Mit der Sommeraktion der Volksstimme zu Besuch im Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr Abenteuer im Panzer: Leser erkunden GÜZ
Truppen der Bundeswehr sind an zahlreichen Auslandsmissionen beteiligt. Auf diese Einsätze bereiten sich Soldaten im Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr in Letzlingen vor. Für 20 Leser der Volksstimme wurden die Tore der Kaserne geöffnet und die Technik präsentiert.
Letzlingen l Die Zeiten sind vorbei, als auf dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide mit scharfer Munition geschossen wurde. "Heute werden Gefechte mit Lasern simuliert", erklärt Oberleutnant Tino Anacker. Der Offizier hat den Teilnehmer des Volksstimme Sommerabenteuers das Gefechtsübungszentrum (GÜZ) der Bundeswehr vorgestellt. Der Truppenübungsplatz ist einer der größten, auf dem Gefechte simuliert werden können. Wie das funktioniert, erfuhren die Teilnehmer des Sommerabenteuers in der Einrüsthalle des Stützpunktes.
Fahrzeuge und Soldaten sind bei Übungen in dem Gelände mit Computern und Sensoren ausgerüstet und tragen Laseraufsätze auf den Waffen, die Geschosse simulieren. Mit ihnen werden die Fahrzeuge in der Einrüsthalle ausgestattet. Den Teilnehmern des Sommerabenteuers zeigte Tino Anacker einen Leopard Kampfpanzer, der in der Halle mit Sensoren ausgestattet werden sollte. Dessen Anblick weckte bei Leser Bernd Görges Erinnerungen an seine Zeit bei der Armee der DDR: "Damals habe ich Landungsboote gefahren und damit Panzer transportiert. Für die engen Fahrzeuge konnte ich mich damals nicht begeistern." Übungstechnik wie in Letzlingen gab es bei der Nationalen Volksarmee nicht.
Moderne Rechner an den Fahrzeugen melden Besatzungen und Soldaten, ob und wo sie bei der Übung durch Laserkanonen getroffen wurden. Ein Techniker, der seinen Namen nicht nennen möchte, erklärt das System so: "Früher konnte bei Übungen geschummelt werden. Mit dem Sensorensystem ist das nicht mehr möglich." Eine Software zeichnet Bewegungen und Verhalten der Soldaten und Fahrzeuge in Echtzeit auf. Die Informationen laufen in der Computerzentrale zusammen, in der Offiziere die Übungen über- wachen um sie am Ende mit den Beteiligten auswerten.
Der Techniker schätzt: "Pro Sekunde werden 1000 Datentelegramme zwischen den Servern und Computern ausgetauscht." Auf diese Weise entstehe eine Art "Gläserner Soldat", wie er es bezeichnet. Er meint: "Das ist für die Soldaten erstmal eine Herausforderung, wenn sie merken, dass jede ihrer Handlungen aufgezeichnet wird." Die Vorbereitung auf den Einsatz habe sich dadurch verbessert. Jährlich finden 36 Übungen im GÜZ statt, zweimal im Jahr nutzen auch Soldaten der niederländischen Armee das Gelände, um sich auf Einsätze vorzubereiten.
Nach einer Mittagspause ging es für die Sommerabenteurer weiter zu einer Rundfahrt über das Gelände des GÜZ, hinaus in die Heide. Dabei zeigte sich die Geschichte des Geländes, dass bereits seit dem ersten Weltkrieg als Truppenübungsplatz genutzt wird. Jeder Nutzer des Platzes hat im Laufe der Jahrzehnte Spuren zurückgelassen. Ein Stahlgerüst steht in der Landschaft, durch das Wehrmachtssoldaten mit Kanonen hindurchschossen. Mit Magnetspulen an dem Gerüst konnten Waffentechniker ermitteln, mit welcher Geschwindigkeit die Geschosse geflogen sind. Zu einem Bunker am Wegrand wusste Oberleutnant Anacker zu erzählen: "Der wurde durch Soldaten der Wehrmacht als Beobachtungsposten genutzt, nachdem die Sowjetarmee den Platz übernahm, sollte er gesprengt werden. Das hat jedoch nicht funktioniert, weil soviel Stahl in dem Gebäude verbaut wurde."
Was die Teilnehmer überrascht hat: Das GÜZ ist FFH zertifiziert. Tino Anacker erklärt: "Der Platz ist Flora-Fauna-Habitat. Es gibt zahlreiche Biotope, die nicht angefahren werden dürfen." Fahrzeuge können bei einer Übung nur auf ausgewiesenen Flächen betankt werden. Ölabscheider und Folien verhindern, dass Schadstoffe in den Boden gelangen.
Auf dem sogenannten Honecker-Hügel zeigte Oberleutnant Anacker den Teilnehmern, wie weit sich das Gelände erstreckt. Die 20 Meter hohe Erhebung liegt Zentral im Übungsgebiet. Von ihr aus sind es 20 Kilometer bis Haldensleben und noch etwa 8 bis Zielitz. Den etwa 500 Meter entfernt abgestellten Panzer vom Typ "Wiesel" entdecken die Teilnehmer erst spät. "Der gehört zur Übung, die gerade stattfindet", erklärt Anacker. Er vermutet, dass die Besatzung des Fahrzeuges einen Weg sichern muss. Vom Honecker-Hügel betrachtet, sieht das Fahrzeug wie ein Busch aus. "Tarnung und Täuschung gehört eben zu den Grundlagen der Ausbildung", berichtet Anacker.
Auf der Tour durch die Heide sind immer wieder Bienenstöcke zu sehen. "Imker können Stellflächen bei der Bundeswehr anmieten und ihre Völker auf dem Gelände abstellen", so Anacker. Die fleißigen Tiere sammeln unbehelligt Heidehonig. Die Fahrt geht auch durch den Ort Salchau. Bis in die 1930er Jahre lag an der Stelle ein Dorf mit gleichem Namen. Als der Platz für die Heeresversuchsanstalt ausgebaut wurde, mussten dessen Einwohner das Gelände verlassen und das Dorf wurde abgerissen. Heute stehen an der Stelle Häuser, an der Soldaten den Einsatz in Afghanistan trainieren. Außer einem Denkmal, dass an die im ersten Weltkrieg gefallenen Salchauer erinnert, zeugt nichts mehr von dem Ort. Für die Sommerabenteurer ging die Tour nach etwa fünf Stunden zu Ende. Für Besucher öffnet das GÜZ am 31. August seine Tore. Dann findet in der Einrichtung der Tag der offenen Tür statt.
Das Sommerabenteuer findet jeweils mittwochs in den Ferien statt. Sein Zweck besteht darin, Daheimgebliebenen spannende Ferien direkt vor der Haustür zu bieten. Gleichzeitig sollen die Teilnehmer Einblicke gewinnen, die ihnen der Alltag sonst verwehrt.
Seine letzte Station für dieses Jahr macht das Sommerabenteuer am kommenden Mittwoch bei der Umschlags- und Handelsgesellschaft Haldensleben (UHH). Mit dem Fahrgastschiff "Haldensleber Roland" erkunden die Teilnehmer den Mittellandkanal und die drei Häfen der Stadt. Gleichzeitig gibt UHH-Geschäftsführer Hergen Hanke Information zur Bedeutung Haldenslebens als Hafenstandort.
Interessenten können einfach den untenstehenden Coupon ausschneiden, ausfüllen und an die Volksstimme zurückschicken. Da die Zahl der Teilnehmer begrenzt ist, entscheidet das Los. Die Gewinner werden telefonisch benachrichtigt. Die Anfahrt erfolgt privat.