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Kulturausschuss diskutiert über 12000-Euro-Zuschuss 1075-Jahr-Feier sorgt für einen Disput ohne Ende

Von Maik Schulz 12.04.2012, 03:24

90 Minuten rang der Kulturausschuss der Hohen Börde am Mittwoch in Rottmersleben um den Zuschuss für die 1075-Jahr-Feier von Niederndodeleben. Mit dem Ergebnis: Das Dorffest hängt weiter in der Luft.

Rottmersleben/Niederndodeleben l 12600 Euro benötigt die Ortschaft Niederndodeleben, um die Feierlichkeiten am dritten Septemberwochenende mit allen bisher geplanten Höhepunkten über die Bühne bringen zu können. Diese maximale Zuschuss-Summe dürfte geringer werden, denn die Ortschaft will Sponsoren gewinnen und Eintrittsgelder für einen Mittelaltermarkt erheben. Kalkulationen über die Höhe dieser Einnahmen gibt es nicht. Allein das Historienspektakel kostet gut 6000 Euro.

Das Problem: Die Verträge mit den Veranstaltern müssen bald unterschrieben werden. Vorher muss Klarheit über die Finanzierung herrschen. Aus dem Kulturausschuss kam die Klarheit nicht, der verwies den Niederndodeleber Antrag an den Finanzausschuss.

"Ein halbes Jahr vor einem solchen Fest über Zuschüsse zu diskutieren, ist einfach zu spät. Da sind andernorts die Verträge schon längst unter Dach und Fach."

Torsten Schmidt (Bebertal)

Anderthalb Stunden diskutierte der Kulturausschuss am Dienstag in der Rottmersleber Kita-Ellipse. Die Ausschussrunde verlangte konkrete Zahlen, debattierte über die Schaffung eines Präzedenzfalles, denn schon 2014 stehen in Rottmersleben und Bebertal 1050-Jahr-Feiern und 2015 in Irxleben gar eine 1000-Jahr-Feier an. Und diese Ortschaften werden sich natürlich auf die noch zu findende Niederndodeleber Regelung berufen.

Grundsätzlich steht der Kulturausschuss hinter der geplanten Feier. Zu mehr als dieser symbolischen Haltung rang sich der Ausschuss nicht durch - auch deshalb, weil ein nachvollziehbarer und vor allem vollständiger Finanzierungsplan am Dienstag nicht vorgelegen hat. Den soll die Ortschaft dem Finanzausschuss vorlegen. In dessen Zuständigkeit liege die Festlegung der konkreten Zuschuss-Summe. Damit ist der Kulturausschuss fein raus.

"Es kann nicht sein, dass das Festzelt von einem privaten Veranstalter mit lukrativen Einnahmen übernommen wird. Für die Attraktionen ringsherum soll aber die Gemeinde einspringen."

Bürgermeisterin Steffi Trittel

"Sämtliche Kosten und die geplante Verteilung der Einnahmen müssen auf den Tisch. Es kann zum Beispiel nicht sein, dass das Festzelt von einem privaten Veranstalter mit all den lukrativen Einnahmen übernommen wird. Für die vielen geplanten Attraktionen ringsherum soll hingegen die Gemeinde einspringen. Wenn die Gemeinde Geld dazu gibt, dann muss mit offenen Karten gespielt werden", erklärte Gemeindebürgermeisterin Steffi Trittel.

Der Bebertaler Torsten Schmidt kritisierte den Zeitpunkt des beantragten Zuschusses. "Ein halbes Jahr vor einem solchen Fest über Zuschüsse zu diskutieren, ist einfach zu spät. Da sind andernorts die Verträge schon längst unter Dach und Fach. Wir bereiten schon heute unsere 1050-Jahr-Feier für 2014 vor."

In Niederndodeleben hatte sich das Festkomitee erst Ende 2011 gebildet. Konkrete Summen für den Mittelaltermarkt erblickten erst im Februar 2012 das Licht der Öffentlichkeit. Vorschläge von Niederndodeleber Seite nach einer Bürgschaft der Gemeinde oder einem Verwahrkonto für Sponsorengelder schätzt die Bürgermeisterin bisher als nicht machbar ein, will dies aber nach einem Hinweis vom Gunnar Richter, dem Vorsitzenden des Niederndodeleber Kulturausschusses, noch einmal von der Verwaltung prüfen lassen.

"Die Bürde für eine so große Veranstaltung will ich keinem Verein in Niederndodeleben zumuten."

Gunnar Richter (Niederndodeleben)

Die Uhr aber tickt. Einfacher wäre es, wenn ein Niederndodeleber Verein die Fäden des Festes knüpfen würde. Der Verein müsste das Risiko übernehmen, könnte dafür Spendenquittungen ausstellen. Doch so ein Verein findet sich in Niederndodeleben nicht. "Diese Bürde für eine so große Veranstaltung will ich auch keinem Verein in Niederndodeleben zumuten", erklärte Richter.

Die Verzweiflung war spürbar, einerseits wollte der Ausschuss den Niederndodelebern gern helfen, andererseits wurde die Kritik an der unprofessionellen Vorbereitung und am Ausmaß der Feierlichkeiten lauter. "Ob nun zu einer 1075-Jahr-Feier wirklich ein Mittelaltermarkt sein muss, das wage ich zu hinterfragen", erklärte der Hohenwarsleber Erhard Beulecke. Er vermisse ein klares Finanzierungskonzept. "Damit könnte man Förderanträge an den Landkreis stellen. Anders machen wir das in Hohenwarsleben auch nicht. Dann bekommt man zwar nicht das ganze Geld, aber einen Anteil der Kosten. Dafür aber muss das Gesamtfinanzierungskonzept stehen. Davon sehe ich hier nichts. Nur Forderungen!"

Nun muss das Festkomitee seine Hausaufgaben machen. Und dann den Finanzausschuss überzeugen. Der Kulturausschuss machte sich dafür stark, dass für künftige Dorfjubiläen eine Regelung für Zuschüsse erarbeitet werden soll. Im Gespräch ist eine Drittelung der Kosten zwischen Gemeinde, Einnahmen, Sponsoren. Auch Modelle wie ein Jubiläums-Euro pro Einwohner oder ein Sockelbetrag für Jubiläen - gestaffelt nach der Größe des Dorfes - sind im Gespräch.