1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Stadtsanierung: Bagger rückt am Kühlinger Tor in Halberstadt an

Stadtsanierung Bagger rückt am Kühlinger Tor in Halberstadt an

Die Tage des einstigen Einrichtungshauses im Zentrum Halberstadts sind gezählt. Der Abriss beginnt. Das planen die Investoren.

Von Sabine Scholz 12.10.2023, 09:15
Ein im Frühjahr fotografierter Blick auf das einstige Einrichtungshaus am Kühlinger Tor in Halberstadt. Das seit fast drei Jahrzehnten leerstehende Gebäude wird nun abgerissen und weicht einem fünfgeschossigen Neubau.
Ein im Frühjahr fotografierter Blick auf das einstige Einrichtungshaus am Kühlinger Tor in Halberstadt. Das seit fast drei Jahrzehnten leerstehende Gebäude wird nun abgerissen und weicht einem fünfgeschossigen Neubau. Foto: Ulrich Schrader

Halberstadt - Der Bagger ist angerückt am alten Möbelhaus am Kühlinger Tor in Halberstadt. Die Abrissarbeiten starten auf dem Dach. In den kommenden Tagen sind dann die Mauern dran.

Nachdem vor gut drei Wochen die Arbeiten zur Entkernung des denkmalgeschützten DDR-Flachbaus im Stadtzentrum begonnen hatten, geht es nun der Gebäudehülle an den Kragen.

Kampfmittelräumer müssen noch mal ran

Vor dem Abriss ist eine ausführliche Dokumentation des Gebäudes für die Denkmalschutzbehörden erfolgt, berichtet Architektin Anne Herbst, die sich gestern gemeinsam mit Olaf Herbst und Saskia Weber von der Immac Sozialbau GmbH vor Ort umsah. Die Abrissarbeiten auf dem Areal werden vermutlich bis Ende des Jahres dauern.

„Das hat mehrere Gründe“, erklärt Saskia Weber. Während der Abriss des oberirdischen Teils des Gebäudes Alltagsgeschäft für das beauftragte Unternehmen ist, müssen beim Rückbau des Fundamentes einige Dinge beachtet werden. „Da werden wir eine Baubegleitung haben – durch Archäologen und den Kampfmittelbeseitigungsdienst“, berichtet Saskia Weber.

Denn die alte Bodenplatte wird entfernt und damit das darunter liegende Erdreich berührt. Was in Sachsen-Anhalt laut Gesetz immer die Archäologen auf den Plan ruft, Und die Kampfmittelräumer müssen ran, weil sich noch immer Blindgänger im Erdreich befinden könnten – auch wenn die Bombardierung des Stadtzentrums inzwischen 78 Jahre zurückliegt.

Zwar werde der geplante Neubau keine herkömmliches Fundament bekommen, vorgesehen sei eine Pfahlgründung (wie sie auch für die Neubauten der Lindenhofterrassen erfolgte), aber da dafür tiefer ins Erdreich vorgedrungen werden muss, ist Vorsicht geboten.

Auch im Umfeld des einst in den 1970er Jahren errichteten Möbelmarktes müsse einiges getan werden, so Saskia Weber. So steht zum Beispiel noch ein kleines Heizwerk auf dem Areal.

Architektin Anne Herbst (Mitte), mit Planer Olaf Herbst  (links) und Saskia Weber von der Immac Sozialbau GmbH am ehemaligen Einrichtungshaus.
Architektin Anne Herbst (Mitte), mit Planer Olaf Herbst (links) und Saskia Weber von der Immac Sozialbau GmbH am ehemaligen Einrichtungshaus.
Foto: Sabine Scholz

Hamburger Investoren

Mit den Arbeiten für den Neubau werde man vermutlich im zweiten Quartal 2024 beginnen, so die Projektleiterin. Die Baugenehmigung ist erteilt, aber noch müssten zahlreiche Fragen geklärt werden. „Zum Beispiel ob wir herkömmlich oder in Modulen bauen“, sagt die Diplom-Ingenieurin. Was auch Einfluss auf die Kostenentwicklung haben dürfte. In den ersten Gesprächen mit den Investoren war von rund 20 Millionen Euro für das Neubauvorhaben die Rede.

2020 hatte die Immac Verwaltungsgesellschaft mbH Hamburg das Areal erworben, das nach der deutschen Wiedervereinigung von dem Einrichtungsunternehmen Porta gekauft worden war. Wenige Jahre später wurde das Haus geschlossen. Bemühungen von Porta, das rund 3500 Quadratmeter große Areal zu verkaufen, blieben lange erfolglos.

Bis sich das Hamburger Unternehmen interessiert zeigte. Geplant ist ein Pflegeheim mit 120 vollstationären Pflegeplätzen, das sich vom Erdgeschoss bis hin zum dritten Obergeschoss erstreckt. Weiterhin sieht die Planung oberhalb des Heims ein Geschoss mit 17 Service-Wohnungen vor. Das Service-Wohnen sei für Menschen ab 60 Jahren oder Pflegebedürftige konzipiert, die so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden wohnen wollen. Dazu gehöre ein buchbares Servicepaket.

Bauzeit von rund 18 Monaten

Das neue Seniorenzentrum soll laut Investor eine maximale Höhe von 18 Metern haben und sich damit der Nachbarbebauung anpassen. Das in U-Form entstehende Haus besitzt in südlicher Ausrichtung – zur Walther-Rathenau-Straße hin - einen Innenhof mit einer Grünfläche und Wegen. Dort befinden sich auch Balkone für die Gemeinschaftsbereiche.

Für den Neubau rechne man mit einer Bauzeit von 16 bis 18 Monaten, sagt Saskia Weber. Für die Bauzeit wird auch ein Teil der angrenzenden Grünfläche gebraucht. „Wir schützen die Bäume ordentlich, bevor wir hier Material lagern, das wir vom alten Gebäude weiter verwenden wollen. Anschließend wird die Grünfläche natürlich wieder ordentlich hergerichtet“, so die Hamburger Projektleiterin.