Pilotprojekt Wasserstoff-Beimischung in Erdgasleitungen im Fläming soll im Herbst beginnen

Schopsdorf
„Die erste Phase im Projekt Wasserstoff im Gasnetz ist fast abgeschlossen“, sagt Carsten Birkholz, Kommunalreferent der Avacaon in Genthin. Man habe Gasanlagen in sieben Ortschaften, darunter Schopsdorf und Ringelsdorf herausgesucht und auf Eignung für die mögliche Einspeisung überprüft.
Ein wichtiger Punkt bei diesen Vorbereitungen sei gewesen zu schauen, ob die bestehenden Anlagen, die zum Teil bereits mehrere Jahre alt sind, sich für das Projekt eignen. „Die Mitarbeiter unseres Partners GWI haben seit Oktober knapp 300 Haushalte aufgesucht. Sie haben Anlagen vorgefunden, die im Durchschnitt 15 Jahre alt sind.“
Nur wenig Hausanlagen nicht geeignet
Es habe dabei nur wenige Anlagen gegeben, die nicht geeignet waren. Dabei habe es sich um kleinere Mängel gehandelt wie etwa Installationsmängel oder undichte Bereiche. Diese Dinge könnten aber ohne großen Aufwand behoben werden. „Einige wenige Erfassungen und Überprüfungen stehen noch aus und werden in den kommenden Tagen oder zu Beginn der zweiten Projektphase im Herbst nachgeholt.
Die ersten Ergebnisse seien eine gute Grundlage, um das Projekt voranzutreiben. „Natürlich sind wir auch auf Unsicherheiten und Sorgen bezüglich des Projektes gestoßen“, sagt Angela Brandes, Projektleiterin bei der Avacon. In den meisten Fällen hätten diese in Gesprächen ausgeräumt werden können.
Eigentlich war geplant, dass nach dieser ersten Phase die Kunden in den beteiligten Orten während einer Bürgerversammlungen informiert werden. Allerdings lasse die derzeitige Situation solche Versammlungen nicht zu. Die Verantwortlichen hoffen nun auf einen Termin im Sommer.
Interesse bei der Genthiner Stadtverwaltung
Auch im Rahmen des städtischen Fachausschusses für Wirtschaft und Umwelt soll über den Projektstand informiert werden, kündigt der Genthiner Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) an. Er habe sich kürzlich über den aktuellen Status des Projektes informieren lassen, sagte er, und verfolge den Fortgang der Umsetzung mit Interesse. „Das Vorhaben ist in dieser Form ein Novum“, hatte Günther bereits in der Vergangenheit betont. Es sei eine höchst interessante Art, Energie effizient zu nutzen.
Der Energiekonzern bereitet nun die zweite Phase des Projektes vor. Im Herbst soll die Beimischanlage für das Gas-Wasserstoffgemisch in Schopsdorf errichtet werden. In Betrieb soll die Anlage im Oktober gehen und die Beimischung ab November beginnen. Bis zum ersten Quartal 2023 wird die stufenweise Steigerung der Wasserstoffbeimischung angestrebt.
„Es ist so, dass die Beimischung mit wenig Wasserstoffbeimischung beginnt und auch zwischendurch immer wieder überprüft wird“, erklärt Carsten Birkholz. Einige Kunden haben sich bereit erklärt, dass die Fachleute immer wieder an ihren Hausanlagen Messungen vornehmen können.
Kein Unterschied in der Energieversorgung
Letztlich ist ein Ziel des Projektes auch, dass die Kunden keinen Unterschied an der Energieversorgung bemerken sollen. Durch die Beimischung von Wasserstoff soll lokal weniger Kohlendioxid erzeugt und an die Atmosphäre abgegeben werden.
Diese Umwandlung und Speicherung von Wasserstoff gilt als Verfahren mit großem Potenzial für eine effiziente Nutzung von erneuerbaren Energien und für eine CO2-freie Energieversorgung. Die im Fläming gewonnenen Ergebnisse könnten für die spätere flächendeckende Nutzung ein Vorbild für die Umsetzung in ganz Deutschland sein.
Weniger Schadstoffaussto soll möglich werden
Die erste Überprüfung der Gasanlagen hat bereits ergeben, dass gegenüber dem Betrieb mit Erdgas bis zu 35 Prozent weniger Kohlenstoff-Dioxid-Emissionen nachgewiesen werden konnten. Dieser Ausstoß entsteht wenn Holz, Kohle, Heizöl, Benzin oder Gas verbrannt werden, ist ursächlich für den Treibhauseffekt in der Erdatmosphäre und verändert dadurch das Klima.
Nicht zuletzt deshalb hat die Bundesregierung das Klimaschutzziel herausgegeben, bis 2050 klimaneutral zu sein. Daher müssen fossile Brennstoffe gegen grüne Gase ersetzt werden. Allerdings weist die Avacon auch darauf hin, dass in der Projektphase kein grüner Wasserstoff verwendet werde.
„Die Planung und Errichtung einer Elektrolyse würden sowohl den Aufwand als auch den finanziellen Rahmen des Projektes sprengen. Weitere unbekannte Parameter sind nicht gewollt. Der Schwerpunkt liegt ausschließlich auf Gasanwendungstechnik.“