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Kulturwinter Von Hänsen, Engeln und Landwirtschaft

Mit einem Vortrag über die Familie von Katte in Klitsche endete der Kulturwinter in Schlagenthin.

Von Mike Fleske 16.03.2018, 00:01

Schlagenthin l Über ein bestens besuchtes Schlagenthiner Gemeindehaus konnte sich Referent Enno von Katte beim Schlagenthiner Kulturwinter freuen. Der 57-jährige Vater von fünf Kindern wohnt seit 1993 mit seiner Familie auf dem Familiengut in Wilhelmsthal.

Aber die regionale Verbundenheit der Familie geht noch viel weiter zurück. „Die Familie lässt sich seit 1489 in zwei große Linien aufteilen.“ Eine sei die der Deichhänse, benannt nach ihren Vornamen Hans, die vornehmlich in Wust lebte. Sie wirtschaftete in Kamern, Scharlibbe sowie Jerichow, Klietznick und Redekin. Die Morgenländer Katten saßen in Richtung Kattenberge und Havel. Sie tauften ihre Kinder der Reihe nach Kaspar, Melchior und Balthasar. „Auch unser jüngster Sohn heißt Oskar Balthasar.“ Von Katte ging in seinem Vortrag auf einige berühmt gewordene von Kattes ein.

Unter anderem auf die fünf Söhne des Rittmeisters und Landrates Baltzer Friedrich von Katte (1647 - 1729) und dessen Frau Ursula Anna. Diese fünf Söhne sind noch heute in der Altenklitscher Kirche als Engelsskulpturen zu bewundern. Der jüngste Sohn Levin (1692 - 1758) trägt die Taufschale und ist der Vorfahre aller heute lebenden männlichen Familienmitglieder.

Ein weiterer berühmter Name ist Hans Hermann von Katte, er wurde 1704 geboren und 1730 als Fluchthelfer des damaligen Kronprinzen Friedrich hingerichtet. Hans Hermann gehörte zu den Deichhänsen, einer Familienlinie, die heute ausgestorben ist. Der Erbauer des Gutes Wilhelmsthal gehörte zu den Morgenländern. Gründer ist Rudolf I. von Katte, der 1839 heiratete und danach in den kleinen Ort umsiedelte. Viele Generationen lebten dort, bis die Kattes 1945 enteignet und vertrieben wurden. Zu DDR-Zeiten war das Haus in den 50er und 60er Jahren erst Kinderferienlager, danach Sitz der Zivilverteidigung. „Das war insofern glücklich, da das Gebäude immer genutzt wurde und nicht verfiel“, meinte von Katte rückblickend.

Nach der Wende bemühte sich Enno von Katte um einen Rückerwerb des Gutes. „Die Verhandlungen mit der Kreisverwaltung waren langwierig.“ 1992 kam der Kaufvertrag mit der Auflage zustande, dass die Familie von Katte in Wilhelmsthal wohnen müsse und einen landwirtschaftlichen Betrieb einrichte.

Was einst mit 50 Hektar Grünland und 30 Hektar Acker begonnen hatte, entwickelte sich schnell weiter. Heute bewirtschaftet das Gut Wilhelmsthal etwa 750 Hektar Land- und Forstwirtschaft mit zwei ständigen Arbeitskräften sowie Aushilfen.

Im Anschluss an seinen Vortrag präsentierte von Katte eine Reihe von Bildern und kam mit den Gästen ins Gespräch. „Ich kann mich noch erinnern. Als das Haus Ferienlager war, gab es zwei große Schlafsäle, einer für Jungen, einer für Mädchen und eine große Tischtennisplatte stand im Foyer“, erinnerte sich ein Besucher.

Die Toiletten seien nicht im Haus, sondern draußen gewesen. Waschen konnten sich die Kinder an einer großen Wasserrinne im Freien.

Auch gibt es bis heute Fahrradausflüge aus Genthin in Richtung des Gutes. „Viele kennen es noch von früher“, freute sich Enno von Katte, der während der Veranstaltung bei einigen Details von seiner Ehefrau Friederike unterstützt wurde. Mit der Veranstaltungsreihe hat der Schlagenthiner Kirchenförderverein erneut für die Fortführung der Kirchensanierung gesammelt. „Wir freuen uns, dass der Zulauf in dieser Saison so gut war, wir hatten bei einigen Veranstaltungen einen richtigen Besucher-Ansturm“, resümierte Monika Pilz vom Förderverein durchaus zufrieden.

Rüdiger Schnapp führte aus, dass die für die Kirchenrestaurierung geplanten Mittel aus dem LEADER-Topf um etwa die Hälfte auf 70.000 Euro reduziert wurden.

„Eigentlich sollten die Arbeiten mit dem dritten Bauabschnitt abgeschlossen werden, jetzt teilen wir die Maßnahme auf zwei weitere Schritte auf, so dass es einen vierten Bauabschnitt im kommenden Jahr gibt.“ Unmittelbar bevorstehen würden Restaurierung des Epitaphs aus dem Jahr 1670 und der Kanzel, möglicherweise auch Teile der Empore. Auch die Wände des Altarraums sollen in die Restaurierung einbezogen werden. 2019 soll die Bestuhlung verschoben werden, so dass der Mittelgang breiter wird.