1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Am Bauernhof in Dedeleben prangt NABU-Plakette

Ein schwalbenfreundliches Haus Am Bauernhof in Dedeleben prangt NABU-Plakette

Dass sich Schwalben in seinem Pferdestall sehr wohl fühlen, erlebt Landwirt Axel Heine jeden Tag auf neue, denn hier leben hunderte Schwalben. Nun prangt eine Plakette des NABU an diesem schwalbenfreundlichen Haus.

Von Ramona Adelsberger 03.08.2021, 10:20
Axel Heine, Thomas Howard und Gerhard Timme (von links) haben am Balken des Pferdestalls auf dem Bauernhof in Dedeleben, in dem hunderte Schwalben leben, die Plakette ?Schwalbenfreundliches Haus" angebracht.
Axel Heine, Thomas Howard und Gerhard Timme (von links) haben am Balken des Pferdestalls auf dem Bauernhof in Dedeleben, in dem hunderte Schwalben leben, die Plakette ?Schwalbenfreundliches Haus" angebracht. Foto: Ramona Adelsberger

Dedeleben - Im Pferdestall von Landwirt Axel Heine aus Dedeleben herrscht nicht nur ein Dauerzwitschern, sondern auch reger Flugbetrieb.

Pfeilschnell fliegen die Schwalben durch die Boxen und Gänge, immer auf der Jagd nach Fliegen, mit denen sie ihre Jungen füttern. Und Fliegen gibt es hier im Stall, in dem eine Reihe von Pferden stehen, reichlich.

Gern fliegen die Schwalben auch durch das offene Tor ins Freie, um in einer der Pfützen, die sie stets hier vorfinden, Wasser aufzunehmen. Dann geht es schnell wieder zurück ins Innere des Pferdestalls, um weiter Fliegen zu fangen.

Die Altvögel haben Schwerstarbeit zu leisten. Sie versorgen nicht nur die Jungvögel, die noch im Nest sitzen. Auch die älteren Geschwister, die schon das Nest verlassen, aber noch lange nicht selbständig sind, warten auf die Fütterung.

Zudem sind die Eltern auch für die Ausbildung des Nachwuchses zuständig. Das lässt sich in Dedeleben besonders gut beobachten, denn der Flugunterricht der Vogelschule im Reihen- und Formationsflug findet in der direkt benachbarten Reithalle des Pferdesportvereins statt, deren Tor extra für die Schwalben offen steht.

Dritte Brut des Jahres

Angesichts der Aufgabenfülle von Schwalbeneltern ist es erstaunlich, dass die Schwalben hier in Dedeleben in diesem Jahr bereits ihre dritte Brut groß ziehen.

„Das ist der klare Beweis, dass die Vögel hier bei ihnen ganz besonders gute Bedingungen vorfinden“, betont Gerald Timme, der als Vertreter des Naturschutzbundes (NABU) nach Dedeleben gekommen ist, nachdem er aus der Volksstimme über die bemerkenswerte Schwalbenpopulation auf dem Bauernhof von Axel Heine erfahren hatte. „Ich habe mich während meiner Zeit als Vorstandsmitglied des NABU speziell für die Aktion 'Schwalbenfreundliches Haus' engagiert, und nehme, auch nach meinem alters- und berufsbedingten Ausscheiden, immer gern jede Gelegenheit wahr, um Schwalbenfreunde zu besuchen und zu beraten.“

Und so hat Gerald Timme bei seinem erneuten Besuch in Dedeleben auch die Anerkennung des NABU Landesverbandes im Gepäck, die er zwischenzeitlich beantragt hat, nachdem er sich bei einem ersten Besuch davon überzeugen konnte, dass es sich hier um ein wirklich „Schwalbenfreundliches Haus“ handelt.

„Solche engagierten Schwalbenfreunde wie sie würden wir uns noch viel mehr wünschen“, sagt Gerald Timme, als er die Plakette an Axel Heine, dessen Lebensgefährtin Sabine Meyer und Mitarbeiter Thomas Howard überreicht. Und gemeinsam wird die kleine Tafel gleich in Augenhöhe an einem Balken angebracht.

Denn der Bestand an Schwalben geht immer weiter zurück. „Der Hauptgrund für diese traurige Entwicklung liegt in den zunehmenden Schwierigkeiten der Schwalben, geeignete Nistplätze und auch Baumaterial zu finden“, erklärt Gerald Timme.

Daher wirbt der NABU für eine vielgestaltete Kulturlandschaft mit reichem Insektenleben und insgesamt guten Nestbaubedingungen und bietet zudem Beratung an, wenn schwalbenfreundlichere Veränderungen geplant sind.

Front soll verändert werden

„Wir lassen den gesamten Sommer das Tor weit offen stehen, damit die Schwalben ungehindert ein- und ausfliegen können“, betont Thomas Howard, Mitarbeiter auf dem Hof.

Allerdings komme es immer wieder zu Unfällen, wenn die Schwalben nicht die Toröffnung, sondern eines der Oberlichter ansteuern, die aber verglast sind und nicht geöffnet werden können. Wenn eine Schwalbe dagegen fliegt, fällt sie zunächst wie ein Stein zu Boden.

„Wenn sie Glück hat, und eine unserer Katzen nicht gerade in der Nähe ist, kann sie sich erholen und findet nach einer Weile dann den richtigen Weg nach draußen.“

Daher sei geplant, die Front des historischen Pferdestalls so umzubauen und mit Fenstern, die im Sommer komplett entfernt werden könnten, zu versehen. „Wir werden das Projekt formulieren und dem Leader-Management vorstellen, vielleicht ist diese schwalbenfreundliche Idee den Verantwortlichen eine Unterstützung wert“, sagt Axel Heine.

Gefährliche Reise

In wenigen Wochen dann werden sich die Schwalben sammeln und gemeinsam auf eine weite Reise begeben. Ihr Ziel ist die Region südlich der Sahara, in der sie überwintern. „Auf dem Weg ins Winterquartier lauern viele Gefahren auf die Tiere“, erklärt Gerald Timme.

Besonders gefährlich sei die ägyptische Mittelmeerküste, an der in jedem Jahr Millionen von Zugvögeln mit großen Netzen gefangen werden und und als Delikatesse im Suppentopf landen. Proteste des NABU gegen diese „Tradition“ waren bisher noch nicht von Erfolg gekrönt.