Geschichten aus dem Tiergarten Halberstadt Affenbande begeistert Alt und Jung
Eine Gruppe von Junggesellen ist der Garant für gute Unterhaltung im
Tiergarten Halberstadt - die Berberaffen. Langeweile ist bei den
Primaten kein Thema. Im Gehege und darüber hinaus ist ständig etwas los.
Halberstadt l "Boy", "Georg", "Charly", "Maik", "Andy", "Ricco" und "Carlo" haben praktisch immer etwas auf der Pfanne, um die Gäste des Tiergartens Halberstadt zu begeistern. "Die Berberaffen sind einfach ein Glücksgriff für uns", schwärmt Michael Bussenius, stellvertretender Leiter der Naherholungseinrichtung.
Fütterungen und Kindergeburtstage im Affengehege sind sehr beliebt bei den Halberstädtern und Gästen aus nah und fern, erzählt Bussenius. "Wichtig ist natürlich, dass die Tiere freiwillig die Kontakte zu den Gästen aufbauen." Und das sei immer der Fall. Daher habe es bisher nicht einen ernsten Zwischenfall gegeben. Auch untereinander seien die Tiere nicht aggressiv, berichtet der Zooinspektor. Jeder kennt seinen Platz in der Gruppe. Aus diesem Grund habe man sich bewusst für eine Junggesellengruppe entschieden.
"Hier gibt es keine Konklikte, weil die Weibchen fehlen." Die Affenmänner leben so harmonisch zusammen. Abgesehen von dem einen oder anderen kurzen Streit ums leckere Futter - dem sofort die Versöhnung folgt. Apropos Futter: Da stehen die Affen auf Abwechslung. Jeden Tag gibt es zwei Eimer mit Obst und Gemüse, Nüssen und Sämereien. Für die reichgedeckte Tafel sorgen seit ihrer Ankunft im Tiergarten in Halberstadt ansässige Supermärkte. "4630 Eimer mit Futter haben die Tiere seit dem verputzt", weiß ihr Chef.
Vor sechs Jahren haben die heute sechseinhalb bis 13 Jahre alten Affen ihr Gehege in den Spiegelsbergen bezogen. Der Tiergarten hat sie damals vom Zoo Rheine (Nordrhein-Westfalen) zum Nulltarif bekommen. Vom ersten Tag an hat die Rasselbande für Aufsehen gesorgt.
"Bereits am zweiten Tag nach ihrer Ankunft hatten zwei Tiere den gesicherten Gehegezaun überwunden und einen Ausflug unternommen", erinnert sich Bussenius. Die Berberaffen hatten nichts besseres zu tun, als am benachbarten Jagdschlösschen eine Hochzeitsgesellschaft auf ihre Art zu unterhalten. Sie saßen auf den Bäumen und berieselten die Gesellschaft, die sich zum Familienfoto aufgestellt hatte, mit Blättern. Zum Ärger des Fotografen.
Die Liebe zur Freiheit haben vier der sieben Affen für sich entdeckt - sie ziehen täglich in den Spiegelsbergen ihre Runden und sorgen bei den Ausflüglern für Überraschungen. Michael Bussenius hat viele Geschichten von Mensch-Affen-Begegnungen im Köcher. So auch die von der geklauten Brieftasche. Eine Besucherin vergaß, ihre Handtasche zu verschließen. Ein Affe erleichterte sie mit flinken Fingern um ihre Geldbörse, setzte sich auf einen 15 Meter hohen Baum und entleerte genüsslich die Börse. "Geldscheine und Plastikkarten flatterten vom Baum herunter", so Bussenius. Die Bestohlene, die ihr Eigentum zurückbekam, nahm es mit Humor.
Erstmals waren ab 1975 im Tiergarten Halberstadt Affen zu sehen. Zur Wende fiel die Entscheidung, auf Affen zu verzichten, weil sie nicht artgerecht gehalten werden konnten. Das Gehege sei nur 12 Quadratmeter groß gewesen, heute sind es 1200 plus Freigangzone, berichtet Michael Bussenius.