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Guckt sich Genthin was ab? Wenn der Hundehaufen spricht - was Kommunen gegen Tretminen alles einfällt

Genthin ist reichlich spät dran mit der Kottüten-Pflicht. Mit der ist es längst nicht getan. Was andere Gemeinden versuchen, um die Kackhaufen-Plage in den Griff zu bekommen.

Von Susanne Christmann Aktualisiert: 06.07.2023, 18:29
In Hundekacke zu treten, ist  eklig und kann auch die Gesundheit gefährden. Hundekot enthält  Bakterien, die zum Teil schwere Krankheiten auslösen können.
In Hundekacke zu treten, ist eklig und kann auch die Gesundheit gefährden. Hundekot enthält Bakterien, die zum Teil schwere Krankheiten auslösen können. Foto: Vahrholz

Genthin - Wenn eines tröstet, dann das: in Sachen Hundekot-Plage auf öffentlichen Wegen, Plätzen und Grün, der Genthin mit der Verankerung der Pflicht zur Kottüte den Kampf ansagen will, hat die Stadt Leidensgenossen.

Lesen Sie auch: Ärger um Hundekot auf dem Gehweg: Wie Genthin jetzt durchgreifen will

Nämlich nicht nur so ziemlich alle bundesdeutschen Städte, sondern im Prinzip alle Gemeinden in der westlichen Welt, in der sich Hundehalter in nennenswerter Zahl tummeln. Fast überall hat während der Corona-Krise deren Zahl noch zugenommen. Damit auch die Anzahl der Hundehaufen. Und die Aktionen, mit der die Kommunen versuchen, der Tretminen-Seuche den Garaus zu machen.

Lebendiger Hundehaufen

Die Stadtwerke Offenbach (Hessen) haben kurz vor Pfingsten dieses Jahres begonnen, Herrchen und Frauchen beim Gassigehen durch einen laufenden Hundehaufen - einen so genannten Walking Act - aufzuschrecken. „Shitti“ heißt der und ist, wie das Internetportal Kommunal berichtet, Teil der Kampagne „Respekt Offenbach“. Bei der waren bereits Shittis Geschwister „Mülli“ - ein wandelnder Abfallberg - und „Kippi“ - ein überdimensionaler Zigaretten-Stummel - in der Stadt unterwegs. „Shitti“ kann in Sachen Kackhaufen auf die Mitarbeiter der Stadtpolizei bauen. Die achten verstärkt darauf, das die Hinterlassenschaften entsorgt werden. 150 Euro Buße wird jedem auferlegt, der's nicht tut. 70 Stationen mit kostenlosen Beuteln hält die Stadt vor.

Golden angemalt

In Frankreich hat ein Straßenkünstler mal die einzelnen Hundehaufen golden angemalt. Und sie dann vor die Haustür der Hundebesitzer gelegt. Womit er international Aufmerksamkeit erregte.

In Nürnberg düst ein Motorroller als Hundekot-(Staub)Sauger über die Gehwege der Innenstadt. In Görlitz werden Herrchen oder Frauchen per GPS zur nächsten Dog-Station geleitet. Dort gibt's dann Kottüten.

Flagge in jeden Haufen

Bundesweite Aufmerksamkeit erlangte die niedersächsische 50.000-Einwohner-Stadt Goslar vor drei Jahren damit, dass sie Tretminen mit roten Fähnchen mit Aufschriften wie „Igitt“ oder „Der Haufen muss weg“ markieren ließ. Rund 3000 Hunde verteilten damals innerhalb eines Jahres über eine Tonne Hundekot in Goslar, die zu entsorgen waren. Nach einem Jahr räumte die Verwaltung ein, dass sie das Haufen-Problem damit nicht lösen konnte.

Obwohl in der Rheinland-Pfälzischen Stadt Kaiserslautern bis zu 250 Euro Bußgeld drohen, fallen etwa 520 Kilo Hundekacke pro Tag an. Also startete auch hier die Aktion „Hundekotbeflaggung“. Alle aufgespürten Haufen werden jetzt mit einem schwarz-gelben Fähnchen markiert.

Hohe Bußgelder

In der niederbayerischen Gemeinde Büchelberg mit 4000 Einwohnern in 36 Ortsteilen wird auf Abschreckung gesetzt. Wer den Hundekot nicht wegmacht, muss mit bis zu 2 500 Euro Bußgeld rechnen.

DNA-Test

Im israelischen Tel Aviv sammeln städtische Kontrolleure Proben von liegengelassenen Haufen und gleichen sie mit einer DNA-Datenbank ab. Genetisches Material muss dort bei der Anmeldung neuer Haustiere oder der Erneuerung von Hundeausweisen abgegeben werden. In Großbritanniens Hauptstadt gibt es den DNA-Test für Hundekot schon seit über fünf, im spanischen Malaga in Spanien seit über zehn Jahren.

Solche Schilder an den Bäumen und der Niedrigzaun um die Grünflächen scheinen zu helfen.
Solche Schilder an den Bäumen und der Niedrigzaun um die Grünflächen scheinen zu helfen.
Susanne Christmann

In Deutschland gibt es zwar Firmen, die sich darauf spezialisiert haben und einen Komplettservice anbieten, aber: bisher hat der Datenschutz über jeden Versuch gesiegt, in bundesdeutschen Kommunen mit DNA-Tests bei Hundekot zu arbeiten. So in der Rheinland-Pfälzischen Gemeinde Selters oder im fränkischen Oberasbach oder im bayerischen Rödelsee. Hier hatte man mit einem Bonussystem einen positiven Ansatz: Wer freiwillig den Kot seines Vierbeiners in einer Datenbank erfassen ließe, dem würde die Hälfte der Hundesteuer erlassen. Dem wurde ein Riegel vorgeschoben.

Wegräumen, Ansprache

In Genthin tauschen sich die Hundehalter derweil über das Problem in einem Online-Portal aus. „Wenn du beim pouh wegmachen von deinem Hund ... in pouh von anderem Hund trittst. Hab mal den Feldweg sauber gemacht. Dankt mir später, oder eben nich“, schreibt dort Sophie Kunze, die neu zugezogen ist. Katharina Ruppelt konfrontiert die Hundehalter: „Bei uns ist das auch schlimm. Nähe Schwimmhalle. Die Leute denken, wenn der Hund klein ist, muss man es nicht weg machen. Ich hatte schon paar mal Stress mit einer älteren Dame“.