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Richtiges Verhalten auf Bahnhöfen, in Zügen und an Bahnanlagen geprobt Aus Spiel kann tödlicher Ernst werden

Von Gerald Eggert 17.09.2011, 04:26

Für 120 Mädchen und Jungen aus Kindergärten und Schulen in Halberstadt und Umgebung hieß es am Mittwoch Treffpunkt Hauptbahnhof. Dorthin hatten der HarzElbeExpress (HEX), die Bundespolizei, der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt und die Bahnhofsmission zu einem Sicherheitstraining eingeladen.

Halberstadt. Rund 480 Schülerinnen und Schüler haben in den vergangenen zwölf Monaten am vom HEX organisierten Sicherheitstraining in Halberstadt, Halle und Magdeburg teilgenommen. In der Harzer Kreisstadt sei das Interesse so groß, dass per Los entschieden werden muss, welche Klassen teilnehmen dürfen, war von HEX-Geschäftsführer Andreas Putzer zu erfahren.

Diesmal war es die dritte Klassenstufe der Goethe- und der Diesterweg-Grundschule sowie Gruppen aus den Kindergärten "Zwergenland", "Benjamin Blümchen", "Kunterbunt" und "Kinderland" vorbehalten, im Bahnhofsgebäude, auf dem Bahnsteig und in einem Triebwagen alles über das richtige Verhalten auf einem Bahnhof und im Zug zu erfahren.

Nacheinander absolvierten die Kinder vier Stationen. Begonnen wurde in der Bahnhofsmission, wo ihnen der Leiter Constantin Schnee und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter die Notwendigkeit und die vielfältigen Aufgaben dieser Einrichtungen auf Bahnhöfen erklärten. Die meisten Kinder erfuhren zum ersten Mal etwas über die Bahnhofsmission und waren erstaunt, wievielen Menschen dort täglich geholfen wird. Was für sie alle ein Spaß war, gehört zum Alltag der Mitarbeiter: Um den Mädchen und Jungen die Funktionsweise einer mobilen Hebebühne, mit der normalerweise schwere Rollstühle in den Waggon befördert werden, deutlich zu machen, wurden sie zur Mitfahrt eingeladen und zum Gleis 1a gefahren, wo sie einen für den Tag extra bereitgestellten HEX-Triebwagen bestiegen.

"Bahnanlagen sind keine Abenteuerspielplätze"

Dort verwiesen Kundenbetreuer unter anderen auf die Nutzung von Nothilfeeinrichtungen "nur in Not- und Gefahrensituationen" hin. Sie sprachen sich für eine ordentliche Müllentsorgung und gegen Vandalismus und Graffiti in den Zügen aus. Mitarbeiterinnen der NASA klärten über das Verhalten im Fahrgastraum auf und demonstrierten die Benutzung von Fahrkartenautomaten.

Spannend wurde es auf dem Führerstand, wo Ausbildungslokführer Holger Maaß den Kindern nicht nur die moderne Technik und die Aufgaben eines Lokführers erläuterte und auf zahlreiche Fragen antwortete, sondern sie auch die vielen Hebel und Tasten bedienen ließ.

An den nächsten Stationen war die Bundespolizei aktiv. Polizeiobermeisterin Sabrina Fuchs und Polizeihauptmeister Pierre Poppe machten den Kindern deutlich, dass das Spielen auf Bahnhöfen und Bahnanlagen sehr gefährlich und das Überqueren der Gleise streng verboten ist: "Bahnanlagen sind keine Abenteuerspielplätze." Sie warnten vor Übermut und Leichtsinn, erläuterten die Hinweisschilder und forderten auf, diese und die Durchsagen unbedingt zu beachten. Denn durch Unachtsamkeiten könnten ganz schlimme Unfälle passieren.

Polizeihauptmeister Ingo Kühl stellte an einer Modelleisenbahn anschaulich dar, welche Gefahren an Bahnübergängen bei falschem Verhalten lauern. Unter anderem wies er darauf hin, den Sicherheitsabstand zu den Gleisen einzuhalten und geschlossene oder per Lichtsignale gesicherte Bahnübergänge niemals zu missachten oder versuchen auszutricksen.

Das Nichteinhalten von Verhaltensregeln am Bahnübergang, Leichtsinn, Übermut und grober Unfug seien schon oft Ursache für schwere Unglücke, bei denen neben einem zumeist hohen Sachschaden auch Menschenleben zu beklagen waren. "In Lebensgefahr begibt sich ebenfalls, wer über die Gleise läuft, um den Weg abzukürzen", warnte der Präventionsbeauftragte der Bundespolizeiinspektion Magdeburg.

"Ein jeder sollte bedenken, dass ein unbefugter Aufenthalt im Gleisbereich tödliche Folgen haben kann", gab Ingo Kühl den Kindern mit auf den Weg. Auch wenn ein Triebfahrzeugführer Personen erkennt oder eine ungewöhnliche Situation ausmacht, ist nicht garantiert, dass der Zug trotz Gefahrenbremsung rechtzeitig zum Stehen kommt. Denn der Bremsweg bei Zügen mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h kann bis zu 1000 Metern betragen. Was mit der Modellbahn und den Plastikfiguren spielerisch dargestellt wurde, könnte dann tödlicher Ernst werden.