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Kindergarten Karitative Idee mit ansteckender Wirkung

Gute Ideen stecken an: Klaus Fuhrmann, der in Wegeleben mit Kindern Spielzeug bastelt, hat in Manfred Horn einen Nachahmer gefunden.

Von Dennis Lotzmann 16.12.2016, 09:00

Harsleben l Manche Tage halten nicht nur eine Überraschung bereit. Mitunter kommt es – im positiven Sinne gesehen – ganz besonders dicke. In der Kindertagesstätte (Kita) „Knirpsenkiste“ in Harsleben war am gestrigen Donnerstag so ein Tag. Kein Geringerer als der Weihnachtsmann hatte sich angekündigt. Ein Besuch, dem die 90 Mädchen und Jungen förmlich entgegenfieberten, wie Kita-Chefin Sandy Nebe berichtete.

Die aufregende Wartezeit bis zum Eintreffen des großen Bärtigen ließ sich aber verkürzen, weil auch Christiane Menzel und Gabi Lehmann eine kleine Überraschung parat hatten. Die beiden Erzieherinnen überraschten die Knirpse mit einen Stabfiguren-Theaterstück. Und dann endlich war es soweit: Der Weihnachtmann schleppte einen prall gefüllten Geschenkesack herein. Ein gelungener Besuch, wie ein Blick in die Gesichter der Mädchen und Jungen zeigte. Und damit längst noch nicht genug: Kaum hatte sich der Weihnachtsmann auf die Weiterreise gemacht, klopften mit Monika und Manfred Horn noch zwei ganz besondere Überraschungsgäste an die Kita-Tür.

Die beiden Harslebener hatten ein selbst gebautes und ganz spezielles Geschenk dabei. Eine Holzplatte mit zwei Rentieren, einer Futterraufe und Bäumen. Das wiederum Besondere daran: Die Futterraufe war mit allerlei Geldmünzen gefüllt, an den Bäumen hingen – hübsch als Schmuck drapiert – sorgsam zusammengerollte Euro-Scheine. Geld, das Monika und Manfred Horn jüngst mit einer Bastelaktion auf dem Weihnachtsmarkt in Harsleben gesammelt hatten.

Manfred Horn ist das, was man gemeinhin als passionierten Bastler und Schrauber bezeichnet. Der 66-Jährigen zieht sich immer wieder in seine Werkstatt zurück, um Holz, Baumschnittreste oder anderes Material in kleine Überraschungen zu verzaubern. „Wenn wir zum Geburtstag von Freunden gehen, wissen die ganz genau, dass der Manfred garantiert wieder eine selbst gebastelte Überraschung im Gepäck hat“, so der frühere Kraftfahrer, der zuletzt bei einer Medizintechnik-Firma in Halberstadt gearbeitet hat.

In diesem Jahr hatte Manfred Horn freilich andere Adressaten im Blick: „Ich wollte die Mädchen und Jungen auf dem Weihnachtsmarkt überraschen und sie zum Selbstbau von kleinen Rentieren aus Holz einladen“, berichtet Horn. Eine Idee, die im Vorharz nicht gänzlich neu ist und die Insider sofort mit dem Namen Klaus Fuhrmann verbinden.

Der ebenfalls 66-jährige Elektriker wohnt im benachbarten Wegeleben und fertigt seit Jahren hölzerne Spielgeräte für die Mädchen und Jungen. Oder besser: Er tüftelt Ideen aus und bereitet die Teile für die Spielgeräte in wochenlanger Handarbeit in seiner Privatwerkstatt vor. Dank seines unablässigen Engagements avanciert der Stand des Heimatvereins auf dem Wegeleber Weihnachtsmarkt alljährlich zum besonderen Magneten für die Jüngsten.

Die fügen dort die Bausteine mit Hammer, Nagel und Schraubendreher zusammen und lassen so – mit Fuhrmanns tatkräftiger Unterstützung – Traktoren, Flugzeuge oder Dampfloks entstehen. Über das Spendengeld, das als Dank in die Dose klappert, freuen sich anschließend die Mitglieder des Heimatvereins, dem Klaus Fuhrmann angehört.

Dass diese Idee nun von Wegeleben nach Harsleben exportiert wird, ist kein Zufall, denn Klaus Fuhrmann und Manfred Horn verbindet mehr als die bloße Freude am Werkeln und Basteln. Sie sind zudem als Schwager verwandtschaftlich verbunden. „Folglich haben wir nicht nur einmal über unsere Bastelleidenschaften geschwatzt“, verrät Klaus Fuhrmann. „Und ich habe mir gedacht, Harsleben könnte das auch gebrauchen“, verrät dessen Schwager seine Motivation.

Manfred Horn sieht sein handwerkliches Engagement auf dem Weihnachtsmarkt als Premiere. Als rundum gelungene: „Ich habe mich sehr gefreut, dass wir in diesem Jahr mit den Kindern 25 Rentiere gebastelt haben und dafür stets mehr als fünf Euro gespendet worden sind. Alles in allem sind 140 Euro zusammengekommen“, berichtet er.

Das Material – vorgefertigte Baumschnittreste – hat der 66-Jährige von Bekannten bekommen. Und Sohnemann Alexander Horn stiftete als selbstständiger Unternehmer das nötige Bastelzubehör – Reißzwecken, Glöckchen und Schleifen.

Dass am Ende die Mädchen und Jungen aus der Kita Knirpsenkiste von der Aktion und den 140 Euro profitieren, hat einen einfachen Grund: „Anders als mein Schwager bin ich nicht in Vereinen aktiv. Und die Kinder freuen sich doch immer“, erklärt der 66-Jährige seine Motivation.

In der Kita war die Begeisterung über die gelungene Überraschung am gestrigen Donnerstag riesengroß. Nach der Übergabe bedankten sich die Knirpse mit einem Lied bei den beiden Spendern. „Wir werden die 140 Euro nutzen, um für unseren Bewegungsraum Fühlscheiben mit unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit anzuschaffen“, kündigt Kita-Chefin Nebe an. Der übrige Betrag fließe in den Kauf von neuem Bastelmaterial. „Und das hübsche Modell, das uns Herr und Frau Horn übergeben haben, bekommt in der Kita natürlich einen Ehrenplatz“, so die 43-Jährige.

Auch Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin Ute Pesselt (WG „Buko“), die beim Weihnachtsmann-Besuch zu Gast war und so auch zufällig Augenzeuge der Spendenübergabe wurde, freut sich über das Engagement: „Es ist supertoll, dass Privatleute etwas für unsere Kinder machen – das Engagement von Klaus Fuhrmann und Manfred Horn darf ruhig Schule machen.“

Die beiden Schwager wollen übrigens am Ball bleiben. Wenn Handwerker oder Privatleute dafür Holzreste als Material spendieren, sind Fuhrmann und Horn – Telefon (0 39 41) 61 39 90 – nicht abgeneigt.