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Mühlenfans Neue Flügel treiben alte Mühle an

Ein Windhose hinterließ im Juli 2014 ein Trümmerfeld. Nun hat Baderslebens Windmühle neue Flügel.

Von Sabine Scholz 29.09.2015, 01:01

Badersleben Erwartungsvoll richten sich die Blicke auf die Mühle. Werden sich die neuen Flügel auch drehen? Der Wind reicht nicht aus, um die vier großen hölzernen Flügel anzutreiben. Die alte Bockwindmühle wird noch weiter in den Wind gestellt. Vergebens. Also wird nachgeholfen, um dem festlichen Akt der Weihe einen respektablen Abschluss zu geben.

Wenig später, als sich die rund 150 Gäste an den Tischen niedergelassen haben, bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch kommen, frischt der Wind etwas auf und die Mühlenflügel drehen sich von allein. Ein Fakt, der vielen Anwesenden ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

War der Weg bis zu diesem Moment am Sonntagnachmittag doch kein ganz einfacher. „Ich hatte damit gerechnet, dass wir zwei, drei Jahre brauchen werden, bis die Flügel wieder ihren Dienst tun können“, sagt Dietmar Küchenmeister. Doch es ging schneller, wie der Vorsitzende des Heimatvereins strahlend erzählt. Gut ein Jahr nach dem Sturmschaden sind alle vier Flügel neu.

„Wir haben uns dazu entschlossen, gleich alle vier Flügel zu erneuern, weil die beiden anderen, die der Sturm verschont hatte, doch schon sehr vom Zahn der Zeit angenagt waren“, ergänzt Waldemar Quaas. Dem Stellvertreter Küchenmeisters fiel am Sonntagnachmittag die Aufgabe zu, den Einweihungsgästen zu berichten, was alles nötig war, damit sich die 1866 erbaute Mühle wieder ansehnlich präsentieren kann.

Weil das Abbauen der Flügel recht aufwendig ist, entschloss sich der Verein, kostensparend zu agieren und nicht nur den Sturmschaden reparieren zu lassen. Mühlenbauer Axel Brüggemann bekam den Auftrag, vier neue Flügel anzufertigen. Was der Dingelstedter gerne tat.

Da die von der Versicherung gezahlte Summe nicht einmal für die zwei „Sturmopfer“ ausreichte, griff der Verein dankbar die Idee von Susanne Dannenberg auf und verkaufte „Mühlenaktien“. Dabei zahlten die Käufer zwischen 50 bis 200 Euro je Aktie. „Dazu kamen noch weitere Einzelspenden und die zwei größeren Summen“, berichtete Quaas. So hatte die Stiftung der Kreissparkasse Halberstadt schnell auf den Antrag aus Badersleben reagiert und 5000 Euro zur Verfügung gestellt. Auch der Förderverein Windpark Druiberg unterstützte das Baderslebener Projekt. „Wir arbeiten eng zusammen, sind ja direkte Nachbarn und blicken auf die neuen Windkraftanlagen“, berichtete Küchenmeister. „Und nun können die internationalen Gäste, die regelmäßig im Dardesheimer Windpark begrüßt werden, auch sehen, wie unsere Vorfahren die Kraft des Windes für ihre Zwecke zu nutzen wussten.“

Der Heimatverein pflegt nicht nur die alte Technik, zu der auch ein Motor gehört, der das Mahlwerk antreiben kann, wenn kein Wind weht. Er kümmert sich um das weitläufige Gelände, errichtete ein Backhaus, renovierte den Versammlungsraum und hat nun auch einen Geräteschuppen angeschafft, in dem unter anderem die Bierzeltgarnituren für die Veranstaltungen gelagert werden können.

Die werden gebraucht, wie der Sonntag zeigte. Bei schönstem Herbstwetter lauschten die rund 150 Festgäste zunächst den Ausführungen von Waldemar Quaas, um dann die Weihe der Flügel durch Bruder Hubertus von der Huysburg zu verfolgen, den plattdeutschen Versen und Texten, vorgetragen von Uschi Wende und Annett Küchenmeister, zu lauschen und die Huyland-Fanfare zu hören, die die beiden Trompetenspieler Evelin und Holger Reitzig extra zu diesem Anlass komponiert hatten.

Im kommenden Jahr wird die Mühle 150 Jahre alt. Ein willkommener Anlass für die Baderslebener, sich wieder an der Mühle zu treffen. Besondere Ideen für dieses Jubiläum nehmen bereits Gestalt an.