastik oder Rehasport. „Dass in Erwachsenengruppen nur fünf Personen teilnehmen dürfen, stellt uns vor besondere Herausforderungen“, sagt Sigrid Woszczyk, Geschäftsführerin des Burger Vereins.

Übungsstunden mit über 70-Jährigen können nicht bei jedem Wetter nach draußen verlegt werden

Dadurch müssten mehr Übungsstunden angeboten werden, was sich wirtschaftlich deutlich niederschlage. „Wir haben so ein großes Außengelände und können die Teilnehmer weit auseinanderstellen.“

Außerdem ließe sich eine Übungsstunde mit über 70-jährigen Teilnehmern der Rehasportgruppe nicht bei jedem Wetter vor die Tür verlegen. „Wir könnten diese Angebote in der Sporthalle bei offenem Fenster durchführen.“ Das sei gefahrlos möglich, allerdings benötige der Verein dafür eindeutige Regelungen.

Mit den Forderungen nach klaren Regeln, laufen die örtlichen Vereine offene Türen bei Funktionären ein: „Die Gesellschaft insgesamt und insbesondere die Kinder und Jugendlichen müssen endlich aus der inzwischen über ein Jahr anhaltenden Bewegungslosigkeit befreit werden.

Wissenschaftler sehen Freiluftsport nicht als Pandemietreiber sondern als gesundheitsfördernd an

Mit Hilfe der bestehenden und bewährten Konzepte des Sports sowie der vielen Engagierten vor Ort können und müssen wir nun zeitnah sicher und verantwortungsvoll wieder starten“, hat etwa Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Vorfeld der Bundestagsdebatte um das Infektionsschutzgesetz gefordert.

Auch wissenschaftliche Daten lassen vermuten, dass der Sport eher förderlich als schädlich auf das Pandemiegeschehen einwirken könnte. Daten aus Irland sehen nur 0,1 Prozent der Infektionen bei Aktivitäten im Außenbereich.

Gleichzeitig haben weitere Studien belegt, dass regelmäßiges Sporttreiben vor schweren Covid-Verläufen schützt. Ernährungsforscher betonen derzeit die Gesundheitsrisiken für Kinder durch anhaltenden Bewegungsmangel.