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Heimatfotorätsel Zum Tanz ins „Zenti“ - Wilhelm-Külz-Straße bekam nach der Wende den Namen Mühlenstraße zurück

Beim Heimatfotorätsel war diesmal die Mühlenstraße gesucht, die früher Wilhelm-Külz-Straße hieß. Alle Anrufer und E-Mail-Schreiber wussten Interessantes zur Straße und ihren Häusern zu erzählen.

Von Susanne Christmann 27.07.2021, 14:29
Die Mühlenstraße aus der gleichen Perspektive wie auf dem historischen Foto.
Die Mühlenstraße aus der gleichen Perspektive wie auf dem historischen Foto. Foto: Susanne Christmann

Genthin - Zu unserem aktuellen Heimatfotorätsel trägt Alfred Jansky, der lange in der Straße gewohnt hat, mit einer umfassenden Beschreibung bei. „In dieser Straße  (Mühlenstraße später Wilhelm-Külz-Straße) gab es alles von A (wie Autowerkstatt Maurer) bis Z (wie Zahnarzt, lieber Zentralkaffee! ). Als Jugendlicher lernte ich das Zenti, Mansfeld und den Lindenhof auch von innen kennen. Bei Elektro-Behne lernte ich. Im „Guten Buch“ erstand ich manche „Mangelware“ und durch Optiker Drewecke behielt ich den klaren Durchblick. Meine Bissigkeit wurde durch den Zahnarzt Seelberg abgesichert. Bäckerei, Fleischerei,  Lebensmittelgeschäfte und Friseure gab es; auch einen Textil-Konsum, die Wäscherei Haag und die Kleiderfabrik Pruski. Das Blumengeschäft Scherer und die Messerschleiferei Kraus kannte ich von innen und von außen, denn in der Nummer 7 habe ich lange gewohnt.“

Falk-Holger Schmidt aus Dretzel schreibt, dass die Mühlenstraße ihren Namen nach der Amtsmühle erhalten habe, „einer Wassermühle am Stadtrand, die auch dem hier befindlichen vierten Genthiner Stadttor den Namen gegeben hat. Das Foto stammt wahrscheinlich aus den sechziger Jahren. Ganz links sehen wir das 'Zentral', von den Genthinern liebevoll  'Zenti' genannt. Es schließt sich der Kunstgewerbeladen Grosch an. Manch schönes Geschenk habe ich hier gekauft. Das Nachbarhaus ist das Hotel Mansfeld. Dieser Name bezieht sich nicht auf die Region Mansfeld, wie viele Genthiner glaubten und wie die Innenausstattung des Restaurants (beispielsweise Grubenlampen als Wandschmuck) glauben ließ. Der Name Mansfeld geht auf dessen Besitzer zurück."

Turmspitze der Kirche 1969 abgetragen

Kirchenmusiker Gottfried Spiegel schreibt, dass das Foto die Mühlenstraße in Genthin mit Blick in Richtung Geschwister-Scholl-Straße und zum Wasserturm zeigt. „Das Foto muss vor 1969 aufgenommen sein (vermutlich deutlich älter), weil hier noch die Turmspitze der katholischen Marienkirche zu sehen ist, die 1969 abgetragen worden ist.“

Sieglinde Göbel weiß, dass das Foto die heutige Mühlenstraße zeigt:  „Eindeutig am Café Zentral zu erkennen. Dort gab es oft Tanz. Unseren Polterabend haben wir dort gefeiert.“ Monika Bachmann, heute 75 Jahre jung, weiß folgende Geschichte zu erzählen: Als sie 1963 mit einer Freundin durch diese Straße lief, seien ihnen zwei Inder begegnet. „Wir waren stolz auf unsere Englischkenntnisse, mit denen wir uns mit den beiden unterhalten konnten.“ Die beiden seien auf einer Welt-Tour für den Frieden unterwegs gewesen und wollten auch dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy einen Besuch abstatten. Ob sie das tatsächlich geschafft haben oder nicht, konnte Monika Bachmann leider nie in Erfahrung bringen.

„Exquisit“-Geschäft und Pferdekutschen

Detlef Göbel hat in der damaligen Wilhelm-Külz-Straße in der HO-Gaststätte „Mansfeld“ seine Frau kennengelernt und erinnert sich, dass es in der Külz-Straße auch ein „Exquisit“- Geschäft gegeben habe, in dem teure und hochwertige Kleidung verkauft wurde. Christa Viets, heute 82 Jahre alt, hat von 1945 bis 1955 in der Straße gewohnt. Auch sie erinnert sich an den Turm der katholischen Kirche und daran, dass zu dieser Zeit noch Pferdekutschen durch die Straße fuhren.

Manfred Bäker (77) kann zu dem Gittermast, der links auf dem historischen Foto zu sehen ist, diese Geschichte erzählen. Als er Kind war, zeigten viele Fahrzeuge die Änderung der Fahrtrichtung mit einem so genannten Winker (Vorläufer des Blinklichts) an, der mechanisch ausgefahren wurde und der Kelle eines Polizisten oder Bahnschaffners ähnlich sah. Regelmäßig stand dabei der Gittermast vor der Kreuzung im Weg, so dass der Winker abknickte, aber nie ganz abbrach. Marga Pälecke (75) hat 1962 in dem HO-Laden über der HO-Gaststätte Zentral ihre Lehre zur Verkäuferin begonnen. Detlef Aschendorf ist nach der Schicht in der Zuckerfabrik gern im „Zenti“ eingekehrt. Auch Dieter Röber und Wilma Bröking haben das „Zenti“ in lebhafter Erinnerung.

Als Gewinnerin des Überraschungspreises wurde Monika Bachmann auserkoren. Er kann in der Redaktion, Magdeburger Straße 10, abgeholt werden.

Die frühere Wilhelm-Külz-Straße in Genthin in einer historischen Aufnahme.
Die frühere Wilhelm-Külz-Straße in Genthin in einer historischen Aufnahme.
Foto: Stadtarchiv Genthin