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Bahnverkehr Schneefräse macht Strecken im Harz frei

Nach dem Schneechaos rollen zwischen Halberstadt, Goslar und Wernigerode wieder Züge. Doch hinter anderen Harz-Strecken stehen Fragezeichen

Von Dennis Lotzmann 13.02.2021, 01:14

Halberstadt/Wernigerode l Nun sind weitere Eisenbahn-Strecken im Harzkreis wieder befahrbar: Matthias Neumann, Sprecher des Nahverkehrsanbieters Abellio, hat Freitagbend, 12. Februar, um 20.17 Uhr darüber informiert, dass Testfahrten zwischen Halberstadt, Quedlinburg und Thale sowie nach Blankenburg, Wernigerode und Goslar zumindest punktuell erfolgreich verlaufen seien. Am Nachmittag hatte Abellio diese Strecken mit Triebwagen abgefahren, um zu prüfen, ob die Gleise und Bahnanlagen ausreichend freigeräumt sind. Wenig später konnte Neumann die Ergebnisse kommunizieren: „Ab Samstag rollt es zwischen Halberstadt, Wernigerode und Goslar wieder. Grünes Licht gibt es auch zwischen Halberstadt und Quedlinburg.“ Weiter nach Thale und auf der Strecke von Halberstadt nach Blankenburg sei es aber noch problematisch. „Wir wollen es aber versuchen.“

Zuvor hatten die ergiebigen Schneefälle im Zusammenspiel mit starken Verwehungen den eigentlich robustesten Verkehrsträger ganz besonders heftig ausgebremst. Ab Sonntag stand zwischen Halle-Aschersleben und Halberstadt ebenso alles still wie zwischen Magdeburg und dem Harz. Erst in den Folgetagen normalisierte sich die Lage schrittweise. Zunächst kämpften sich die Räumteams der Deutschen Bahn bis Aschersleben vor, dann ging es von dort via Wegeleben nach Halberstadt. Die Haupttrasse Magdeburg-Halberstadt ist erst seit Freitag wieder mit Regionalexpress-Zügen befahrbar.

Am Donnerstag konzentrierten sich die Räumexperten der Bahn bereits auf die von Halberstadt westwärts führenden Trasse nach Wernigerode-Goslar sowie in Richtung Quedlinburg-Thale. Überall kam schweres Räumgerät in Form von Schneefräsen zum Einsatz.

Der für Bahntrassen entscheidende Aspekt: Die Fräse nimmt den Schnee mittels zwei Vorschneidepropellern auf und schleudert ihn anschließend über zwei Auswurfkamine bis zu 50 Meter weit seitlich weg, sodass er komplett aus dem Gleisbereich entfernt wird. Möglich wird das nach Angaben eines Bahnsprechers dank der Leistung von zweimal 334 Kilowatt, mit der die beiden Schneidpropeller und Schleudern auf bis zu 2300 Umdrehungen pro Minute gebracht werden können. Die 30 Tonnen schwere Fräse fährt dabei nicht mit Selbstantrieb, sondern wird von einer Lok geschoben.

Mit dieser Technologie lassen sich selbst große Schneemengen und Verwehungen entfernen. Das war nach Angaben von Abellio-Sprecher Neumann auch im Harz das Problem: Teilweise seien die Gleiskörper in den Bahnhöfen bis auf Bahnsteig-Höhe – bei modernen Bahnhöfen üblicherweise 76 Zentimeter über den Schienen – komplett mit Schnee bedeckt gewesen. „An Bahnübergängen hatten wir teilweise auch das Problem, dass die frei gefrästen Gleise vom Straßenwinterdienst wieder zugeschoben wurden“, berichtet Neumann. Die Deutsche Bahn bringt nach eigenen Angaben bei Bedarf in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bis zu 2000 Mitarbeiter im Räumdienst zum Einsatz. Das dürfte aktuelle der Fall gewesen sein.