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Landwirtschaft Bilanz 2015 - Erntesegen und Geldsorgen

Die Landwirte sind mit der Ernte 2015 zufrieden. Trotz Trockenheit haben sie gute Erträge erzielt. Allerdings sorgt sie der Preisverfall.

Von Dieter Kunze 24.11.2015, 23:01

Halberstadt l Zum Abschluss der herbstlichen Erntearbeiten haben Vertreter des Bauernverbandes Nordharz mit Landrat Martin Skiebe (CDU) über aktuelle Probleme der Branche diskutiert.

Verbandsvorsitzender Wilfried Feuerstack erklärte: „Wir müssen mit den Problemen der Natur leben.“ Trotz Trockenheit in der Wachstumsphase habe es 2015 zum Schluss noch ein günstiges Erntewetter und leicht überdurchschnittliche Erträge gegeben.

Der Landkreis Harz sei nach einer Übersicht des Amtes für Landwirtschaft in vielen Bereichen Spitze, nur der Bördekreis liege bei einem Großteil der Positionen darüber.

So reiche die Spanne der Hektarerträge bei Wintergerste von 54,6 Dezitonnen je Hektar im Jerichower Land bis 84 im Bördekreis, im Harz seien es 81 Dezitonnen. Bei Winterweizen gehe es von 52,6 bis 77,6 Dezitonnen, hier würden 71 Dezitonnen erzielt. Feuerstack: „Ein Wermutstropfen sind aber die rund zehn Prozent Preisrückgang bei den Feldfrüchten.“

Verbandsgeschäftsführer Jürgen Zywitzki ergänzte für die Tierproduktion: „Dort ist die preisliche Situation mehr als bedrohlich.“ Nach dem Fall der Milchquote habe der Handel die Preise deutlich gesenkt und angesichts der Russland-Sanktionen sei der Export kaum noch möglich.

Für die Genossenschaft in Lüttgenrode berichtete Vorsitzender Reinhold Freudenberg, dass es im vorigen Jahr noch 37 Cent pro Liter Milch gegeben habe und zurzeit nur noch 27 Cent. Der Landwirt: „Weil uns ein Drittel Ertrag fehlt, sind wir in den roten Zahlen.“

Martin Skiebe lobte: „Die Landwirtschaft ist ein verlässlicher Partner.“ Für die Natur trage sie eine hohe Verantwortung. Darüber sollte bereits in früher Jugend aufgeklärt werden, auch, um rechtzeitig für den Berufsnachwuchs zu werben. Bei der Flächennutzung müsse nach den Worten des Landrates „in die Zukunft geblickt und die Nachhaltigkeit vieler Vorhaben berücksichtigt werden“.

Wilfried Feuerstack: „In Wasserleben besuchen schon die Jüngsten aus der Kindertagesstätte bei ihren Spaziergängen die Milchviehanlage.“ Aber: „An der Einstellung von Lehrern und Erziehern zum Beruf in der Landwirtschaft muss noch gearbeitet werden.“ Seine vor 25 Jahren neu gegründete Genossenschaft habe im Übrigen für 1000 Hektar Land die Pachtverträge mit 300 Eigentümern bis 2032 verlängert und so für beide Seiten Sicherheit geschaffen.

Jürgen Zywitzki verwies darauf, dass die jährlichen Hoffeste wie in Harsleben und Hedersleben eine gute Möglichkeit bieten würden, die Verwurzelung mit der Landwirtschaft zu festigen. Erntedankfeiern hätten trotz voller Regale in den Supermärkten nichts von ihrer Bedeutung eingebüßt. Auch die rund 12 000 Besucher beim Harzer Landwirtschaftsfest in Reinstedt seien nach Auffassung des Vorstandes ein Grund, stolz zu sein. Die nächste Veranstaltung werde für Sonntag, 26. Juni 2016, geplant.

Zywitzki schlug zudem vor, im Winterhalbjahr die aktuellen Probleme der Landwirte noch einmal mit einem erweiterten Ämterkreis zu beraten. Der Bauernverband Nordharz habe derzeit 440 Mitglieder, darunter 102 Unternehmen. Von ihnen würden rund 64 Prozent der Nutzfläche im Landkreis bewirtschaftet.