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Austausch Mehr Frankreich für den Harz

Harzer Hoteliers und Gastronomen wollen mit ihren französischen Kollegen aus dem Departement Territoire de Belfourt enger kooperieren.

Von Frank Drechsler 09.05.2019, 13:00

Belfourt l Angestrebt werden soll aber nicht nur ein Austausch auf Ausbildungsebene. Kulinarische Spezialitäten könnten ebenfalls in der jeweils anderen Region präsentiert werden, hieß es von Seiten der Harzer Teilnehmer der Delegation nach der einwöchigen Stippvisite in Frankreich.

„Die Gespräche waren vielversprechend. Große Touristenströme erwarten wir natürlich noch nicht. Sich gegenseitig Tipps und Tricks geben aber schon.“, sagt Jens Träger, Direktor vom Romantik-Hotel am Brühl in Quedlinburg und Mitglied des Dehoga-Kreisvorstandes Harz. Für Erstaunen hatte bei den deutschen Gästen allerdings der Umstand gesorgt, dass es in Frankreich anscheinend deutlich größere bürokratische Hürden gibt, als hierzulande. „Dinge auf dem kurzen Dienstweg einfach mal so organisieren, das geht dort nicht so einfach“, sagt der Treseburger Hotelier und Gastronom Heinrich Nürnberg.

Der Ehrenvorsitzende des Dehoga-Kreisverbandes Harz betonte in diesem Zusammenhang, dass man hierzulande in manchen Dingen deutlich weiter sei. Nürnberg: „Wir haben hier im Harz schon viele unserer Vorhaben umgesetzt, die dort gerade erst im Entstehen sind. Wichtig ist jetzt aber erst einmal, dass wir unsere geplanten Vorhaben substanziell unterfüttern. Schon 2020 könnte es konkret werden.“

Ralf Grimpe, Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Wernigerode, unterstreicht das Anliegen dieses Ausflugs unter verschiedenen Aspekten. Er sagt: „Wir unterstützen natürlich das Anliegen der Dehoga. Kurzfristige Wirtschaftsanliegen stehen dabei nicht im Vordergrund.“ Und: „Wir verfolgen vielmehr auch hier den Gedanken der Nachhaltigkeit und haben mit unserem Besuch erlebbare Weltoffenheit wie auch kürzlich bei unseren vietnamesischen Freunden demonstriert.“

Die Partnerschaft des Landkreises mit Belfourt, einer strukturell ähnlich ausgerichteten Region wie der Harz, hat damit eine neue Facette bekommen. Der Vertrag war unlängst von beiden Partnern für weitere drei Jahre verlängert worden. Organisiert werden die Begegnungen in der Stabsstelle Standortförderung des Fachbereiches Strategie und Steuerung beim Landkreis Harz.

Von hier aus halten Jennifer Heinrich und Anja Ulrich engen Kontakt zu den Ansprechpartnern des Departements. „Wir wollen die Aktivitäten in den folgenden Jahren auf den wechselseitigen Austausch von jungen Menschen auf kultureller, sportlicher und touristischer Ebene konzentrieren“, sagt Anja Heinrich. Darüber hinaus gibt es schon länger auch ernsthafte Bestrebungen, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Gebietskörperschaften zu stärken.

Dass das generell gut funktioniert, haben verschiedene Veranstaltungen gezeigt. So habe sich nicht nur der Harzkreis Ende 2017 erfolgreich in Frankreich präsentiert. Auch der Kinderchor des Landesgymnasiums für Musik wurde bei zwei Konzerten in der örtlichen Kathedrale gefeiert. Desweiteren wurden auf dem Weihnachtsmarkt in Belfort Harzer Produkte vorgestellt.

In diesem Jahr soll daran angeknüpft werden. So ist unter anderem im Sommer die Fortsetzung des Jugendaustauschs zwischen dem VHS-Bildungswerk und der französischen Organisation Epide vorgesehen. Territoire de Belfort ist seit 1995 ein befreundeter Partner des Landkreises Harz.

Die Idee zur Gründung einer kommunalen Partnerschaft geht auf das couragierte Wirken von Louis Bertrand zurück. Bertrand war Häftling im Konzentrationslager Langenstein-Zwieberge und hatte sich zeitlebens der Aufarbeitung der historischen Ereignisse und dem Dialog mit den nachfolgenden Generationen gewidmet. 2007 ist die Partnerschaft im Rahmen der Kreisreform im Land Sachsen-Anhalt auf den neugegründeten Landkreis Harz übergegangen.

Das Departement liegt im Osten des Landes in der Region Franche-Comté, Hauptort ist Belfort. Das Departement zählt rund 143 000 Einwohner. Die Wirtschaftsstruktur wird durch Kraftwerksanlagenbau, Elektro- und Elektronikindustrie, Automotive-Industrie, Maschinenbau und Tourismus bestimmt. Soziale Kinder- und Jugendarbeit, Kultur- und Denkmalpflege, Geschichtsaufarbeitung, Tourismus, Wirtschaft sowie die Erfahrungen in der Regionalvermarktung sind die Hauptthemen.

Im September 2014 wurde erstmals ein junger Mann im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes für ein Jahr als „Harzer Botschafter“ nach Belfort entsandt. Er soll nicht der letzte sein.