Stadtentwicklung Idee für Klubhaus-Ruine

Halberstadts Kulturhaus-Ruine soll einem Kulturzentrum weichen.

Von Sabine Scholz 30.01.2016, 00:01

Halberstadt l Nur für eine Idee wird er nicht in den Landtag gewählt, das weiß Jörg Felgner. „Aber ich habe mir drei, vier ganz konkrete Projekte vorgenommen, die ich gerne in den nächsten Jahren in und für Halberstadt vorantreiben will“, sagt der Mann, der für die Halberstädter Sozialdemokraten in den Landtagswahlkampf zieht.

Alle vier Vorhaben, sagt er, stünden unter der Überschrift, Halberstadt wieder zu alter Stärke zu führen, der Stadt die Bedeutung zu geben, die ihr gebühre. Einer dieser vier konkreten Punkte ist, neue Kulturräume für Halberstadt zu schaffen.

Dass die Diskussion um den Fortbestand des Nordharzer Städtebundtheaters vorbei ist, freue ihn. Aber er weiß auch, dass die Theatergebäude – sowohl Verwaltung als auch Spielstätte – sanierungsbedürftig sind. Zwar sind Bühnenturm und vor 20 Jahren die Bestuhlung im Großen Haus erneuert worden, doch Wasserleitungen, Stromkabel und Heizung stammen teilweise noch aus den 1940er Jahren. Hier herrscht Handlungsbedarf. Auch, weil die Energiebilanz der Gebäude modernen Anforderungen kaum standhält.

„Die letzte große Förderung der EU für uns läuft nur noch bis 2020, auch der Solidarpakt endet dann“, sagt Felgner, im Berufsleben Staatssekretär im Finanzministerium. So lange habe der Osten noch Zeit, Dinge nachzuholen, die sich im Westen Deutschlands über Jahrzehnte entwickelt haben. Und warum dann nicht ein neues Veranstaltungszentrum für Halberstadt errichten? Seine Idee ist es, dort, wo jetzt das immer mehr verfallende Klub­haus und die Intendanz des Theater stehen, ein Gebäude zu bauen, das sowohl dem Theater als Spielstätte dient als auch Platz hat für größere Veranstaltungen, Tagungen, Konzerte, Familienfeiern. „Es muss im Inneren räumlich sehr viel Flexibilität bieten“, sagt Felgner, damit es unterschiedlichen Ansprüchen gerecht und gut ausgelastet werden kann. Mit einem Neubau würde das Theater auch bei den Betriebskosten sparen. Und was wird aus dem bisherigen Haus? „Das bleibt, schließlich steht es unter Denkmalschutz. Aber das Theatergebäude passe ins Bild dafür, wie Halberstadt sich derzeit präsentiere. Bescheiden, fast versteckt und dabei wird eine tolle Leistung erbracht“, sagt Felgner. Es sei an der Zeit, wieder mehr Selbstbewusstsein zu zeigen.

Johannes Rieger als Intendant sieht die Neubaupläne mit Vergnügen, wohl wissend, wieviel Herzblut viele Halberstädter mit dem bisherigen Bau verbinden. Ist er doch aus Trümmersteinen der geschundenen Stadt errichtet. Hier könnte man eine Bürgerbühne, Jugendtheater und vieles andere anbieten. Mit dem Neubau würde man auch das Angebot an Gastronomie und Parkplätzen am Theater erweitern können. „Wichtig ist, dass wir das Hausrecht haben“, sagt Rieger und Klaus Rupprich, Vorsitzender des Theaterfördervereins, stimmt ihm zu.

„Auch wegen solcher Fragen wünsche ich mir eine möglichst breite Diskussion des Vorschlags“, sagt Jörg Felgner. „Und weil es sich an einem Bild immer besser diskutieren lässt, war ein Halberstädter Planungsbüro so freundlich, eine Skizze zu entwerfen.“ Gerade an diesem exponierten Standort müsse der Neubau ein „Hingucker“ werden.