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Volksstimme-Serie über die Kandidaten für Halberstädter Oberbürgermeisteramt Auf einen Kaffee mit Volkmar Hofmann

Von Sabine Scholz 19.08.2013, 03:30

Halberstadt l Gradlinigkeit, das ist ihm wichtig. Und zu dem zu stehen, was man tut. Volkmar Hofmann mag keine Menschen, die die Schuld immer bei anderen suchen. "Was ich gemacht habe, habe ich selbst gemacht", sagt er. Und das schließe Fehler mit ein, ergänzt der 59-Jährige selbstbewusst.

Deshalb erzählt er auch gleich, dass er bei Dingen, die ihm nicht so wesentlich sind, schon mal träge ist. Mit der Kündigung einer Parteimitgliedschaft beispielsweise. "Kurz nach der Wende bin ich in die CDU eingetreten, weil die damals schon gut strukturiert waren. Inhaltlich hat es aber dann doch nicht gepasst", erzählt der Selbstständige. "Ich war nie auf einer Mitgliederversammlung, ausgetreten bin ich aber offiziell erst im Januar", sagt er und muss schmunzeln. "Man ist wie man ist."

Bei anderen Themen wird er leidenschaftlich. Wenn es um die Jugendarbeit in der Stadt geht zum Beispiel, oder um die Finanzfragen. "Man muss nicht immer alles am Geld festmachen", sagt er. "Mir wird viel zu oft zu erst nach dem Geld gefragt statt nach den Inhalten. Dabei sind die wichtig, und dann kann man nach neuen Ideen suchen, um das, was wichtig ist, auch zu erhalten oder weiterzuentwickeln." Viele Gespräche, kreative Ideen seien gefragt, sagt er.

Der getrennt lebende Hofmann weiß, wovon er spricht. Seit 1990 ist er selbstständig, besitzt und betreibt den Jugendklub "Salut" und ist Betreiber eines Gestaltungs- und Marketingnetzwerkes. Viel zu arbeiten ist nichts Neues für den Vater zweier erwachsener Töchter. "16 bis 18 Stunden sind eher die Norm", sagt er. Freizeit gibt es da nicht. Aber was er tut, macht ihm Spaß, daraus schöpft er auch Kraft.

Der Kontakt zu Menschen liegt ihm, er kann zuhören, wendet sich dem Gegenüber zu und setzt sich schon mal bei den Behörden für jemanden ein, der sich ausgeliefert fühlt und nicht so recht weiß, wie er für seine Rechte eintreten soll. Wenn es auch dank solcher Unterstützung gelingt, junge Menschen in Arbeit zu bringen, erfüllt ihn das mit Stolz.

"Und was er zusagt, hält er auch ein", wirft Tochter Carina ein. Sie studiert nach einer Ausbildung zur Krankenschwester in Halberstadt nun Psychologie in Magdeburg und Dorina beginnt im Herbst ihr Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Leipzig. Die große Tochter ist hörbar stolz auf ihren Vater, bewundert seine Leidenschaft in der Arbeit und seine Anspruchslosigkeit seinen Lebensumständen gegenüber. "Er kommt mit ganz wenig aus", sagt sie.

In seinem Jugendklub organisiert er Veranstaltungen, für Kinder und für Jugendliche, kommt in Kontakt zu den Eltern und Großeltern. "Ich kenne die Sorgen und Nöte der Menschen", sagt er nachdenklich. Auch aus der eigenen Familie weiß er, wie schwierig es ist, wenn man plötzlich in die Harzt-IV-Schublade gesteckt wird. Er kennt die Schattenseiten der Stadt, und das nicht nur, weil ihn der Job zu einem Nachtmensch gemacht hat.

Volkmar Hofmann lebt seit 1972 in Halberstadt, geboren wurde er in Bernburg, aufgewachsen ist er in Quedlinburg. Als man in Quedlinburg das Musiktheater quasi auflöste, gingen seine Eltern nach Halberstadt - sein Vater war Orchestervorstand und Waldhornspieler, seine Mutter Orchesterwartin und sang im Extrachor des Theaters. "Ich bin also kulturell vorbelastet", sagt Hofmann, der im Eisenhüttenwerk Thale seine Berufsausbildung mit Abitur zum Instandhaltungsmechaniker absolvierte. Sein Traumstudium zum Technischen Offizier der Handelsflotte verhagelte ihm die Gesundheit. "Was aber dazu führte, dass ich nie in der NVA gedient habe." 1974 wird er kulturpolitischer Mitarbeiter im Rat der Stadt Halberstadt, berufsbegleitend absolviert er ein Fernstudium zum Staatswissenschaftler und übernimmt dann 1984 den neugebauten Jugendklub "Salut". "Nebenbei" hat er vorher schon als DJ in der "Yvetta" aufgelegt, dort lernt er auch seine Frau kennen, die er neun Jahre später heiratet. Dass sie heute getrennt leben, hat wohl mit unterschiedlichen Lebensentwürfen zu tun. "Aber wir verstehen uns immer noch", sagt er.

Dass er mit fast 60 noch immer einen Jugendklub betreibt, ist für ihn kein Widerspruch. "Klar lässt sich das Alter nicht leugnen, das hinterlässt halt seine Spuren. Neulich bekam ich den Spitznamen Gandalf", erzählt er lachend. Wichtig ist ihm, dass er noch immer das Vertrauen junger Menschen genießt, dass sie ihn ernst nehmen, respektieren. "Das gelingt nur, wenn man authentisch ist", sagt Volkmar Hofmann. Und seine Kandidatur? "Damit ist mir sehr ernst. Ich habe mir das gut überlegt, denn wenn ich etwas anfange, ziehe ich das auch durch", so der Mann, der gerne Nachrichten sehr genau analysiert und fragt: Wem nutzt es? "Da lassen sich viele Informationen ganz neu einordnen", sagt er.