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Architektur Exklusive Adresse in Halberstadt

Domplatz 34 ist eine Adresse in Halberstadt, die nicht nur eine exklusive Lage verspricht. Es ist die 261 Jahre alte Domdechanei.

Von Jörg Endries 02.12.2017, 18:00

Halberstadt l Das repräsenta­tive Gebäude Domplatz 34 ist mittlerweile Verwaltungssitz der Primed Halberstadt Medizintechnik GmbH und der HA2 Medizintechnik GmbH. Die Primed-Firmengruppe, die 1992 in Halberstadt aus der Taufe gehoben wurde, hat heute mehrere Produktionsstandorte im In- und Ausland und beschäftigt etwa 500 Mitarbeiter. Neben der Geschäftsführung sitzen die Buchhaltung, die Hauptverwaltung, der Einkauf und der Vertrieb am Domplatz 34.

Etwa vier Jahre aufwendiger Sanierungsarbeiten waren notwendig, um das Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Bei den Planungen, die das Halberstädter ­Architekturbüro Hülsdell & Hallegger begleitete, habe sich der mittlerweile verstorbene Firmen­chef intensiv mit eingebracht, berichtet eine Unternehmenssprecherin während eines exklusiven Rundganges mit der Volksstimme. Über die Investitions­summe schweigt sie sich aus. Außerdem herrscht im Haus ein striktes Foto-Verbot – auch für die Volksstimme. Aus Sicherheitsgründen.

Praktisch nichts sei unangetastet geblieben. Die Dächer des Haupthauses und der Seitenflügel, in denen sich einst die Hausmeisterwohnung auf der einen und eine Turnhalle auf der anderen Seite befand, sind mit Schiefer neu eingedeckt worden. Besonders arbeitsintensiv sei die Reparatur der schadhaften Sandsteinfassade gewesen. Die detailgetreue Sanierung geht soweit, dass selbst einer der steinernen Löwen, die auf den Pfosten des Eingangstores sitzen, und dem ein Schwanz fehlte, jetzt wieder einen hat.

Völlig neu gestaltet ist der Hof. Grünflächen fassen den kopfsteingepflasterten Hof ein. Gusseiserne Laternen runden das äußere Bild des Barockbaus ab. Die Jury des städtischen Fassadenwettbewerbs würdigte die Arbeit mit einem ersten Platz.

Innen atmet das Palais Geschichte. Nach der feinfühligen und mit viel Liebe erfolgten Sanierung vielleicht noch intensiver, als es vorher der Fall war. Das 18. Jahrhundert ist präsent. Säulen zieren die Empfangshalle, holzvertäfelte Wände, warme Farben, messingfarbene Deckenleuchten, zwei imposante barocke Schränke, die seit einer Ewigkeit dort stehen und restauriert wurden. Nur die Menschen, die im Haus arbeiten, holen den Betrachter wieder ins Heute zurück. Hinter den Türen verbergen sich großzügige Büros und Beratungsräume – teils im alten Stil restauriert, teils mit modernen Büromöbeln ausgestattet. Ein Mix, der diese besondere Atmosphäre ausmacht. In einem Beratungsraum steht wohl der exklusivste Fernsehschrank. Das mit Intarsienarbeiten geschmückte Möbel, das einen LED-Fernseher birgt, stammt aus dem 18. Jahrhundert und hat eine interessante Geschichte. Er gehörte einst dem Gleimhaus Halberstadt. Aus Platzgründen verkaufte das Museum den Schrank. Der Primed-Geschäftsführer stieß im Internet auf das imposante Stück, wo es zum Verkauf stand und erwarb es.

Restauriert präsentiert sich ebenfalls der schöne Saal im ersten Obergeschoss mit den dunkel vertäfelten Wänden und den Kristallkronleuchtern. Kurz nach der politischen Wende tagte dort unter anderem über mehrere Jahre der Kreistag, Konzerte füllten den Raum mit Musik. Derzeit wird der Saal nicht genutzt. Für hausinterne Beratungen sei er zu groß.

Ein Bericht in der Volksstimme vor sechs Jahren über die anstehende Versteigerung des Domplatzes 34 weckte das Interesse des damaligen Geschäftsführers der Primed Gruppe und beflügelte seine Fantasie – der Traum vom Firmensitz an einer der besten Adressen der Kreisstadt. Und es sollte kein Traum bleiben. Im August 2011 bot der Halberstädter bei der Versteigerung erfolgreich mit und setzte sich gegen immerhin 128 Kaufinteressenten durch. Für 255.000 Euro erhielt er den Zuschlag.