Stadtgrün Alte Bäume verschwinden in Halberstadts Zentrum
Im Wohnviertel Schuhstraße in Halberstadts Zentrum sind wieder vier alte Bäume gefällt worden, nachdem erst im vergangenen Jahr dort elf Ahorne gerodet worden waren.

Halberstadt. - Wieder sind vier große Bäume im Stadtzentrum verschwunden. Ein Fakt, der einen 15-jährigen Halberstädter dazu veranlasste, sich an die Redaktion zu wenden. „Die Altbäume sind wichtig für uns Bürger“, sagt Malte Löffler.
Der Gymnasiast ist nicht nur ehrenamtlicher Museumsbotschafter für das Gleimhaus und führt Kinder und Jugendliche durch das Museum der deutschen Aufklärung, er ist auch in der Naturschutzgruppe Halberstadt aktiv. Er mag Bäume, berichtet der Jugendliche, der in der Schule auch in der Arboreum-Arbeitsgemeinschaft tätig ist. Als er Ende Februar die jüngste Fällaktion in der Schuhstraße beobachtete, fragte er sich, warum die Bäume fallen mussten. Auf ihn hätten sie „gesund und stabil“ gewirkt. Das hätten ihm auch die Arbeiter bestätigt.
Für jede Fällung eine Genehmigung
Dass sie das eben genau nicht waren, sagt hingegen Peter Schubert. „Wir fällen nicht einfach aus einer Laune heraus Bäume“, betont der Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft WGH. „Für jeden Baum haben wir ordnungsgemäß einen Rodungsantrag bei der Stadt gestellt.“ Der für Stadtbäume zuständige Mitarbeiter Robert Truthmann ist vor Ort gewesen und habe sich die Bäume angeschaut, ehe die Abteilung Stadtgrün den Rodungsantrag im Stadtentwicklungsausschuss vorstellte und dann genehmigte.
Die Bäume hinter dem Wohnblock Schuhstraße 9 - 13 seien gerissen und „abgängig“ gewesen, das habe ihm die Abteilung Stadtgrün bestätigt. „Wir waren selbst etwas überrascht, denn als wir vor rund zwei Jahren unseren Baumbestand begutachten ließen, war die Bruchgefahr noch nicht so zu erkennen gewesen“, berichtet Schubert. Allerdings handele es sich gerade im Wohnquartier Schuhstraße um alte Bäume, die am Ende ihres Lebenszyklus stehen.
Potenzielle Gefährdung
Dazu seien viele der Bäume falsch gezogen worden, was zu Zwieselbildungen führe. Das heißt, es bilden sich zwei Stämme statt eines Hauptstamms. An diesen Stellen entstünden oft Risse, in denen Wasser stehe, das für Fäulnisprozesse im Inneren sorge. Ähnlich sei es bei falschen Baumpflegearbeiten, wenn zu große Äste weggenommen werden und sich an den Schnittstellen Höhlen bilden.
Dass diese von viele Tieren genutzt werden, sei unbestritten. „Aber wenn ein halber Baum auf einen Menschen oder die Fahrzeuge fällt, tragen wir die Verantwortung“, so Schubert. Deshalb habe man die Bäume, die an Stellplätze grenzen, gefällt. Außerdem sind zwei Bäume an einer Garage weggenommen worden, die ebenfalls Risse aufwiesen und zudem die Fundamente der Garagen angehoben hätten. Auch das stelle eine potenzielle Gefahr dar.
Ersatzpflanzungen
Dass die WGH hier den Ausbau der Straße plane, sei nicht der Grund der Fällung, widerspricht Schubert einer Vermutung des jungen Halberstädters. Der weist darauf hin, das alte Bäume viel Wasser speichern und viel Sauerstoff produzieren. „Sie kühlen und reinigen die Luft, sind natürliche Schalldämpfer und bieten eine angenehme Atmosphäre“, so Malte Löffler.
Dennoch seien manche Rodungen nicht zu umgehen, betont Peter Schubert. „Fällen kostet Geld, das macht man nicht, weil man Bäume nicht mag. Wir nehmen zudem immer Ersatzpflanzungen vor.“