Mädchen und Jungen der Kita "Spatzennest" aus Schlanstedt versuchen sich bei Zirkusprojekt und werden zu Stars in der Manege Applaus für mutige Ponyreiterin Antonia
Einen Zirkus hat es in Schlanstedt lange nicht mehr gegeben. Deshalb freuten sich kürzlich viele Einwohner über die Ankündigung. Im Mittelpunkt sollten aber nicht Künstler des Zirkus Renz stehen, sondern die Mädchen und Jungen aus der Kindertagesstätte "Spatzennest".
Schlanstedt. "Das war eine erlebnisreiche Woche", berichtet Kita-Leiterin Ingrid Ehelebe. Am ersten Tag habe es zunächst eine künstlerische Kostprobe der mitgereisten Artisten des bekannten Zirkus gegeben. Ab Dienstag hätten dann die Kinder unter fachgerechter Anleitung damit begonnen, ein eigenes Programm einzustudieren.
Die zwei- und dreijährigen Knirpse waren am Dienstagvormittag die Ersten, die unter dem Zeltdach mit Zirkuschefin Martina Renz ihre Übungen einstudierten. Die Lütten umrundeten als kleine Ponypferdchen die Manege. Bei der eigentlichen Aufführung waren sie dann in bunten Kostümen zu erleben.
"Seit fünf Jahren organisiert unser Zirkus das Mitmach-Programm mit Kindern", erzählt die Zirkuschefin. Gemeinsam mit Ehemann Egon und Sohn Marlon Renz sowie einem "Anlernling" macht der Zirkus seine Runden vor allem in Mittel- und in Norddeutschland. "Wir flechten die Kinder-Nummern in unser Programm mit den Tieren ein", skizziert die Leipzigerin, die aus einer traditionellen Zirkus-Familie stammt.
Vor mittlerweile 150 Jahren gründete Ernst Jakob Renz in Berlin den Zirkus. Heute gibt es in Deutschland mehrere Zirkus-Unternehmen, die ihre Abstammung davon allein schon mit ihrem Namen verdeutlichen.
"Das war eine erlebnisreiche Woche"
Beim Training mit den "echten" Künstlern verlieren die Kinder erfahrungsgemäß recht schnell ihre Scheu. Und: Nur wer selbst Lust hat, macht auch mit beim Zirkusprogramm. Gute Laune scheint das vielen Kindern zu machen.
Das Zirkus-Team war bereits vor längerer Zeit an die Kita "Spatzennest" herangetreten und hatte den Vorschlag für ein gemeinsames Projekt unterbreitet. Vom Elternbeirat und dem Förderverein der Kita gab es dann die Zusage. "In der Sommerzeit können wir auch mal kleine Orte besuchen", hieß es von Seiten der Zirkusleute.
Bereits nach den ersten Proben kristallisierten sich die ersten Talente heraus. Mit Marlon Renz übten die Jungen eine Lasso-Nummer ein. "Das Drehen hat Spaß gemacht und war gar nicht schwer", lautete ein Kommentar. Mit Blick auf die Vorstellung riet der Zirkusexperte: "Macht Euch schon vor dem Auftritt richtig locker."
Die Mädchen übten derweil mit dem Hula-Hoop-Reifen. Alle Kinder waren ganz aufgeregt, wenn sie daran dachten, dass sie "ihre" Zirkusnummer bald den eigenen Eltern und Großeltern zeigen würden.
Doch zunächst gab es zur Eröffnung des Sommerfestes der Kita "Spatzennest" eine gemütliche Kaffeerunde. Kurz danach versammelten sich die jungen Artisten am Tor zum Zirkusgelände. In einem Extrazelt konnten sie sich medial einstimmen und umziehen.
Inzwischen war der Sturm draußen stärker geworden und wackelte kräftig an den Leinwänden. Die Zirkustiere weideten derweil auf dem Kirchengelände. "Das wurde uns freundlicherweise von der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt", berichtete die Kita-Leiterin und dankte bei dieser Gelegenheit allen Helfern und Unterstützern des Zirkus-Projektes.
Neben den Eltern und Großeltern waren auch viele weitere Gäste zum Sommerfest erschienen. Ortsbürgermeisterin Irene Markworth kam mit einem Präsent, und zehn Bewohner des örtlichen Seniorenheims wollten sich den Höhepunkt ebenfalls nicht entgehen lassen.
Die kleine Antonia eröffnete mit einer mutigen Einlage auf dem Rücken eines Ponys die Vorstellung. Dafür gab es gleich großen Beifall. In flottem Tempo wechselten die Bilder in der Manege und im Umkleidezelt wurde es mitunter schon mal hektisch.
Nicht "verschont" wurde auch Kita-Leiterin Ingrid Ehelebe. Sie musste Ziegenbock Hans-Peter bändigen - eine alles andere als leichte Aufgabe. Unter den begeisterten Zirkus-Zuschauern waren an diesem Tag auch zwei ihrer Vorgängerinnen. Sieglinde Hübner, die heute Vorsitzende des Schlanstedter Heimatvereins ist, freute sich, viele Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen wieder zu sehen.
"Seit fünf Jahren organisieren wir das Mitmach-Programm"
Das ging auch Marianne Mundt so. Die 88-Jährige hatte insgesamt 32 Jahre lang als Krippenleiterin gearbeitet. "Wir hatten damals 48 Plätze, die fast immer voll ausgenutzt waren", berichtete sie. "Die Bäume hier auf dem Gelände habe ich noch selbst gepflanzt."
Der erste Kindergarten entstand in Schlanstedt der Chronik zufolge unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg aus einem sogenannten Erntekindergarten. Das 60-jährige Bestehen der Einrichtung wurde bereits feierlich begangen. Jetzt hoffen alle Mitarbeiter und die Eltern aus dem Ort, dass es auch künftig genügend Kinder in dem Huy-Ortsteil gibt, um das sanierte Haus auch auf lange Sicht als Tagesstätte für die jüngsten Einwohner von Schlanstedt gut nutzen zu können.